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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Oder es käme schlimmer.
    Selbst die aufgeschlossensten Menschen wussten sehr wenig über ihre neuen Nachbarn. Wenn nun eine Baumkatze einen Mord und die Vertuschung eines größeren Industriestörfalls meldete – und das auch noch mit Hilfe der Hellseherei – so war angefangen bei offener Skepsis bis hin zu unumwundener Panik jede Reaktion möglich. Scott wusste, dass er sich die Mitteilung nicht einbildete; aber wie viele Menschen hatten denn schon fast ein T-Jahr mit einem Baumkater verbracht und konnten die Nuancen der Verbindung zwischen einer Baumkatze und ihrem adoptierten Menschen einordnen?
    Folglich musste Scott mit außerordentlicher Vorsicht vorgehen und die Untersuchung durch das Bergungsteam behutsam in die Richtung lenken, in die sie gehen sollte. Ferner würde er in seiner Eigenschaft als offiziell für diese Todesfälle zuständiger Coroner Material über das Tun von BioNeering zusammentragen. Sein Amt verlangte von ihm, dass er die Todesursache feststellte und nach Hinweisen auf eine strafbare Handlung suchte; fand er sie, hatte er ein polizeiliches Ermittlungsverfahren einzuleiten. Gott sei Dank war er so vorausschauend gewesen, sich von Bürgermeister Sapristos offiziell zum Coroner bestellen zu lassen, bevor er zu den Baumkatzen ging. Selbst an Sapristos konnte er sich nicht wenden, bevor er ihm nichts Konkreteres zu sagen hatte als: ›Nun ja, Sir, die Baumkatzen haben es mir verraten‹, denn jeder wusste ja, dass Baumkatzen nicht sprechen konnten. Scott konnte und wollte sein mediales Talent keinesfalls enthüllen.
    Hatte es der geballten empathischen – oder telepathischen – Fähigkeiten so vieler Baumkatzen bedurft, um diese wenigen Bilder und Emotionen auf ihn zu übertragen? Oder hatten sie bemerkt, dass an seinem schottischen Erbe etwas war, das ihn empfänglicher machte für die Verständigungsmethode der Baumkatzen? Baumkatzen konnten die altirdischen Legenden über Schotten und Iren nicht kennen, denen man nachsagte, sie seien ›fey‹ gewesen, ›übersinnlich‹ begabt. Noch heute erzählte man sich diese Sagen, obwohl noch niemand eine Möglichkeit gefunden hatte, solche Talente messend zu erfassen. Auf jeden Fall spürten die Baumkatzen menschliche Gefühle und waren in der Lage, ihre eigenen Emotionen zu senden – zumindest an Scott.
    Die ‘Katzen hatten möglicherweise auf irgendeine Weise erkannt, dass allein Scott MacDallan imstande wäre, ihre Botschaft zu verstehen, und das stärkte ihn nur in seiner Entschlossenheit, dem Rätsel auf den Grund zu gehen – natürlich ohne die Zukunft der Baumkatzen zu gefährden, indem er zu viel über sie preisgab. Vorher mussten die Menschen auf Sphinx überzeugt oder überredet werden, angemessene, zivilisierte diplomatische Beziehungen zu ihren kleinen Nachbarn aufzunehmen und sich ihrem Schutz zu verschreiben.
    Ob die Baumkatzen ihn nun seines seherischen Erbes wegen mit Bedacht ausgesucht hatten oder nicht, konnte er nicht mit Sicherheit sagen, und er bezweifelte auch, dass er oder ein anderer Mensch es jemals erführe; auf jeden Fall wollte er damit beginnen, Antworten auf die Fragen zu suchen, die nach dem Absturz noch offen standen. Scott entschied sich, beim Flugwagen zu beginnen. Er musste ergründen, was genau zum Absturz des Frachttransporters geführt hatte; er durfte nicht einfach als gegeben voraussetzen, dass er im Sturm verunglückt sei.
    Im gleichen Moment, als er unter den Bäumen hervortrat, spürte er, wie sich ihm ein vertrautes Gewicht auf die Schulter senkte, und mit einem sanften Tätscheln begrüßte er Fisher. Dann sprang ein zweites Gewicht auf die andere Schulter, und Scott blickte in die Augen des Streuners, die entschlossen funkelten.
    »Bliek!« Lebhaft deutete der Streuner auf das wartende Bergungsteam.
    »O ja«, stimmte Scott ihm leise zu. »Das machen wir tatsächlich!«
    Er trat auf die Lichtung und umging den verformten Bug des Wracks.
    »Vollney! Keegan!«
    Die Absturzprüfer näherten sich aus zwei Richtungen: Einer trat aus der offen stehenden Ladeluke, der andere hastete um das zerdrückte Heck herum. »Doc?«
    »An diesem Absturz geht mir eins nicht in den Kopf. Ich bin schon ein paar Dutzend Mal durch Gewitter geflogen, weil Patienten dringend einen Arzt brauchten. Einmal habe ich es sogar geschafft, obwohl ich eine Gehirnerschütterung hatte; mein Freund Fisher hier und ich mussten damals unbedingt ins Krankenhaus. Augenblicklich weiß ich nicht, wonach wir suchen, aber was immer es ist,

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