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Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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San Martins so tiefschürfend analysiert hatte – schließlich bestand dessen Organisation eigenen Angaben zufolge hauptsächlich aus Angehörigen der unteren Schichten.
    »Ich bitte um Verzeihung, wenn ich Ihnen Sachverhalte noch einmal darlege, die Sie bereits kennen, Mylord«, sagte Baird, »aber es gibt einen Grund für meine Wortfülle. Unseren Quellen nach zu urteilen, spielt San Martin nämlich eine entscheidende Rolle in den begleitenden Maßnahmen, die der Protector den Schlüsseln unterbreiten wird. Und das liegt daran, dass Kanzler Prestwick und gewisse andere Angehörige des Rates den Protector drängen, für Grayson einen ähnlichen Status zu beantragen.«
    » Was? « Mueller schoss halb von seinem Sessel auf und verharrte wie erstarrt in dieser Haltung. Abgrundtief entsetzt starrte er Baird an. Sein Gegenüber nickte feierlich.
    »Wir haben die gleiche Meldung von mehreren Quellen erhalten, Mylord«, sagte er ruhig. »Sie weichen zwar geringfügig voneinander ab, aber das ist immer so. Der Kern ist bei allen identisch. Wenn das Sternenkönigreich San Martin unter Bedingungen aufnimmt, von denen die inneren Angelegenheiten des Planeten kaum berührt werden, so könnte es das Gleiche auch im Falle Graysons tun – das scheinen der Kanzler und seine Verbündeten zu glauben.«
    »Das ist doch albern! Das ist Irrsinn !« Mueller reckte wie ein wütender Stier den Kopf. »Diese Allianz und der uns aufgezwungene Umgang mit ihren Angehörigen bedroht schon jetzt unsere heiligsten Sitten! Selbst dieser Idiot von Prestwick muss doch einsehen, dass jede engere Verbindung das Totengeläut für unsere Lebensart bedeutet! Wir würden säkularisiert, wir würden in den gleichen sittlichen Verfall gezogen wie die verdammten Manticoraner mit ihren laxen Moralvorstellungen!«
    Und Macht und Autorität der Schlüssel würden drastisch geschmälert , dachte er hasserfüllt. Benjamin Mayhews ›Reformen‹ hatten es dem Schwert ermöglicht, sich erheblich stärker in Angelegenheiten einzumischen, die eigentlich Sache der Schlüssel waren. Geschehen war dies stets im Namen von Fairness und Gleichbehandlung aller, denn jeder sollte in den Genuss dieser Reformen kommen – anstatt zuzugeben, dass es nur darum ging, die historisch gewachsene Autonomie der Schlüssel systematisch zu zermürben … Mueller und seine Verbündeten ließen sich von der Schönfärberei des Protectors nicht täuschen. Aber wenn die verfluchten Manticoraner auch noch offen dazu eingeladen wurden, ihre teuflischen Nasen in die inneren Angelegenheiten Graysons zu stecken – die sie nun wirklich nichts angingen –, dann konnte es nur schlimmer werden. Dass die Siedler von Grayson, besonders die Jugend, dazu gezwungen wäre, sich mit verderbten Manticoranern abzugeben, mit ihrem weltlichen Besitz und ihren Versuchungen, musste katastrophale Auswirkungen auf die bis dato stabile Gesellschaftsordnung des Planeten zeitigen.
    »Meine Freunde und ich stimmen Ihnen gewiss zu, Mylord.« Baird klang erheblich gefasster als Mueller. »Aber ich glaube, darum geht es: Der Kanzler weiß genau, was ein Anschluss für unsere Traditionen und Sitten bedeuten würde – und genau deswegen strebt er ihn an. Dass er uns lokale Autonomie versichert, Unantastbarkeit unserer Religionen und Sitten, damit tarnt er doch nur seine wahre Absicht: unsere Welt zu reformieren, bis sie nichts weiter ist als ein Abklatsch des Sternenkönigreichs von Manticore.«
    »Verdammt soll er sein«, zischte Mueller. »In der Hölle schmoren soll er.«
    »Ich bitte Sie, Mylord. Ich weiß, es kommt sehr überraschend, und ich bin ebenso bestürzt und zornig über die Gefahren für unsere Lebensweise, aber der Prüfer und der Tröster warnen uns, unsere Seelen nicht dem Hass zu ergeben.«
    Mueller funkelte sein Gegenüber einen langen Moment angespannt an, dann schloss er die Augen und holte tief Luft. Fünf oder zehn Sekunden lang hielt er den Atem an, dann stieß er die Luft lautstark aus, öffnete die Augen und nickte abgehackt.
    »Sie haben natürlich Recht«, sagte er, und tatsächlich gelang es ihm zu klingen, als meine er es ehrlich. »Und ich sollte wirklich eines nicht vergessen: Ich kann die Taten eines anderen auch verabscheuen, ohne mich davon so weit treiben zu lassen, dass ich Flüche auf ein anderes Kind von Gottes unsterblicher Seele lade. Aber leicht fällt mir das nicht, Mr. Baird. Dieses Mal nicht.«
    »Das weiß ich, Mylord«, sagte Baird fast sanft. »Und ich habe genauso

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