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Honigtot (German Edition)

Honigtot (German Edition)

Titel: Honigtot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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geschnallt. Ihr Gesicht wirkte spitz und eingefallen. Marlene lächelte ein trauriges Lächeln, als Deborah in ihr Gesichtsfeld trat.
    „Tja“, sagte sie mit ähnlich rauer Stimme wie Deborah. „Mit der Bettakrobatik ist es wohl für mich vorbei. Ich bin ganz schön im Eimer.“
    „Sag das nicht“, erwiderte Deborah hilflos und suchte nach einem Stuhl. Es gab keinen. Sie beugte sich daher zu Marlene hinunter und fasste nach ihrer Hand. Marlene kam flüsternd gleich auf das Wesentliche zu sprechen: „Was ist mit der Kamera? Hast du sie?“
    Erschrocken riss Deborah ihre Augen auf. Die Kamera! Im Zuge der Geschehnisse hatte sie sie verständlicherweise inzwischen völlig vergessen gehabt.
    Marlene wurde noch eine Nuance blasser. „Geh! Mach dir um mich keine Sorgen. Erkundige dich nach deinen Sachen. Wenn die Tasche weg ist, können wir nur hoffen, dass sie nicht in die falschen Hände geraten ist. Komm später wieder.“
    So schnell es ihr Zustand zuließ, eilte Deborah zurück in ihr Zimmer. Der Korb mit den Leckereien war verschwunden. Sie durchsuchte das gesamte Zimmer, aber sie fand weder die Kleider, die sie gestern getragen hatte, noch ihre Handtasche.
    Sie rief nach der Schwester und fragte sie danach, aber diese wusste nur zu berichten, dass der feine Herr mit den Pralinen Anweisung gegeben hatte, ihre schmutzige Kleidung zu verbrennen. Ansonsten hätte die gnädige Frau nichts bei sich gehabt. Sie ging und ließ Deborah in tiefer Sorge um den Verbleib ihrer Tasche zurück. Entweder hatte man sie ihr noch an Ort und Stelle gestohlen, oder erst hier im Krankenhaus - was vermutlich noch das Beste wäre, was sie sich erhoffen konnte. Der Dieb würde sich kaum darum scheren, den Film entwickeln zu lassen.
    Albrecht konnte sie aber ebenfalls von hier mitgenommen haben oder man hatte sie ihm als ihr Eigentum übergeben. Aber dann hätte er sie sicherlich vorhin gefragt, woher sie die Kamera hatte? Oder nicht? Oder waren alle Dinge, die man im Café gefunden hatte, konfisziert worden? Es gab doch sicherlich Ermittlungen? Die beste Möglichkeit von allen war, dass die Kamera bei der Explosion vernichtet worden war oder zumindest durch die Hitze verdorben. Wie viel Hitze vertrug eine Kamera? Deborah hatte keine Ahnung.
    Plötzlich fiel ihr das schmerzende Objekt unter ihrer Hüfte ein und sie war sich beinahe sicher, dass es ihre Handtasche gewesen sein musste. Wo auch immer die Kamera und die zweite Filmpatrone sich jetzt befanden: Wenn sie noch intakt, aber in die falschen Hände geraten waren, dann würde ihr Spiel bald auffliegen.
    So oder so waren alle ihren Mühen umsonst gewesen. Sie standen wieder am Anfang und Marlene war vermutlich für den Rest ihres Lebens gelähmt. Jakob fiel ihr ein. Sie musste unbedingt mit ihm Kontakt aufnehmen! Jakob würde sicherlich Rat wissen!
    Sie kehrte zu der ungeduldig wartenden Marlene zurück und überbrachte ihr die niederschmetternde Nachricht. Doch ihre Freundin hatte längst damit gerechnet.
    „Tja. Da können wir nichts tun, außer abwarten, wie sich alles weiter entwickelt“, sagte sie so leise, dass nur Deborah sie verstehen konnte. „Wenn Albrecht oder die Gestapo deine Tasche hat, werden wir es bald erfahren. Hör zu! Wenn dich jemand deshalb zur Rede stellt, musst du absolut erstaunt tun und vorgeben, nichts davon zu wissen. Stell dich dumm und spiel ihnen das junge, naive Mädchen vor. Die Nazis möchten die Frauen gerne für dumm halten, also sei es auch. Hörst du? Unnötig, dass wir beide dabei draufgehen. Von mir ist sowieso nicht mehr viel übrig und dir werden sie vermutlich sogar glauben. Pass genau auf, was ich dir jetzt sage und merke es dir, denn dein Leben hängt davon ab!
    Wenn es zum Schlimmsten kommt, werde ich aussagen, dass ich Albrecht und dich gestern betäubt habe, anschließend seine Aktentasche durchsucht und seine Unterlagen fotografiert habe. Wegen Greiffs Ankunft habe ich dir die Kamera und die Patrone beim Verlassen des Hotels heimlich in die Tasche gesteckt und jemanden angestiftet, sie dir später im Café zu stehlen. Durch den Anschlag kam es dann nicht mehr dazu. Das würde erklären, warum die Kamera sich in deiner Tasche befand. Du musst absolut ahnungslos und vor allem empört tun, Deborah. Schließlich wurdest du von deiner angeblichen Freundin ausgenutzt und getäuscht. Es ist überlebensnotwendig, dass du sich so verhältst. Kann ich mich auf dich verlassen?“
    „Aber … das ist feige. Ich kann dich doch nicht die

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