Honky Tonk Pirates - Das verheißene Land - Band 1
und ha. Mana, verstand er, kane, manawa, und langsam begannen sich die Wolken zu lichten. Der Wind ebbte ab und das Meer wurde ruhiger. Dann hörte er Jo. Der Kleine kroch unter das Boot und legte sich zu ihm. Er hörte Jos Atem, als sie durch einen Spalt in den Planken die Sterne anschauten. Sie sahen sie jetzt zum ersten Mal seit drei langen Wochen.Will spürte Jos Herzschlag und wie er sich langsam beruhigte. Dann lachten sie beide, als Moses laut schnarchte, und dann schlief auch Jo. Er schlief in Wills Armen.
Der Morgen war purpur und türkisgrün wie Jade und das Meer streckte sich silbern und glatt bis zum Horizont. Der Sturm war vorbei und die Sonne schien frühlingshaft warm, als
Will zur sechsten Stunde die Augen aufschlug. Jo schlief noch auf seiner Brust, friedlich, unschuldig, fest, als plötzlich Talleyrands Stimme ertönte.
»Jetzt!«, befahl der Schwarze Baron.
Daraufhin kippten die Hände seiner Soldaten das Boot und Will konnte ihn sehen, genauso wie Jo, der jetzt gähnend erwachte und sich die Augen rieb.
»Packt den Mohren!«, befahl Talleyrand. »Bringt ihn zum Heck und stellt ihn dort auf die Planke.«
Und bevor Jo sich daran erinnern konnte, wo er überhaupt war, griffen zwei Soldaten seinen Arm und ein Bein und zerrten ihn Richtung Heck. Dort ragte eine Planke nach Achtern hinaus und endete 13 Meter über dem Wasser im Nichts.
»Halt!«, rief Will, als man Jo mit einem Seil um den Hals auf die Planke stellte. »Halt! Lasst mich für ihn springen. Er ist doch erst zehn und will niemandem was Böses. Ich sorge für ihn.«
»Ich weiß«, sagte Talleyrand. »Und das sollst du auch weiterhin tun. Deshalb brauche ich dich genau hier bei mir.« Er gab den Soldaten ein Zeichen und die stießen Jo von der Planke.
»Will!«, schrie der Kleine noch und Will schrie: »Nein! Jo!«
Dann sah er seinen Freund in den Wellen versinken.
»Du Mistkerl!«, rief Will. Er packte den Schwarzen Baron mit beiden Händen am Hals. Er wollte ihn würgen, so zornig war er, doch die Bajonette der Soldaten hielten ihn auf.
»Oh, nein, er wird sterben!«, flehte der Junge verzweifelt. »Er kann doch nicht schwimmen!«
»Ja, vielleicht hast du recht.« Der Schwarze Baron zeigte ein gelangweiltes Lächeln. »Aber das dauert ein bisschen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr selbst die Ärmsten der Armen an ihrem armseligen Leben hängen.«
Das Seil, mit dem Jo an den Schoner gebunden war, spannte sich jetzt und Talleyrand schaute nach achtern.
»Sieh doch. Er schlägt sich ganz prächtig.«
Will folgte dem amüsierten Blick des Franzosen und entdeckte seinen Freund, der in vielleicht 50 Metern Entfernung hinter dem Schiff aus den Wellen auftauchte. Er klammerte sich panisch an die Schlinge um seinen Hals, die ihm gleichzeitig das Leben rettete und ihn zu erwürgen drohte, und rief, weil ihm nichts Besseres einfiel, immer wieder nach Will.
»Habt ihr den Spinner?«, fragte Talleyrand trocken und wandte sich zum Besanbaum um, der schräg nach Steuerbord stand.
Dort hing der Chevalier du Soleil an seinen ausgestreckten Armen und konnte sich, nach all den Schlägen und Peitschenhieben, die ihm Talleyrands Männer zugefügt hatten, nicht mehr auf den Beinen halten.Trotzdem erwiderte er den Blick des Schwarzen Barons mit ungebrochenem Stolz.
»Weißt du, Gabi«, lachte Moses Kahiki, »ich würd dich gern etwas fragen:Wie fühlt sich das an, wenn man mächtig und mächtiger wird und sich trotzdem vor Angst in die Hosen macht?«
Die fahlgelben Augen des Barons verengten sich zu Schlitzen.
»Wenn man merkt, dass man eigentlich gar nicht dahin gehört, wo man ist, an die Spitze der Macht, sondern ganz tief in die Keller, in die Kanalisation, zu den Käfern und Ratten.«
»Knebelt ihn!«, befahl Talleyrand. Er hatte deutlich Mühe, sich zu beherrschen. »Seine Reden langweilen mich. Aber was ich noch unerträglicher fände, wär sein Gesang.«
Während die Soldaten den Chevalier knebelten, wandte er sich an die Matrosen. »Und jetzt das Blut! Schüttet die Eimer ins Wasser und sagt mir Bescheid, wenn ihr die ersten Flossen entdeckt.«
»Flossen?«, fragte Will und schaute Talleyrand nach. »Was meint er damit?«
»Les requins!«, lachten die Matrosen. Sie fauchten mit ihren Mündern, in denen die Zähne wild und schief wuchsen, und hielten sich eine Hand wie eine Rückenflosse über den Kopf. »Les requins«, lachten sie und schütteten die Eimer mit dem Schweineblut über Bord.
Le requin du roi!, schoss
Weitere Kostenlose Bücher