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Honigtot (German Edition)

Honigtot (German Edition)

Titel: Honigtot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Münzer
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stürzten ineinander verkeilt auf das Bett. Albrecht, der sich in Beherrschung hatte üben wollen, um die zarte Jungfrau nicht allzu grob anzufassen, wurde von Deborahs wilder Leidenschaft ungestüm mitgerissen. Er fiel über sie her wie eine hungrige Bestie. Dies bescherte ihm die nächste Überraschung. Sie vergalt ihm jede Grobheit auf der Stelle, übertraf ihn, indem sie ihn heftig in den Hals biss und ihm stöhnend den Rücken zerkratzte - wobei der Schmerz der Defloration ihre Wildheit nur weiter anfachte.
    Wie sollte Albrecht auch ahnen, dass Deborah den Schmerz liebte und ihn begrüßte, weil sie vor langem ein Bündnis mit ihm eingegangen war?
    In dieser Nacht aber hatte Deborah eine neue Möglichkeit entdeckt, um den Hass zu besiegen: den körperlichen Kampf der Liebe. Sie forderte Albrecht die ganze weitere Nacht, konnte nicht genug von ihm und von der Liebe bekommen, und sie waren beide nicht sanft in ihren Methoden. Albrecht vergalt Deborah ebenso jeden Biss und die Art, wie das Mädchen den Schmerz geradezu ekstatisch genoss, steigerte seine eigene Erregung um ein Maß, das er selbst bisher nicht gekannt hatte. Deborah schien niemals satt und es war schließlich Albrecht, der erschöpft um eine Pause bat.
    So hatte er sich die Verführung der Jungfer Deborah sicher nicht vorgestellt, als er sich müde und erschlagen wie nach einer durchzechten Nacht, und wund an delikaten Stellen, wiederfand.
    Deborah weckte ihn gegen zehn Uhr, sie hatte bereits ein Bad genommen, roch frisch wie eine Rose und summte vor Geschäftigkeit wie eine Biene. Sie hatte ein reichhaltiges Frühstück aufs Zimmer bestellt und beide machten sich hungrig darüber her.
    Dann ließ Deborah für Albrecht ebenfalls ein Bad ein und er durfte sich ganze zehn Minuten darin entspannen, als sie nackt und schamlos zu ihm in die große Marmorwanne stieg und ein da capo einforderte.
    Später saß Deborah mit dem Rücken zu Albrecht zwischen seinen Beinen und ihr Kopf ruhte mit geschlossenen Augen an seiner Brust. Die Morgensonne schien durch das Fenster und wärmte ihre Gesichter.
    Albrecht hielt seine Augen ebenfalls geschlossen, doch er träumte nicht wie Deborah vor sich hin, sondern dachte nach. Über sich selbst. Das tat er selten, meist widmete er sich den Betrachtungen der Anderen, denn nur so ließ sich die Kunst der Manipulation ständig verfeinern.
    Es überraschte ihn immer noch selbst, wie sehr ihn dieses Zaubergeschöpf überwältigt hatte. Nie zuvor war ihm so viel Leidenschaft und Temperament begegnet, noch dazu bei einem so jungen Ding. Unter ihrem scheinbar sanften Wesen hatte sich ein ungezähmter Tiger verborgen gehalten. Er staunte über sich selbst, denn er fühlte tatsächlich Zärtlichkeit für sie, eine Unzulänglichkeit, die ihm bisher nicht zuteil geworden war, da er Zärtlichkeit immer als ein Gefühl der Schwäche empfunden hatte.
    Aber hier saß er nun mit ihr, streichelte ihre Schultern und Arme, genoss die geschmeidige Zartheit ihrer Haut und fühlte zugleich ein Gefühl in sich aufkeimen, das er stets auf Abstand hatte halten wollen. Plötzlich stutzte er - seine Finger hatten Unregelmäßigkeiten erspürt und er drehte Deborahs Unterarm dem Licht entgegen.
    „Was hast du da? Wer war das?“, rief er, als er vielen kleinen, kreuz und quer verlaufenden Narben entdeckte, die beinahe wie ein Karomuster anmuteten. Kurz ergriff ihn der Verdacht, dass man sie in Stuttgart - entgegen seiner strikten Anweisung - gefoltert hatte, was seinen Zorn sofort erweckte.
    Deborah reckte sich träge der Sonne entgegen und betrachtete scheinbar emotionslos ihre Arme. Doch sie antwortete ihm, ohne zu zögern - nichts Unstimmiges sollte zwischen ihren Körpern oder ihren Gedanken herrschen:
    „Das? Niemand. Das war ich selbst. Es begann, nachdem die SS-Männer meinen Bruder, mich und meine Freundin Magda in dieser schrecklichen Nacht abgeholt haben. Seitdem bin ich manchmal so mit Hass und rasender Wut angefüllt, dass es mich innerlich zerreißt. Ich schneide mich dann selbst, weil der Schmerz mich für eine Weile heilt. Ich mag Schmerz, er hilft mir, mich besser zu fühlen. Stört es dich?“
    „Nein, ich finde es faszinierend, dass du den Schmerz magst. Es hat etwas Erregendes.“
    „Das, mein Herr, spüre ich.“ Und sie rieb ihre Pobacken an ihm, als hätte sie die Erfahrung von vielen Jahren und nicht die einer einzigen Nacht.
    „Und du, meine Dame, die du dich anscheinend nicht wie eine solche benehmen kannst, bist frivol.

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