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Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Boss hier, so, wie du der Boss bist«, redete sie weiter, damit Will sie verstand. »Der Boss von dem Kindergarten, und die anderen Gören, die ich da sehe, tun bestimmt nur das, was du sagst.«
    Der Wolf fletschte die Zähne, doch Honky Tonk Hannah ignorierte die Drohung.
    »Und wenn ihr nichts sagt, dann tun die auch nichts. Ich meine eure Tierchen. Dann ziehen sie den Schwanz ein, falls sie
einen besitzen, und rennen davon.« Sie ging um den Kopf des Wolfes herum. Der reichte ihr fast bis zur Schulter. Seine Schnauze berührte kurz ihren Hals. Doch Hannah schob ihn nur weg. Sie gab sich total unbeeindruckt und stellte sich neben das Mädchen. Das war vielleicht im Alter von Jo. Es blickte sie an: neugierig, ohne Argwohn und vollkommen furchtlos. Es sah nicht die Hand, die den Schwertgriff umfasste. Es schien nicht zu sehen, wie sich die Klinge jetzt hob.
    »Nein, bitte, nicht!«, schrie Will entsetzt auf und hörte danach einen Ton. Blobb machte es. Dann schabte etwas Haarigfedriges durch eine Röhre, und als er verwundert den Kopf in Richtung dieses Geräusches drehte, sah er den Jungen auf dem Rhinozeros.
    Der hatte ein Schilfrohr im Mund. Es zeigte auf ihn. Will hörte das »Blobb« zum zweiten Mal. Er hörte das haarig-fedrige Schaben und dann sah er den kleinen gefiederten Pfeil. Der schoss aus dem Rohr, flog auf ihn zu, bohrte sich schmerzhaft in seinen Hals - so wie der Stachel einer Hornisse -, und bevor er das Bewusstsein verlor, traf sein Blick noch den von Hannah. Die zog sich gerade den Pfeil aus der Schulter, roch an der Spitze, rümpfte die Nase und fiel dann wie ein nasser Sack gleichzeitig mit ihm ins Gras.
    Dort blieben sie liegen.Will sah in die Sonne und die blendete ihn, bis sich das Mädchen, das auf dem Wolf geritten war, über ihn beugte. Will spürte den Ruck an seinem Gürtel. Er sah den Beutel in ihrer Hand und beobachtete, wie sie in ihn hineingriff und die Krebse berührte. Dann wurde er müde. Er schloss seine Augen und der Schlaf, der ihn übermannte, zog ihn hinab: in eine dunkle, lichtlose, schaurige Tiefe, und dort begann sein Traum.

DER SCHATTEN DES ROCHENS

    D er Himmel bestand nur aus Sternen - so unendlich viele leuchteten in dieser mondlosen Nacht -, und sie fanden ihr Spiegelbild in dem smaragdschwarzen Wasser, durch das die Jaguarkriegerin schwamm und in dem sie die unsichtbaren Algen mit ihren Händen und Füßen phosphoreszierend aufblitzen ließ. Das Mädchen erreichte den Fliegenden Rochen, der einsam und verlassen vor Anker lag. Es schwang sich an Bord, und sobald seine Füße das Deck des Rochens berührten, leuchteten die silbernen Schriftzeichen im Holz des Schiffes auf. Sie leuchteten so, wie die vom Meerwasser benetzten Tattoos, die den Körper des Mädchens von den Fußsohlen bis zum Haaransatz schmückten, und beide, Silberzeichen und Kriegerinnen-Tattoos, glichen sich dabei wie Geschwister.
    »Ich grüße dich«, sagte das Mädchen und breitete seine Arme aus, als wollte es das Schiff umarmen. »Du bist wieder da und hast uns das gebracht, was wir so dringend brauchen.« Es öffnete die Augen und schaute sich neugierig und listig um.
    Dann machte es sich auf den Weg hinauf auf die Brücke. Dort berührte es den Kompass neben dem Steuerrad, fuhr mit den Fingern über die Achse, auf der sich noch bis zur Ankunft des Rochens der goldene Diskus befunden hatte, schloss seine
Augen und versuchte mit all seinen Sinnen zu ertasten, wo sich die Scheibe befand. Einen Herzschlag später stand die Jaguarkriegerin unter Deck vor dem kreisrunden Raum mit den uralten Karten, von dem Hannah erzählt hatte, als sie die Spitze von Feuerland umsegelten. Sie ging darauf zu, betastete vorsichtig die türlose Wand und fand die drei kaum sichtbaren Mulden. Sie legte ihre Handballen in sie hinein, schmiegte sich mit der Stirn in die dritte, lächelte sanft, und als wäre dieses Lächeln ein Zauberwort, gab die Wand nach. Sie öffnete sich lautlos, und obwohl der Raum keine Fenster besaß, entdeckte sie den Diskus sofort.
    Blass wie ein Mond, dem das Sonnenlicht fehlt, lag er in der Mitte der Karte, die die Schatten der Dinge zeigte. Zwei dieser Schatten befanden sich auf den Bermudas, doch ein dritter, noch größerer, der die junge Kriegerin viel mehr zu beunruhigen schien, bewegte sich auf die beiden anderen zu.
    »Valas!«, raunte das Mädchen und zeigte zum ersten Mal Angst. »Valas, wem dienst du?« Dann nahm es den Diskus, eilte an Deck und sprang auf den Manta. Erst dort blieb

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