Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4
ignorierte die Kälte des Rings auf seiner Brust und er bemerkte erst, dass er aufgrund dieser Kälte mit den Zähnen zu klappern begann, als er dasselbe Klappern neben sich hörte. Will schaute nach links und entdeckte dort den Mohawk mit der Perücke, der neben ihm schwamm und sein Zähneklappern imitierte.
Dann heulte ein Wilder links von ihm auf und als der Junge zu ihm herumwirbelte, wurde er auch schon von dem Kerl mit der Perücke unter Wasser gedrückt.Will schrie vor Schreck. Er sah die Luftblasen, die seinem Mund dabei entwichen. Er schlug mit den Armen um sich, als sich der Mohawk auf seine Schultern setzte und seinen Hals mit seinen Schenkeln umschloss. Er dachte: Das geht viel zu schnell. Ich will so nicht sterben. Ich will nicht ertrinken!
Da rutschte der Wilde von seiner Schulter.Will schoss an die Wasseroberfläche zurück. Er schnappte nach Luft und schwamm sofort los. Er war ganz sicher, er hoffte, nein, er wünschte sich,
dass es ihm vielleicht gelang, den beiden Kerlen zu entkommen, als ein dritter Mohawk vor ihm aus den Wellen schnellte, sich auf seine Schultern stützte und ihn wieder unter Wasser zwang.
Danach folgte ein Albtraum.
Will hatte Angst.Angst zu ersticken. Er schluckte Wasser, ihm wurde schlecht, er musste würgen und durfte dann atmen. Aber nur, um den Albtraum noch einmal zu erleben. Er hustete, spuckte und atmete dadurch nur noch mehr Wasser ein. Er strampelte. Schrie. Unter und über Wasser. Er verwünschte die Wilden und dann gab er auf.
Er ergab sich dem Schicksal.
Verschwommen nahm er wahr, wie er aus dem Fluss geschleift wurde. Er sah die Baumkronen über sich in der Nacht. Er wurde von lodernden Feuern geblendet, die die Sterne am Himmel unsichtbar machten. Er fiel ins kniehohe Gras. Er schlug mit dem Kopf auf einen Stein. Er fühlte die Hände, die seine Brust drückten und quetschten. Er sah in das Perückengesicht. Er spuckte dem Mistkerl das Wasser aus seiner Lunge in seine bemalte Visage und irgendwann stand er dann zwischen Whistle und Ratte am Marterpfahl.
»Hey, willkommen im Klub!«, schnarrte Ratten-Eis-Fuß und deutete, so gut es ihm die vom Kopf bis zur Nasenspitze um seinen Körper gewickelten Fesseln erlaubten, mit dem Schnurrbart zu Cutter, der links neben Whistle an den windschiefen Pfahl gebunden war.
Dann warf er einen misstrauischen Blick zu den Wilden, die jetzt zum Klang ihrer Trommeln um die Feuer tanzten.
»Hey, Höllendhund Will! Glaubst du mir jetzt, dass dieses Biest Honky Tonk Hannah das alles geplant hat? Von der ersten
Minute an, in der du sie in Berlin von den Warzen befreit hast! Sie wollte, dass wir als erstes gefangen werden. Ich meine dich, Cutter, du Dämlack und deinen noch intelligenteren Käpten. Ich konnte ja nichts mehr dagegen tun. Ja-mahn, und dann wollte sie, dass Nat und Will sie ganz brav befreien. Aber nur, damit einer von ihnen dabei auf der Strecke bleibt.Wer, das war ihr egal, denn der andere wird spätestens dann über die Klinge springen, wenn sie im Besitz des Siegels ist.« Er spuckte und fluchte.
»Ja«, nickte Will finster. »Vielleicht hast du recht. Aber dann fehlt ihr leider der passende Ring.«
Ratte entdeckte die Kette mit dem Schmuckstück um seinen Hals.
»Ja«, grinste er, »und das wird sie ärgern. Aber nutzen tut es dir einen Dreck.Wir sehen das alles nur aus der Hölle heraus, in der wir skalpiert und gehäutet schmoren. Und wenn du glaubst, dass das ein Vergnügen ist, irrst du dich gewaltig. Das Vergnügen liegt eindeutig auf Hannahs Seite.« Er lachte verächtlich. »Die Mohawks sind nämlich auf dem Weg zu Finn. Sie wollen ihn töten. Das weißt du doch, oder? Aber das heißt auch nichts anderes, als dass sie damit den Ring, der jetzt noch um deinen Nacken baumelt, genauso wie diese Perücke, die ihr Oberboss trägt, zu Hannah bringen.«
»Wenn sie dann noch lebt«, brach Whistle sein Schweigen. »Da tanzen fünfzig Wilde ums Feuer. Das heißt, die Mohawks trauen sich nur mit fünfzig Mann zu Feuerkopf Finn. Und da frag ich mich doch, warum? Was muss das für ein Teufel sein? Womöglich ist es besser, hier auf der Lichtung durch die Indianer zu sterben, als durch seine Hände, he? Besonders, wenn man etwas will, das ihm gehört und er es nicht hergeben will?«
Das Donnern und Grollen war immer lauter geworden und als Hannah und Nat den Nebel aus Wasser am Horizont aufsteigen sahen, hatten sie ihre Kanus ans östliche Ufer des Niagaras gelenkt. Von dort waren sie zu Fuß weitergelaufen und
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