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Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

Titel: Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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den Füßen, wobei sein enormes Gewicht nicht von seinen Beinen, sondern allein von den Zehen gehalten wurde.Von jedem der krummen und siebzig Jahre alten, nicht gerade sauberen Glieder führte ein Lederriemen zu einer Stange, die die Wilden quer auf das obere Ende des Marterpfahls gebunden hatten.
    Doch Whistle hing da und ertrug seine Schmerzen tapfer und wortlos. Der alte Pirat, der Fürst von Old Nassau hatte schon Coffin Nail Island überlebt. Er hatte dort seinen Namen, seine Würde und den Verstand verloren, und alle drei in Berlin auf einem Haufen Müll wiedergefunden. Ihn konnte so leicht nichts mehr erschüttern und deshalb konzentrierte er sich. Er schloss seine blinden Augen und spitzte die Ohren, mit denen er besser hören konnte als andere sehen. Er lauschte und schnupperte und konzentrierte sich seelenruhig auf die wichtigen Dinge. Und zu diesen wichtigen Dingen gehörte ganz offensichtlich Wills Verzweiflung und Angst.
    »Hey!«, raunte der Alte. »Was machst du da, Kleiner?«
    Doch Will hörte ihn nicht. Er stand auf allen vieren und lehnte am Pfahl.
    »Hey, Kleiner!«, zischte Whistle noch einmal und grinste. »Ich hab Hannah geheiratet.Wusstest du das?«

    Jetzt war Will wach. »Wie bitte?«, rief er.
    »Ja, unten in Albany«, grinste der Alte. »Sie hat einfach nicht aufgehört, darum zu betteln.«
    »Das glaub ich dir nicht!«, blaffte der Junge, krabbelte auf allen vieren zu Whistle, und starrte ihm trotzig ins Gesicht. »Das glaub ich dir nicht. Hannah hasst es zu heiraten.«
    »Ja, vielleicht dich«, amüsierte sich Whistle. »Denn du bist kein Kerl.« Er schlug die blinden Augen auf und hörte und roch wie Will erschrak. »Was hab ich gesagt!«, grunzte der Alte. »Du bist nur ein Weichei. Ein Waschlappen! Ein Witz von einem Piraten!«
    »Ach ja«, höhnte Will, »so wie es ein Witz ist, dass du geheiratet hast!«
    »Ja«, lachte Whistle. »Aber der Witz war lustig«, amüsierte er sich. »Du aber bist einfach nur fürchterlich traurig. Jämmerlich, hörst du!« Er wurde ernst. »Also los, sag mir, was machst du da, Will?«
    »Wie bitte?« Will war verwirrt. »Was ich hier mache? Nun, ich denke, ich mach gerade einen Ausflug ins Blaue. Ich halte den Bauch in die Sonne und genieße den Tag mit den drei treuesten Seelen, die Gott erschaffen hat.«
    »Das klingt schon besser«, grinste der Alte. »Dann ist ja doch noch nicht alles verloren.«
    »Natürlich nicht«, spottete der beleidigte Junge. »Wir haben alles im Griff. Wir kriegen das hin. Wir haben die Situation hier unter Kontrolle, weißt du!«
    »Nein«, antwortete Whistle trocken. »Das haben wir nicht. Aber wir können das Beste daraus machen.«
    »Das Beste?«, schnaufte Will. »Cutter wird wie ein Hühnchen geröstet und Ratte beißt sich die Zunge ab.«

    »Ja«, nickte Whistle, »wenn es den Mohawks da drüben gefällt. « Er deutete zu den Indianern, die im Schatten der Bäume am Lichtungsrand lagen. »Die lassen uns so lange leben, wie sie Spaß daran haben und weißt du, warum? Die Mohawks sind nämlich gar nicht so dumm. Die lassen nur die leben, die keine Feiglinge sind. Die zu dem stehen, was ihnen etwas bedeutet. Also reiß dich zusammen. Sei ein Pirat. Glaub an dich, hörst du. Gib dich nicht auf!«
    »Ja, danke, das reicht«, fiel Will ihm ins Wort. »Ich hab es kapiert.«
    »Bist du da sicher?«, fragte Whistle hartnäckig nach und dieselbe Frage wurde in diesem Moment auch Hannah gestellt.
     
    Die Piratin lag im Raum einer Blockhütte. Zumindest war der Raum wie eine Blockhütte gebaut. Sie hörte das Donnern der Niagarafälle und folgte mit den Augen einem der wenigen Sonnenstrahlen, der seinen Weg durch die Ritzen der verbarrikadierten Fenster fand. Der Strahl traf auf das Gesicht eines Mannes. Oder zumindest einen Teil des Gesichtes, den der Strahl jetzt erhellte, als sich der Mann über sie beugte.
    »Bist du sicher?«, fragte der Kerl jetzt schon zum dritten Mal, zog den Holzlöffel erneut aus dem Topf mit Honig und ließ die goldgelbe Flüssigkeit auf ihr Gesicht tropfen.
    Hannah spürte die süße und zähe Masse auf ihren Lippen und ihr Magen, der seit Tagen nichts anderes bekommen hatte als Aufregung und Wut, krampfte sich schmerzhaft zusammen. Ihr wurde schlecht, aber nicht vor Hunger, sondern weil sie an die Ameisen dachte. Die Ameisen aus dem Ameisenbau, der dort unter dem Fenster in einer riesigen und bauchigen Glasflasche steckte.

    »Du bist also allein. Es gibt niemanden außer dir, der versucht, mich zu

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