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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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den nächsten Busch zu schleppen und dann auf sich zu ziehen, sondern der Gedanke an die nassen Blätter und den noch nasseren Boden. Keinesfalls wollte sie erkältet ein gefährliches Unternehmen führen. Die Virostatika, die ihnen zur Verfügung standen, wurden bereits knapp und mussten für etwas Wichtigeres als den Schnupfen der Einsatzkommandeurin aufgespart werden.
    Langsam traten sie eine Armeslänge auseinander. Chung tätschelte ihr die Wange. »Du wirst mir langsam zur Gewohnheit, weißt du das?«
    »Besser eine Gewohnheit als ein Laster.«
    »Ja, aber eine Gewohnheit legt man nicht so leicht ab.«
    »Ich … ich denke über Möglichkeiten nach, wie … wie wir uns nicht ablegen müssen. Klingt das gut?«
    »Sehr gut sogar.«
    Sie waren noch keine fünfzig Meter die Anhöhe hinabgestiegen und auf die wartenden Boote zugegangen, als mehrere Fackeln aufloderten, jede unter einem Hitzeschutzschirm, der die Wärmesignatur absorbierte. Dann traten Sea Fencibles zu Dutzenden unter den Bäumen hervor und applaudierten jubelnd.
    Ryder errötete. Nur schwer konnte sie erkennen, was Chung tat, aber er warf Bexo einen bösen Blick zu, als der Sanitäter sich zu der Menge gesellte. Ryder sah unter den Leuten auch einige Sea Fencibles, die nicht am Kommandounternehmen teilnehmen würden und nach Norden gekommen waren, um freiwillig beim Umbau der Boote zu helfen; vielleicht wollten sie sich dadurch doch noch einen Platz in der Streitmacht verdienen – oder surch saftige Bestechungsgelder erkaufen.
    »Vielen Dank«, sagte sie. »Aber wir wollen das Schicksal nicht herausfordern. Spart euch den Applaus für unsere Rückkehr auf. Dann können wir eine richtige Fackelfeier abhalten.«
    »Bis dahin ist es Herbst«, meinte Bexo, »dann regnet es noch schlimmer.«
     

4
     
    Wenn der Herbst Regen bedeutete, dann war er auf diesen Breiten des Zentralmeeres, zweihundert Kilometer südlich des Strathspey-Archipels, schon eingekehrt. Nachdem die Regenwolken aufgezogen waren, legte sich wenigstens der starke Wind, der in den letzten beiden Tagen ununterbrochen geweht hatte. Ryder hätte es wenig Freude gemacht, ein paarundzwanzig Sea Fencibles von einem sinkenden Fischkutter auf den nächsten zu retten, während grünes Wasser über die Bordwände spülte.
    Sie stemmte sich gegen das Süll und packte mit der einen Hand die Rückenlehne des Rudergängers so fest, dass ihr das Gelenk schmerzte, mit der anderen die Windschutzscheibe. Die Windschutzscheibe war bis zur Undurchsichtigkeit mit Salz verkrustet, sie hätte ebenso gut geborsten sein können.
    Von unten waren ein schwerer Schlag und lautes Klappern zu hören, als jemand die Backbordluke öffnete. Ein vertrautes Geräusch folgte; vom ebenso vertrauten Geruch blieb Ryder zum Glück verschont. Der Regen spülte ihn sofort weg, und der seekranke Sea Fencible hatte seinen Magen rasch entleert.
    Zwar wurden weniger Leute seekrank, als Ryder befürchtet hatte, doch waren es immer noch genug und so schwere Fälle, dass Bexo die Tabletten gegen die Übelkeit mit beiden Händen austeilen musste. Sie konnten es sich nicht leisten, wenn fünfzig Sea Fencibles das Zielgebiet so geschwächt erreichten, dass sie nicht einmal mehr ihre Ausrüstung tragen, geschweige denn rennen, klettern oder kämpfen konnten.
    Der Regen hüllte Ryders Befehlsboot und die anderen drei sichtbaren Kutter in ein tiefes Dämmergrau, in dem nur die schwachen Positionslichter glühten. Bei diesem Wetter waren sie aus der Luft und aus der Kreisbahn nicht zu sichten; ihr Problem bestand darin, den Treffpunkt zu finden.
    Die Luke war offen gelassen worden, damit frische Luft unter Deck gelangte. Über dem Prasseln des Regens und dem Wummern des Dieselmotors hörte Ryder einen vertrauten Text: Jemand las laut aus Chungs Handbuch über havenitische Waffen vor. Er hatte seine Dateien zu einem kurzen Druckwerk zusammengefasst, und jeder Trupp hatte ein Exemplar erhalten, obwohl Chung einige der darin enthaltenen Informationen nur durch Austausch mit der Technischen Abteilung des Solarischen Nachrichtendienstes erlangt haben konnte.
    Ryder fragte sich, ob Chung sich aus persönlichen Gründen so sehr exponierte. Riskierte er absichtlich, unehrenhaft aus dem erewhonischen Dienst entlassen zu werden, indem er Geheimmaterial weitergab? Damit er ungehindert ins Sternenkönigreich auswandern konnte?
    Ryder malte sich ein Schreckensszenario aus, in dem Chung tatsächlich aus diesem Grund eigenmächtig Informationen verbreitet

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