Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

Titel: Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Eulenfels’ Wachtposten oder Patrouillen auf dem Weg nach Hamburg zu passieren.

RACHE HOCH DREI

    S ie erreichten Hamburg nach einem Gewaltritt von viereinhalb Tagen und auch dort verloren sie keine Zeit. Die Damen und Triple Twins tauschten ihre französischen Uniformen unverzüglich gegen englische aus und dann ritten sie alle gemeinsam zu dem englischen Handelsschoner, der im Hafen auf sie wartete. Der Kapitän stach in See, sobald der Letzte von ihnen seinen Fuß an Bord gesetzt hatte und Will, Jo und die Twins hatten deshalb überhaupt keine Chance, sich von Moses zu verabschieden. Der verkündete plötzlich und aus heiterem Himmel, dass er sie nicht mehr begleiten würde.
    »Tut mir leid, Will, aber ich tauge nicht zur knorrigen Gouvernante«, erklärte er verlegen, als er die Blicke zweier älterer und nicht gerade gepflegter Matrosen spürte, die sich bei seinem Anblick schon aus lauter Vorfreude die zahnlosen Mäuler leckten. »Da bleibe ich lieber hier und kümmere mich um die Straßenkinder von Berlin, die ja jetzt keinen Anführer mehr haben.«
    Mehr sagte er nicht. Er drehte sich um und ging einfach weg. Doch bevor er noch hinter der nächsten Straßenecke verschwand, sah Will, wie Moses’ graue Perücke in hohem Bogen in die Gosse flog.

    Will sah ihm wehmütig und neidisch nach. Deshalb entging ihm um ein Haar der Blick, den Rachel Sarah zuwarf und den die andere mit einem gerissenen Grinsen quittierte.
    Was hatten die beiden Mädchen vor und was planten die Damen? Was planten die Triple Twins? Verfuchst! Will wurde sich plötzlich bewusst, in was für einer Klemme er steckte.
    Er war das einzige Mädchen an Bord.
    Bei allen Teufeln der Hölle, ja! Will war mit zehn Frauen und Mädchen auf diesem Schiff. Doch die waren alle als Männer verkleidet. Nur Jo und er trugen Frauenklamotten und weil Jo erst zehn war, war Will – und das, obwohl er ein Junge war – das einzige weibliche Wesen an Bord, das sich im flirtfähigen Alter befand. Ja-mahn, und deshalb fühlte sich jeder Matrose, Schiffsjunge, Maat und Steuermann geradewegs dazu berufen, ihm nachzupfeifen, den Hof zu machen, ihm einen Klaps auf den Popo zu geben oder ihn sogar zu küssen.
    Will spürte die Stiefelspitze des ersten Offiziers, mit der dieser versuchte, bei ihrem ersten Abendessen in der Kapitänskajüte unter dem Tisch so lange seine Waden zu streicheln, bis Will es nicht mehr länger aushielt. Er nahm seine Gabel und rammte sie diesem geleckten Mistkerl in den Oberschenkel. Danach fiel er in Ohnmacht, verlangte nach Riechsalz, wie anständige Mädchen es in solchen Situationen tun, und ließ sich von Salome und Ophelia in ihre Kabine tragen.
    Doch dort platzte die Wut aus ihm heraus.
    »Was soll das!«, schimpfte er. »Was ist das für ein Spiel? Was wollt ihr mir noch alles heimzahlen und wohin fahren wir überhaupt? Woher wisst ihr, dass wir nach Amerika müssen? Mir haben Hannah und Whistle gar nichts gesagt. Das wär ja auch blöd von ihnen gewesen.«

    »Ja, blöd!«, nickte Ophelia. »Da hast du recht.Aber überhaupt nicht piratig.«
    »Piratig?«, stutzte Will. »Was ist denn das für ’n Wort? Das gibt es doch gar nicht.«
    »Dann lies doch mal das!«, erklärte Salome und zog eine Flasche aus einer Tasche. »Die hat dir Hannah geschickt, da war sie gerade mal seit einer Stunde erlöst.«
    »Erlöst von den Warzen. Erinnerst du dich?«, raunte Ophelia. »Und erinnerst du dich auch, wer sie erlöst hat? Wer hat diese vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen mit Warzentrauben bedeckte Kröte geküsst?«
    Will sah von den Damen auf die kunstvoll bemalte Flasche. Das war ganz offensichtlich eine der Flaschen, wie sie sie auf dem Fliegenden Rochen dazu benutzt hatten, ihre Flaschenposttagebücher zu schreiben und in die Welt hinauszuschicken.
    »Worauf wartest du? Lies es!«, drängten die Damen und langsam zog Will den Brief aus dem Flaschenhals.
    Er entfaltete das feuchte Papier und erkannte in den zerlaufenen Buchstaben sofort Hannahs Schrift. Die Schrift, mit der sie ihm aus ihrer Gefangenschaft auf dem Fliegenden Rochen während ihres Transports nach Berlin einen Liebesbrief geschrieben hatte. Einen Brief, in dem sie ihn bat, ihr ihren Verrat zu verzeihen. Und dieser Verrat bestand darin, dass sie Will, Jo, Moses und selbst ihre Triple Twins im ewigen Eis der Antarktis zurückgelassen hatte, um den Ring der Witwe Chen ganz für sich allein zu behalten.
    Ja-mahn, und genauso hatte sie ihn wieder verraten, als sie, nachdem sie

Weitere Kostenlose Bücher