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Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1

Titel: Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Hinrichtungsstätte auf einer Freitreppe aufgebaut war. »Danach gibt es keine solchen Kerle mehr hier in Berlin. Danach gibt es hier keinen Piraten.«
    Er nahm einen Hammer und zerschlug mit ihm die sechs schwarzen Holzmurmeln, die man ihm dafür auf den Tisch gelegt hatte. »Keine Piraten. Piraten, Piraten! Danach ist es aus mit dem Pirat von Berlin!«
    Er fixierte Will auf dem Podest unter dem Galgen und tötete ihn förmlich mit seinem Schweinsäugleinblick.
    »Aus mit dem Höllenhund«, flüsterte der Minister genüsslich. »Aus! Aus! Aus! Aus!«
    Dann war es still: galgenbaumstill - und Will schloss die Augen. Doch das half ihm nicht viel. Er sah schon die zappelnden
Beine, die im Todeskampf zuckenden Körper und in dieser alles erstickenden Stille würgte er den Kloß aus dem Hals.
    »Verflucht!«, murmelte Will. »Da hat er wohl recht.«
    Er warf einen Blick auf seinen kleinen Freund Jo, der neben ihm stand, am Ende der Reihe und neben dem Henker. Stumme Tränen plumpsten aus Jos Augen. Sie rollten über seine Wangen und dann, gerade als er seinen Kopf mit der Mütze (der Glücksbringermütze) zu Will drehen wollte, gerade dann platschte ihm ein Regentropfen auf die Nase.
    »Flitzfliegengeschissener Teufelsdreck!«, fluchte Will. »Dann ist es aus mit dem Höllenhund.« Er schaute zu Eulenfels, an dessen Seite sich gerade ein ziemlich zerknirschter Talleyrand stellte. »Aber dann ist es auch aus mit den zwei Amuletten.«
    Talleyrand blitzte ihn an und seine fahlgelben Augen brannten so giftig, dass Will unwillkürlich einen Schritt zurückweichen wollte. Er fiel dabei fast vom Schemel, auf dem er stand, damit sein Hals in die Schlinge passte. Doch er konnte sich fangen und hielt dem Blick des Franzosen stand.
    »Ja«, sagte Will und holte tief Luft. »Oder irre ich mich?« »Ihr habt im Dom nichts gefunden. Nichts, aber auch gar nichts. Und wenn Ihr uns hängt, beginnt die Suche bei null.«
    Er genoss seine Schadenfreude.
    »Die ganze mühsame Suche. Gabi, oh, Gabi.« Will konnte sich nicht mehr beherrschen. So war er gestrickt. Das war sein Charakter. »Ups«, grinste er, »das ist mir jetzt rausgerutscht. Ich meine natürlich Gabriel, Mary. Gabi Marie Baronesse Talleyrand.«
    Ein Raunen ging durch die Menge, versetzt mit ein paar ängstlichen Lachern. Dann war es still. Und wie still es war! Ja, und in dieser Stille griff Talleyrand an die Lehne von Eulenfels’ Thron. Die Knöchel seiner Finger wurden ganz weiß, so fest
war sein Griff, und dann holte er Luft. Leise und pfeifend saugte er sie in seine schmächtige Brust und dabei fixierten seine Echsenaugen den Jungen.
    »Das reicht!«, befahl der Geheime Minister. »Henker, beginnt. Waltet endlich Eures Amtes.«
    Will sah zu Sam und der sah zum Henker. Das war ein Riese mit einem Sack über dem Kopf. Einem Sack, den ein paar grobe Nähte zu einer Trollfratze formten, und die Augen in den Augenschlitzen waren erbarmungslos stumpf.
    »Ja!«, rief der Freiherr. »Hängt den Mohren zuerst!«
    Jo zuckte zusammmen. »Will!«, rief er. »Will!«
    Und Will rief nur: »Nein!«
    Dann ertönten die Trommeln. Der Henker trat vor und überprüfte den Knoten, der doppelt so dick war wie Jos dünner Hals.
    »Nein!«, rief Will noch einmal. »Nein, bitte nicht!«
    Dann hörte er Talleyrands drahtige Stimme. »Nein!«, befahl die. »Nein! Haltet ein! Freiherr, ich zahle Euch 100 Taler für jeden von ihnen. Für jeden Verurteilten, den Ihr begnadigt und den Ihr mit Euren anderen Soldaten für Frankreich, mein Land, nach Amerika schickt.«
    Eulenfels starrte ihn an, als sei er von allen Geistern verlassen. »Der Kerl da …«, versuchte er Talleyrand zu verstehen, »der Kerl da hat Euch gerade ›Gabi‹ genannt.«
    »Ich weiß«, sagte Talleyrand. »Er hat mich ausgelacht und verspottet …«
    »Ja, und mich auch«, fiel ihm der dicke Minister ins Wort.
    »Er hat mich bestohlen«, fuhr Talleyrand fort.
    »Genauso wie mich!«, nickte Eulenfels. »Nicht nur einmal.«
    Er hörte das Lachen der Menge und wurde noch zorniger.
    »Dafür gehört er gehenkt. Henker, jetzt macht schon! Tut
Eure Pflicht«, rief Eulenfels wütend, doch der Schwarze Baron hielt ihn noch einmal zurück.
    »Nein. Haltet ein. Das ist nicht genug. Nicht genug Strafe für einen, der sich so respektlos gegenüber Euch verhält und der von sich selbst behauptet, dass er aus der Hölle käme.«
    Talleyrand beugte sich über den Geheimen Minister und flüsterte so laut, dass es jeder auf dem Hof ganz deutlich

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