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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sie leise, und wieder blickte der SFD-Kommandeur sie wachsam an. Mit der Breite ihrer Interessen erstaunte sie ihn zum wiederholten Mal, und eigentlich, so fand er, hätte er mittlerweile daran gewöhnt sein sollen.
    »Ja. Ja, es ist ein Akimoto«, antwortete er und fügte eilig hinzu: »Aber keine Auftragsarbeit, Königliche Hoheit. Ms. Akimoto hat es uns geschenkt.«
    Nun war es an Adrienne, den Lieutenant General erstaunt anzublicken. Sie wusste, weshalb er diese Erklärung abgab: Ein echtes Neo-Ölgemälde von Tsukie Akimoto hätte ungefähr genauso viel gekostet wie das gesamte neue Verwaltungsgebäude des Forstdienstes.
    »Sie hat es Ihnen geschenkt?«, vergewisserte sie sich.
    »Jawohl, Königliche Hoheit. Sie wählte das Thema selbst, führte die Arbeit aus und schenkte es uns unter der Auflage, dass es stets im Sitzungssaal unseres Vorstands hängen soll.«
    »Aber … warum?«, fragte Adrienne, ohne die Augen von dem bezaubernden Porträt zu nehmen.
    Die Frau darauf hatte die mittleren Jahre überschritten. Ihre Augen strahlten, und ihrem Mund sah man an, dass er schnell lächelte. Zugleich aber erweckte sie den Eindruck, beängstigend energisch zu sein und ihr Ziel mit größter Entschlossenheit und Konzentration zu verfolgen. Sie hatte dichtes weißes Haar und trug das Grün und Braun des Forstdienstes, am Kragen die beiden goldenen Planeten eines Brigadier General. Dazu kam das goldgesäumte blau-weiß-gestreifte Band des Verdienstordens, und auf ihrer Schulter saß stolz eine cremefarben-graue Baumkatze. Die ‘Katz war ein großer Vertreter ihrer Spezies und grauenhaft entstellt. Die Spitze des rechten Ohrs fehlte, und durch das plüschige Fell auf der rechten Gesichtshälfte liefen weiße Streifen, Zeichen der darunterliegenden Narben; der rechte Vorderarm war gleich unter dem Schlüsselbein amputiert. Die ‘Katz saß auf der rechten Schulter der Frau und ließ den Schweif an ihrem Rücken herunterhängen, während die verbliebene Echthand auf ihrem Kopf ruhte. Die Künstlerin hatte die Liebe in den Augen beider Modelle mit gespenstischer Naturtreue eingefangen.
    »Weil sie es wünschte, Königliche Hoheit«, sagte MacClintock ruhig. »Vielleicht wussten Sie nicht, dass Ms. Akimoto vor einigen Jahren von einer ‘Katz adoptiert wurde?«
    »Wie?« Adrienne blickte ihn an und schüttelte den Kopf. »Nein, das wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass sie von Sphinx stammt. Ich bezweifle aber, dass ihre Adoption weithin bekannt gegeben wurde, denn sonst hätte ich gewiss davon gehört.«
    »Damit haben Sie Recht – dass es nicht bekannt gegeben wurde«, antwortete MacClintock. »Ms. Akimoto ist immer eine Einsiedlerin gewesen. Sie verlässt den Besitz ihrer Familie nur selten – die Akimotos sind Erste Anteilseigner, wissen Sie –, und seit ihrer Adoption hat sie den Planeten nicht mehr verlassen.« Er lächelte leicht. »Nur wenige von uns würden ohne zwingenden Grund erwägen, unsere Freunde auf eine andere Welt zu bringen, fürchte ich. Obwohl ich insgeheim glaube, dass die kleinen Teufel liebend gern in den Weltraum ziehen würden! Vielleicht haben Sie schon bemerkt, dass wir bei ihrem Schutz lieber ein wenig zu viel des Guten tun, Königliche Hoheit?«
    Adrienne nickte bewegt, und sein Lächeln schlug in ein Grinsen um.
    »Manchmal denke ich, sie brauchen gar nicht so viel Schutz, wie wir behaupten, Königliche Hoheit. Körperlich sind sie außergewöhnlich zäh, und in den meisten bedrohlichen Situationen wissen sie sich zu wehren. Dunatis?«
    Der ‘Kater auf seiner Schulter hob entgegenkommend die Echthand, spreizte die langen Finger und fuhr die vier zentimeterlangen Krallen aus. Er hielt sie Adrienne hin, sodass sie die an Krummsäbel erinnernden Mordwerkzeuge betrachten konnte, dann bliekte er fröhlich, und die elfenbeinfarbenen Krallen verschwanden wieder in den Fingerspitzen.
    »Das Problem«, fuhr MacClintock in ernstem Ton fort, »besteht nun darin, dass sie nicht gut gerüstet sind, um sich in Situationen zu behaupten, in denen die Gefahr weder körperlicher Natur ist noch sie unmittelbar bedroht. Die spezifischen Rechte, die ihnen die Verfassung garantiert, werden hier auf Sphinx in vollem Umfang durchgesetzt. Außerhalb von Sphinx ist die Lage allerdings längst nicht so eindeutig.«
    »Sie sprechen von der Erklärung der Baumkatzenrechte«, sagte Adrienne tonlos, und er nickte. Sein Gesichtsausdruck war verschlossener geworden, als er ihren völlig reglosen Tonfall bemerkte, aber er

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