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Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1

Titel: Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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euch versprechen: Da wird niemand wegen ein paar Kartoffeln gehängt. Und es wird auch niemand verkauft.«
    Er zeigte auf die Soldaten, die in diesem Moment zum Tor hereinkamen und den Hof des Schlosses in braven Zweierreihen durchquerten. Es waren die armen Kerle, die sich erst gestern für ein Säckchen Kartoffeln verpflichtet hatten und die Eulenfels heute, als Dank für ihre Vaterlandsliebe, an die Franzosen verscherbelt hatte.
    »In Nassau wird niemand verkauft, auch nicht für 100 Taler«, rief Moses begeistert. »Und ich mache euch Hoffnung. Hört
ihr mich, brave Soldaten? Denn um in die neuen Kolonien zu kommen, muss euer Schiff an Nassau vorbei, und vielleicht wartet da ja schon der Fliegende Rochen. Der Fliegende Rochen und Honky Tonk Hank! Der wird euch befreien!«
    Er schaute den armen Soldaten nach, wie sie verschwanden, und setzte sich wieder zu Jo. »Die haben’s gut. Die werden leben.« Er lachte zufrieden und legte sich hin. »Und wir werden warten.«
    »Ja«, sagte Jo. »Und vielleicht fällt Will ja was ein.«
    »Will?« Moses stutzte. »Du meinst deinen Freund da?«
    »Ja, aber er ist auch ein Pirat. Ich meine, er wär gern einer. Er nennt sich selber Höllenhund Will.«
    »Mhm, das weiß ich«, brummte Moses Kahiki. »Aber wie heißt er denn richtig? Ich meine, wer ist er in Wirklichkeit, Jo?«
    Will horchte auf. Er ballte die Fäuste und jeder seiner Muskeln war zum Zerreißen gespannt.
    »Oh«, sagte Jo und wurde verlegen, »tja, ähm, in Wirklichkeit heißt er Willfried. Ja, Willfried Zacharias, ähm, Karl Otto Stupps.«
    Will zuckte zusammen.
    »Wie bitte? Stupps?«, fragte Moses ungläubig. »Karl Otto … Stupps?« Und jedes seiner Worte versetzte Will einen Stich.
    »Ja«, nickte Jo. »Du hast richtig gehört.«
    »Dann vergiss es ganz schnell.« Moses schüttelte den Kopf. »Vergiss es, mein Freund. Denn wenn einer so heißt, wenn einer Stupps heißt oder Karl Otto, dann wird er niemals Pirat.«
    Er drehte sich um und wickelte sich in seine Segeltuchjacke.
    »Niemals«, gähnte er. »Niemals im Leben.«
    Dann schlief er ein. Nein, er tat nur so, als ob er schlafen würde. Denn in Wirklichkeit ließ dieser geheimnisvolle Moses Kahiki Chevalier du Soleil Will nicht aus den Augen.

DER PAKT MIT DEM TEUFEL

    W ill schlug das Herz im Hals. Es dröhnte und pochte im Kopf und für eine geschlagene Stunde konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Er bestand nur aus Wut, aus Verzweiflung, Enttäuschung und dann wieder Wut. Er hätte am liebsten geheult, wenn er gewusst hätte, wie so etwas geht. Und er hasste diesen Franzosen, diesen Kahiki-Kikeriki, der angeblich alles war, wonach er sich sehnte: der ein Pirat war, oh ja, und der diese Unverschämtheit besaß, zu behaupten, dass er, Höllenhund Will, das niemals werden würde.
    In seiner Wut vergaß Will den Galgen. Er vergaß, wo er war. Er vergaß die Zeit, die wenigen Augenblicke, die er noch hatte. Und selbst als es hell wurde, über den Zinnen des Schlosses, und als die Soldaten in den Hof einmarschierten und das gemeine Volk auf seine Plätze verwiesen wurde: die Schaulustigen, die Schadenfrohen, die Hetzer und Neider, die sich daran ergötzen wollten, sie hängen zu sehen - selbst als das alles um ihn herum geschah, kämpfte Will mit sich selbst und fasste schließlich einen Entschluss: Dir werd ich’s zeigen, Kikeriki!
    Doch als er das dachte, stand er schon auf dem mannshohen Podest zwischen Jo und dem verhassten Franzosen. Und während Jo leise weinte - »Ich will noch nicht sterben, Will, nein,
ich will das noch nicht!« - legte ihm der Henker den Strick um den Hals.
    Ein Trommelwirbel ertönte und ein paar der Verurteilten wollten schon glauben, dass ihre Stunde geschlagen hatte, da schwebte Eulenfels’ Sänfte durch das Tor in den Hof. Der Minister entstieg ihr in blendendem Weiß, doch seine beiden Damen folgten ihm in Schwarz und in Trauer. Schwarz türmten sich ihre meterhohen, in stürmischen Wellen versteiften Frisuren, über die Dreimaster segelten, die sich Seeschlachten lieferten, und schwarz wehten die Schleier aus Spitze und grauschwarzen Perlen wie Tränenwasserfälle um sie herum. Ja, und als sie Will unter dem Galgen entdeckten, fielen sie beinah in Ohnmacht.
    »Was für eine Verschwendung!«, jammerten sie. »So einen Kerl gibt es nie wieder.«
    Doch genau an diesem Gedanken fand der Geheime Minister Gefallen. »Dafür sind Galgen da, meine Lieben«, rief er freudig und setzte sich auf seinen Thron, der gegenüber der

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