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Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1

Titel: Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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die pressten den Kopf des sich verzweifelt wehrenden Jungen jetzt auf die Platte.
    »Sag es mir jetzt!«, drohte der Schwarze Baron.
    »Nein!«, schrie Will. »Nein!« Und er hob schon die Hände, um auf Jos alte Mütze zu zeigen. Er wollte schon rufen: Da sind sie drin. Da drinnen im Saum! - da rief der Kerl mit den fettigen Haaren:
    »Halt! Haltet ein und geht bitte in Euch. Ich bitte Euch, Freiherr, der Ihr den König vertretet. Denn Ihr habt bestimmt nicht dessen Worte vergessen. Diese Worte voller Gnade und Menschlichkeit, Worte, die klangen wie pure Musik. Ja, die Musik der Gerechtigkeit. Mit dieser Musik, die sooft seiner silbernen Flöte entflohen ist - mit dieser Musik hat der König von Preußen, den wir alle lieben und ehren und der vielleicht schon nicht mehr unter uns weilt, die Folter verboten.«
    Talleyrand schaute verdutzt zu Eulenfels. »Was ist das denn schon wieder?«, zischte er zornig.
    Doch Eulenfels saß einfach nur da mit vor Staunen offenem Mund.
    »Kommt!«, rief der Kerl mit den fettigen Haaren. »Kommt, kniet nieder, verneigt Euch mit mir, Moses Kahiki, dem Chevalier du Soleil, vor der Menschlichkeit dieses großen Monarchen und verhindert, dass sie der Gast seines Dieners, dieser Franzose, mit Füßen tritt.«
    Talleyrands Blick wanderte von dem unwillkommenen Redner zu Eulenfels und dann zu dessen Soldaten. Die preußischen Blauröcke mochten ihn nicht. Sie hassten Franzosen und machten jetzt keinen Hehl daraus, dass sie nicht zulassen würden, dass er ein Gesetz ihres Königs brach.

    »Eulenfels!«, drohte der Oberst. »Haltet Eure Männer zurück, damit ich mein Werk vollenden kann.«
    Doch der Freiherr schüttelte nur langsam den Kopf. »Nein. Das kann ich nicht.«
    »Wie bitte? Was? Mon Dieu, Ihr preußischer Fettsack, Ihr wisst doch gar nicht, was das ist: ein Gesetz.«
    »Nein«, wiederholte Eulenfels und stand langsam auf, in Nachthemd und Morgenmantel, die Füße in Fußwärmern und die Hermelinmütze schief auf dem Kopf. »Nein. Wir werden nicht foltern. Aber es gibt kein Gesetz unseres Königs, das uns verbietet, jeden, der die Krone bestiehlt, unverzüglich zu hängen. Bringt sie zu den anderen«, befahl er mit hochrotem Kopf. »Und lasst sie dort zu Füßen der Galgen ihre letzten Stunden verbringen. Vielleicht bricht das ihren Trotz. Wir werden sie morgen noch einmal befragen.« Mit diesen Worten stieg er aus den Fußwärmern heraus und stapfte barfuß ins Schloss.
    Talleyrand sah ihm nach, dann würgte er seinen Zorn angewidert herunter, warf das Messer auf den Tisch und gab den Soldaten das Zeichen, den armen Jo loszubinden. Der sprang sofort auf, lief zu Will, umarmte ihn freudig, sodass dieser dabei aufgrund seines Nackenstricks beinahe erstickte, und rief überschwänglich: »War das ein Engel, der mich gerettet hat, Will? War das ein Engel?«
    »Vielleicht«, antwortete Will. »Vielleicht hast du recht. Aber vielleicht war es auch nur ein anderer Franzose.« Er schenkte dem Kerl mit den fettigen Haaren einen misstrauischen Blick.
    Doch der lachte ihn an. Hallo, Pirat!, formten seine Lippen diese magischen Worte und dann lachte er lauter: »Willkommen in der Freiheit, Höllenhund Will!«

DER CHEVALIER DU SOLEIL

    D ie Nacht war schon alt und zehn der 13 zum Tod Verurteilten hockten im Nieselregen, wippten nervös hin und her oder brabbelten endlose Gebete, als zählten sie die Sekunden rückwärts, die ihnen bis zum Morgengrauen noch blieben.
    Nur Jo dachte keinen Augenblick an den Tod. »Erzähl mir mehr!«, bat er mit leuchtenden Augen und hockte im Schneidersitz vor dem Kerl mit den fettigen Zöpfen, die wie Würste aussahen.
    Will traute ihm nicht. Er war ein Franzose, wie Talleyrand einer war, und vielleicht war dieser hier sogar ein Spitzel vom ersten. Vielleicht sollte er sie nur ausspionieren, und deshalb setzte sich Will abseits von allen mit dem Rücken zu ihnen und zog sich die Kapitänleutnantsjacke um die Schultern.
    Er brauchte jetzt Ruhe. Er brauchte jetzt Zeit. Er hatte selbst keine Lust, ans Sterben zu denken. Und deshalb wollte er fliehen. Er musste hier raus! Weg von den Galgen! Doch wie? Flitzfliegengeschissener Höllenhonig! Er steckte hier fest und anstatt sich auf seine Rettung zu konzentrieren, lauschte er immer wieder auf Jo und diesen verfluchten Franzosen. Und dabei war in seinem ganzen Leben und auch nicht davor jemals etwas Gutes aus Frankreich gekommen!

    »Erzähl mir mehr!«, wiederholte Jo seine Bitte und Will konnte das Leuchten der

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