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Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1

Titel: Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Allerdings war das Wachs in Wahrheit Möwenscheiße. Die Vögel saßen noch immer auf den Rahen über den Segeln und kackten leidenschaftlich vor sich hin.
    Talleyrands Echsengesicht verriet kein Gefühl. Seine fahlgelben Augen waren fast weiß, so kalt waren sie. Er stand jetzt auf der Brücke unter einem ehemals schwarzen Schirm und schaute von den tropfenden Vogelhintern hinab auf das Mitteldeck.
    Dort bewachten seine in grauweißen Vogelschiss getunkten Soldaten die drei Gefangenen. Denn während das ganze Schiff unter flüssigem Kot erstickte, hockten dieser kleine Mohr, der querdenkende Freigeist mit den fettigen Haaren, ja, und dieser rotzfreche sommersprossige Bengel mit den Augen, die so hell leuchteten, dass es verboten gehörte, in einem blitzblanken Kreis und schauten vergnügt zu den Sternen empor.
    »Hey, Talleyrand!«, lachte der Chevalier du Soleil und ließ eine Möwe auf seiner Hand landen. »Ich habe gehört, sie können auch singen. Für richtige Menschen singen sie.« Damit
sang Moses Kahiki ein paar Worte, die so lustig und albern wie sein zweiter Vorname klangen, und als die Möwe ihm antwortete, fiel ein Sturzbach aus Vogelmist auf den Rest des Schiffs. Danach flogen die Vögel auf und davon.
    Talleyrand sah ihm zu, aber bis auf ein leichtes Beben seiner knochigen Nase zeigte der Schwarze Baron keine einzige Regung. »Sie schrubben das Deck. Und wenn sie diese …«, er suchte nach dem richtigen Wort, »… wenn sie diesen Dreck bis morgen früh nicht weggeputzt haben, gebe ich ihn ihnen in Schöpfkellen zu fressen.« Er drehte sich um und stapfte auf Holzblöcken, die er sich unter die Stiefel gebunden hatte, durch den wadenhohen Vogelkot in seine Kajüte.
     
    Will sah ihm nach und er zog eine missmutig-ratlos-verzweifelte Grimasse, als die drei weißgrau triefenden Soldaten drei Eimer und Schrubber vor sie in den von den Möwen verschonten Kreis stellten.
    »Oh nein, Moses, verflixt. Das ist nicht dein Ernst. Ich hasse Putzen. Und Aufräumen, hörst du, hasse ich noch mehr, besonders wenn es sich dabei um so was wie ›Scheiße‹ handelt.«
    Er tupfte mit der Stiefelspitze in den dickflüssigen Brei, als sich ein Soldat vor ihm aufbaute, der aussah, als hätte man ihn selbst aus diesem Brei gegossen.
    »Nun«, grinste der Scheißkerl, »du hast die Wahl: Entweder putzt du das Deck oder du leckst meine Schuhe, meine Hose und dann meinen …«
    »Nananana«, ermahnte ihn Moses. »Solche Worte sagt man doch nicht vor Kindern.Wenn du mich fragst, solltet ihr lieber die Segel raffen. Da zieht ein Sturm auf.«
    Der Soldat schaute sich um. Das Meer lag spiegelglatt um
den Schoner herum und der segelte vor einem kaum spürbaren Wind.
    »Sturm?«, fragte er spöttisch.
    »Ja, Sturm«, antwortete Moses.
    Und nur Will, dem Gauner und Taschendieb, fiel es auf, wie die Hand des Chevaliers in dessen Hosentasche verschwand.
    Sie zog etwas heraus, um es ans Mondlicht zu bringen. Es glänzte silbrig und schwarz. Will sah die Beine und Zangen eines geschmiedeten Krebses. Er hörte die Musik eines Glockenspiels und bevor er die fremdartige Melodie erkannte, blitzte und donnerte es über dem Schiff. Regen fiel vom sternenklaren Himmel und im nächsten Moment stemmte sich eine Welle unter den mächtigen Schoner und stellte ihn auf: mit dem Bugspriet zum Mond.
    »Sturm.« Moses grinste. »Was hab ich gesagt?«
    Und dann rutschten sie alle …
    »Zum Teufel mit deinen Geheimnissen!«, fluchte Will.
    … durch den milchigen Brei gegen die Brücke am Heck, wo sie unter Kisten und Fässern begraben wurden.
    »Auf, in die Rahen. Kappt alle Seile. Reißt die Segel herunter!«, schrie der Kapitän seine Befehle durch den Sturm, der sich wie ein Monster auf das arme Schiff stürzte. Blitze zuckten aus dem wolkenlosen Himmel und schlugen rings um den Schoner herum krachend ins Meer. Das begann jetzt zu kochen, und mit siedenden Wellen griff es wie mit Tentakeln riesiger Kraken über die Reling und zog den einen oder anderen Matrosen aus der Takelage heraus.
    Der Rest der Besatzung, die, die nicht hoch in den Masten und Rahen ihr Leben riskierten, die Gefangenen und die nach Amerika verkauften Soldaten rutschten und schlitterten über
das Deck, bis sie sich schließlich irgendwo festhalten oder vielleicht sogar festbinden konnten.
    So wie Moses und Will, die es mit vereinten Kräften geschafft hatten, sich und den vor Schreck um sich schlagenden Jo an eine Bodenluke zu binden. Hier, mittdecks, zwischen Bramfall und

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