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Honigtot (German Edition)

Honigtot (German Edition)

Titel: Honigtot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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Und außerdem trug er eine maßgeschneiderte SS-Uniform aus bestem Tuch.
    Weil sie mitten im Weg stehengeblieben war, blieb auch der SS-Mann stehen. Ein merkwürdiger Ausdruck huschte über sein Gesicht, den Elisabeth nicht deuten konnte, das Fieber absorbierte sie immer mehr.
    Der Mann verbeugte sich nun elegant vor ihr, stellte sich als Albrecht Brunnmann vor und fragte, ob er der gnädigen Frau zu Diensten sein könne?
    Elisabeth schüttelte verwirrt den Kopf, entzog ihm ihre Hand, von der sie gar nicht wusste, dass sie sie ihm gereicht hatte und ging langsam an ihm vorbei. Schon hatte sie ihn wieder vergessen, weil er nicht Gustav war.
    Das Dienstmädchen, das sie zum Boudoir begleitet hatte, schwatzte sofort munter drauflos: „Der Herr Obersturmbannführer Albrecht Brunnmann ist hier der kommende Mann, hoch angeschrieben beim Führer, gnädige Frau! Die Damen hier sind alle ganz verrückt nach ihm. “
    Elisabeth hörte ihr nicht zu, sondern machte ihre Handgelenke frei, um kaltes Wasser darüber laufen zu lassen. Anschließend feuchtete sie ihr Taschentuch an und kühlte auch mehrmals ihr erhitztes Gesicht damit. Das Geschwätz des Mädchens plätscherte weiter an ihr vorbei, ohne dass sie dessen Inhalt wahrgenommen hätte. Immerhin schienen das kalte Wasser und das Aspirin ein wenig Wirkung zu zeigen und sie fühlte sich nun eher bereit, die Begegnung mit dem Feldmarschall zu überstehen.
     
    So begann der nächste Akt einer Komödie, die ihren Anfang genommen hatte, als Elisabeth tags zuvor am frühen Abend in Tempelhof aus dem Flugzeug gestiegen und ihren reizenden Fuß auf Berliner Boden gesetzt hatte.
    Diesmal war Hermann Göring präsent. Er trug eine seiner weißen, überladenen Uniformen, die ihm im Volksmund den Beinamen „Goldfasan“ beschert hatten.
    Er eilte ihr mit offenen Armen und aufgesetztem Bedauern entgegen, dass er die hochverehrte Künstlerin so lange haben warten lassen müssen , und dann, die Stimme leise und gesenkt, denn für den Führer brauchte es anscheinend eine besondere Tonart: „Sie verstehen, der Führer, eine Angelegenheit von immenser Wichtigkeit.“ Er zwinkerte und Elisabeth dachte spontan an eine fette Eule.
    Sie wünschte ihn denn auch bald auf den stabilen Ast eines hohen Baums und zum Freunde Kuckuck, als Göring verkündete, dass er über keine Neuigkeiten zu ihrem Gatten verfüge. Leider, er wäre gerade erst dazu gekommen, sich überhaupt um diese Affäre zu kümmern, und Bodenschatz hätte inzwischen selbstverständlich die entsprechenden Anweisungen erhalten. Es täte ihm wirklich leid, der gnädigen Frau im Augenblick nichts Angenehmeres berichten zu können , und bat dann zu Tisch.
    Später konnte sich Elisabeth weder an das Essen mit dem dicken Feldmarschall erinnern, noch daran, wie sie zurück in das Bett ihrer Hotelsuite gelangt war.
     
    Als sie erwachte, fand sie einen gut aussehenden, blonden SS-Mann auf einem Stuhl direkt neben ihrem Bett vor.
    Elisabeth, die eine große Lücke in ihrem Gedächtnis hatte, die bis in den Abend mit Göring zurückreichte, dachte an ihr Abendtäschchen, kombinierte es mit ihrem Temperament und wähnte sich verhaftet.
    Doch der Uniformierte entpuppte sich gleich darauf als ein um ihre Gesundheit besorgter Stabsarzt, der über ihren „werten Schlaf gewacht hatte.“ Vor allem aber schien er hocherfreut, dass die gnädige Frau bei klarem Bewusstsein war. Elisabeth fühlte sich tatsächlich ein wenig besser. Das hämmernde Kopfweh war einem dumpfen Dröhnen gewichen, doch die bleierne Schwäche in ihren Gliedern hatte eher noch zugenommen.
    „Was ist passiert?“, fragte sie und setzte sich unsicher auf.
    „Sie haben den Herrn Feldmarschall gehörig erschreckt, gnädige Frau“, erwiderte der Mann.
    „Wie, was …?“, stammelte Elisabeth verwirrt.
    „Sie sind ihm in seinem Büro ohnmächtig vom Stuhl gefallen.“ Er sagte es ernst und ehrerbietig, aber Elisabeth spürte, dass der Mann die gesamte Situation absolut komisch fand. Sicherlich wäre er gerne dabei gewesen, als dem Herrn Generalfeldmarschall Göring die Dame vom Stuhl gekippt war.
    Auf jeden Fall hätte der Herr Feldmarschall um Hilfe gerufen und Herr Albrecht Brunnmann wäre gerade zur Stelle gewesen. Dieser hätte dann ihn, „gestatten, Hauptmann Ansgar Strelitz“, hinzuzitiert und gemeinsam hätte man Frau Malpran zurück in ihr Hotel transportiert, weil die gnädige Frau in einem kurzen wachen Moment energisch darauf bestanden habe, keinesfalls in die

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