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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Nat verliert. Dass Will Nat gleich tötet. Dann töten sie uns.«
    Sie ließ ihre Worte auf die anderen wirken.
    »Wir haben keine Chance. Sie haben Chens Schiff, den Mondscheinflamingo. Sie haben den Rochen. Und ich habe gesehen, was sie mit denen tun, die sich gegen sie stellen. Ich habe eure Brüder gesehen«, sie wandte sich an Nats Indianer, »die den Rochen bewacht haben, und ich möchte nicht, dass das mit einem von euch passiert. Mit keinem von euch«, rief sie entschieden und blickte dann wieder traurig zu Nat.
    »Ohne deine Lüge wären sie jetzt nicht da. Ohne deine Lüge wäre Jo nicht geflohen und hätte unsere Feinde nicht zu uns geführt. Ohne deine Lüge wäre Will jetzt bei uns und wir würden hier alle in Frieden leben.«
    »Ich weiß«, sagte Nat.
    »Und ihr denkt dasselbe!« Sie sah die Piraten vorwurfsvoll an. »Wir würden hier brav und friedlich leben.« Sie versuchte zu lachen, doch das Lachen erstickte schon im Keim. »Ihr denkt doch dasselbe«, sagte sie bitter. » Aber ich bin anderer Meinung. Wir würden hier nicht mit Will, dem großen Piraten, dem Peste Angelica zusammenleben, sondern mit dem Teufel persönlich. Mit einem Kerl, der nur vorgibt, dass er ein Guter ist, und der das bisher so gut gemacht hat, dass er uns alle täuschen konnte. Euch, Moses und Jo, Rachel und Sarah, Salome und Ophelia. Wir haben alle an ihn geglaubt.«
    Sie fixierte jetzt Nat.
    »Doch er war von Anfang an ein Teufel. Er hätte uns alle ins Verderben gestürzt. Nat, deine Lüge hat es bewiesen. Sie hat Will enttarnt. Er war der Lügner, der uns verraten hat, und ich hab es ihm gesagt.« Sie strich Nat durchs Haar. »Ich hab Will gesagt, dass ich dich immer noch liebe. Also töte ihn, Nat, damit wir wieder leben, damit unser Herz aus Gold wieder erstrahlt, und damit ich dich weiter lieben kann. Weiter und weiter.« Sie küsste ihm zärtlich die Tränen von den Wangen und schlang ihre Arme um seinen Hals. »Töte ihn, Nat.«
    Es war absolut still. Keiner sagte ein Wort und in dieser Stille löste sich Nat aus Hannahs Umarmung.
    »Ich danke dir, Hannah, für dein Vertrauen. Nein, ich danke euch allen. Doch bevor ich gleich gehe, um für euch zu kämpfen, überlasse ich jedem von euch die Entscheidung, vor mir zu gehen. Das gilt vor allen Dingen für euch Kinder. Ja, und auch für euch Frauen. Salome und Ophelia, ihr seid frei und könnt gehen. Ich entlasse euch alle aus eurem Schwur.«
    »Und wie fühlt sich das an? Ich spreche von der Rache.« Eulenfels saß auf seinem Thron, den man unter dem Zelt am Strand aufgestellt hatte, und musterte Will.
    Der trug nur noch die Hose aus Leder. Unter seinen nackten Füßen spürte er den Felsen und sein freier Oberkörper sog den kühlen Wind in sich auf. Er gab ihm die Ruhe, die er jetzt brauchte: ja, unbedingt brauchte.
    »Du brauchst deine Rache, das seh ich dir an!« Eulenfels’ Stimme klang fürsorglich sanft. »Denn so wie es aussieht, scheinst du nicht nur deinen Freund Nat, sondern gleichzeitig alle bestrafen zu können. Es scheint keiner zu kommen. Sie haben sich alle für den Verräter entschieden.«
    Eulenfels seufzte
    »Oh ja, das wühlt auf. Das zerreißt einem das Herz. Aber du kannst es mir glauben: Mit ihrem Tod stirbt auch ihr Verrat, der dich so traurig macht und belastet. Und das, hör mir zu, ist das, was gute Rache ausmacht. Es macht sie vollkommen.«
    Will schaute kurz auf. Die Uniform des Freiherrn strahlte schneeweiß. Wie ein mächtiger Eisberg, dachte Will kurz, und Gänsehaut überzog seine Arme. Er sah Talleyrand in Schwarz neben Eulenfels stehen und dahinter stand ein Soldat. Der Fliegende Krieger. Er erkannte seinen Freund mit den abstehenden Ohren und der Nase von Hannah. Er sah seine Haifischaugen. Diese einsamen, kalten, unmenschlichen Augen, die sich so sehr nach Wärme sehnten, nach Vertrauen und Treue.
    »Das, was du heute erlebst«, sagte Talleyrand leise, »ist ein Geschenk, das selten einem Menschen zuteil wird. Du schließt mit deinem Leben ab. Du tötest die schlechte Vergangenheit und beginnst ganz von vorn.«
    Will umrundete den Tisch, der vor dem Zelt stand. Auf ihm lagen Degen, Säbel und Schwerter bereit und er prüfte die Klingen, jede für sich. Er umschloss jeden Griff. Er fühlte jedes Heft, er maß ihr Gewicht. Er balancierte sie aus. Er ließ sie mehrmals durch die Luft sausen und bei einem Shaolin-Säbel hielt er urplötzlich inne. Das Licht der untergehenden Sonne blitzte rot in der Spitze der Waffe, die breit aus dem

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