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Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

Titel: Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Drachenkajaks, die sein kleiner Freund Regentropfen-Jo am Ende der Welt in Chens Eispalast
erfunden und die die Kinder dann in den Dünen vor Hamburg nachgebaut hatten.
    Doch während Jos Kajaks noch schwarz gewesen waren, schwarz wie der Wunsch nach Rache für Hannahs Verrat, waren ihre Boote jetzt weiß. Sie glitten auf ihren Kufen über die Wellen und das Mädchen, dessen Haare jetzt wieder nachgewachsen waren, zeigte lachend nach oben. Ihr Bruder, der vor ihr saß, hob seinen Blick. Er schob das Stirnband mit dem Zeichen des Korsaren aus den Augen und sah, wie die Drachensegel, die die Boote an mastlangen Leinen zogen, das erste Licht der Sonne einfingen. Sie leuchteten auf wie die Flügel von Engeln.
    »Schau doch!«, rief er zu Moses hinüber. »Jetzt wird alles gut!«
    Und als wär das ein Zauberspruch, erhob sich die Sonne in diesem Augenblick aus dem Meer. Sie tauchte die Rümpfe der Kajaks in ihr goldenes Licht und die flogen und sprangen jetzt wie Delfine – Delfine, die von Engeln gezogen wurden – nach ihrer wochenlangen Fahrt über den Ozean auf die Küste Neu Englands zu.
    Dort an der Südspitze der Kolonie, oberhalb der Lower Bay unter der Mündung des Hudson holten sie ihre Segel ein, damit niemand die kleinen Boote von Weitem entdecken konnte. Die waren jetzt nicht mehr von den weißen Gischtkronen, die auf den Wellenbergen tanzten, zu unterscheiden. Und so paddelten sie gut getarnt durch die schmale Öffnung in eine von Inseln und Mangrovenfeldern durchzogene Bucht.
    »Woher weißt du, dass wir hier richtig sind?«, fragte der kleine Bruder des Mädchens den Chevalier du Soleil, als der nur eine halbe Bootslänge vor ihnen in einen von Mangroven umwachsenen Wasserarm bog.

    »Ich weiß es nicht!«, antwortete Moses sorglos und folgte dem sich immer mehr verengenden Weg. »Ich höre nur auf meine innere Stimme. Weißt du, ich war einmal König. König Quatschkopf, der Erste.« Moses lachte bei dieser Erinnerung. Das schien wirklich ein Morgen des Lachens zu sein und er beschloss deshalb, ihn solange wie möglich zu genießen. »Und mein Volk hat den Rochen für Hannah gebaut. Nun, vielleicht nicht für Hannah persönlich oder für die Hannah, die sie zurzeit ist. Aber es hat ihn gebaut, und auch wenn das vor meiner Zeit war, kann ich ihn doch irgendwie spüren.«
    »So wie Whistle ihn hören kann?«, fragte das Mädchen neugierig und Moses befürchtete in diesem Moment, dass es mit dem Lachen schon bald wieder vorbei sein könnte.
    »Nein«, sagte er ruhig. »Es gibt Dinge auf dieser Welt, die der Alte nicht hören kann. Nicht mehr, weißt du, weil ihm hier etwas fehlt.« Er legte ganz kurz die Hand auf die Brust. »Aber so wie ich ihn in Berlin gesehen hab, ist er gerade dabei, sein Herz wiederzufinden. Er hatte es, glaube ich, zum Glück nur verlegt.«
    »Heißt das, dass Blind Black Soul Whistle ein Guter ist?«, staunte der Junge und wandte sich zu seiner Schwester um. »Heißt er dann in Zukunft vielleicht anders? Heißt er dann Blind White Soul Whistle?« Er kicherte vor Vergnügen und duckte sich unter den Ästen hindurch, die den Wasserarm immer dichter umschlossen.
    »Ja«, lachte Moses und zog einen Zweig aus seinen Rastalocken. »So kannst du ihn nennen, wenn …«
    »Bist du da sicher?«, fragte das Mädchen, als ihr Kanu gefährlich über Baumwurzeln schabte.
    Sie schaute sich um. Der Weg war zu Ende. Der Wasserarm
endete in dichtem Gestrüpp, und hinter ihnen hatten sich die hundertneunundneunzig Kanus der anderen Kinder verkeilt.
    »Worin soll ich sicher sein?«, fragte Moses zurück. Er sprang aus dem Kanu, zog es hinter sich her und zerrte und riss es durch die Mangroven. »Meinst du den Rochen oder das Herz des Piraten? Tja, weißt du, beides ist sehr gut versteckt. Und was gut versteckt ist, kann man nicht so leicht finden.« Er riss sich die Dornen aus den Haaren. »Aber wenn man es findet, ist es dafür umso schöner. Quatsch, es ist großartig und fantastisch.«
    Er blieb lächelnd stehen. Vor ihm lichteten sich die baumhohen Mangroven und man sah einen kleinen See. Und auf dem schlief mit seinen nach beiden Seiten ins Wasser gelegten Dschunkensegelflügelmasten der Fliegende Rochen: Hannahs Schiff.
    Das Mädchen und der Junge folgten Moses und zogen ihr Boot durch die von ihm geschlagene Schneise.
    »Ja-mahn!«, grinste der Kleine. »Da hat sich die lange Suche gelohnt.« Er kletterte schnaubend und prustend ins Kajak und paddelte ohne seine Schwester auf das Piratenschiff

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