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Honigtot (German Edition)

Honigtot (German Edition)

Titel: Honigtot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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auch niemand gefolgt?“
    „Nein. Ich habe das Taxi extra einen Umweg fahren lassen.“ Marlene lachte zwitschernd auf, als hätte Deborah soeben etwas äußerst Lustiges von sich gegeben.
    Der Champagner kam und sie prosteten sich zu. Für einen etwaigen Beobachter schienen die beiden Damen nichts weiter als Albernheiten auszutauschen.
    „Warum hast du dich eigentlich so verspätet?“, wollte Deborah wissen und nippte dabei nur an ihrem Glas.
    „Weil ich im Gegensatz zu dir verfolgt wurde. Der Kerl war gut. Ich konnte ihn einfach nicht abschütteln.“
    „Und wie bist du ihn schließlich doch losgeworden?“
    „Gar nicht. Ich habe ihn getötet.“
    Deborah hätte beinahe ihr Glas fallengelassen. Völlig entgeistert starrte sie ihre Freundin an.
    „Darum muss ich noch in dieser Stunde verschwinden. Wir sehen uns heute zum letzten Mal. Nun sieh mich nicht so an. Reiß dich zusammen. Jemand von Ernsts Freunden sieht zu uns herüber.“ Marlene prostete ihm lächelnd zu und Deborah hob mechanisch ihr Glas. Mit einem Mal veränderte sich Marlenes Ausdruck. Das Lächeln rutschte aus ihrem Gesicht, als hätte es jemand mit einer Bewegung ausgelöscht.
    Langsam stand sie auf und das, was sie sah, schien sie mit tiefem Entsetzen zu erfüllen. Erschrocken starrte Deborah zu ihr hoch. Urplötzlich stürzte Marlene den Tisch um, zerrte Deborah dahinter in Deckung und warf sich mit ihrem gesamten Körper der Länge nach auf sie. Das alles spielte sich blitzschnell in wenigen Sekunden ab. Deborahs Verstand blieb kaum Zeit, Marlenes merkwürdiges Gebaren zu verarbeiten, als eine gewaltige Explosion das Café in seinen Grundfesten erschütterte. Deborah glaubte, ihr gesamter Körper würde von Schmerz zerrissen und sie verlor augenblicklich das Bewusstsein.

 
     

    Kapitel 4 5
     
     
    Das Universum stand still. Deborah fühlte sich merkwürdig losgelöst, als würde sie außerhalb ihres Körpers atmen, auf der Suche nach der Welt.
    Als sie erwachte, wusste sie nicht, wie viel Zeit vergangen war. Sie hörte Schreie und Stöhnen, aber alles klang sehr gedämpft, die Töne wie in Watte getaucht. Der Geruch nach Feuer und verbranntem Fleisch löste Übelkeit in ihr aus.
    Deborah würgte und glaubte, sich übergeben zu müssen. Dabei bekam sie kaum Luft, da etwas Schweres auf ihrem Brustkorb lastete - etwas, an das sie sich erinnern musste. Doch noch war sie unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Ein Gegenstand mit harten Konturen lag unter ihrer Hüfte und drückte schmerzhaft dagegen. Sie versuchte, sich vorsichtig zu bewegen. Unmöglich. Das schwere Gewicht auf ihrer Brust nagelte sie förmlich auf dem Boden fest. Dann spürte sie unvermittelt etwas Weiches, das ihr Gesicht kitzelte, etwas Vertrautes, das trotzdem irgendwie nicht hierhergehörte. Unter all den furchtbaren Gerüchen, die sich um sie herum weiter verbreiteten, stieg ihr der kaum wahrnehmbare Hauch von etwas Frischem in die Nase.
    Etwas Verstörendes zündete jäh in ihrem Kopf. Erschrocken krächzte Deborah: „Marlene!
    Zögerlich wie ein stotternder Motor setzte ihr Verstand wieder ein und mit ihm kamen die Fragen. Wie kam sie hierher? Was war passiert?
    „Hier sind tatsächlich noch zwei Frauen. Da, hinter dem Tisch! Helft mir“, rief eine Stimme ganz in ihrer Nähe und dann versank Deborah erneut in der Schwärze.
     
    Das Licht schmerzte. Sie konnte es sogar durch die geschlossenen Lider sehen. Sie wollte ihre Augen nicht öffnen. Aber da war diese aufdringliche Stimme, die sie unbedingt dazu bringen wollte. Warum ließ man sie nicht noch ein Weilchen in Frieden schlafen? Sie sehnte sich nach Ruhe und Stille.
    Jemand griff nach ihrer Hand und fühlte ihren Puls. „Sie wacht auf“, sagte eine zweite Stimme.
    Nein , dachte Deborah. Ich wache nicht auf. Lasst mich. Ich will nicht in die Schule gehen. Ich bin krank.
    „Maria? Kannst du mich hören? Wach auf.“ Wieder diese aufdringliche Stimme.
    Widerwillig öffnete sie ihre Augen, alles um sie herum wirkte verschwommen, wie im Nebel versunken. Auch die Stimmen klangen irgendwie komisch. Ob das am Summen in ihrem Kopf lag, fragte sie sich. Trotzdem stimmte etwas nicht mit ihnen. Die Leute klangen, als würden sie unter Wasser sprechen. Ihre Ohren schmerzten auch. Was war mit ihren Ohren los? Unbewusst tasteten ihre Hände nach ihrem Kopf.
    Sie wurden auf halbem Weg abgefangen.
    „Es ist gut“, sagte die zweite Stimme. Sie war weiblich und sprach mit starkem, polnischen Akzent. „Das wird sich

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