Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
»sie hat gehandelt. Vielleicht erfahren wir nie, was sie dazu getrieben hat. Meiner Meinung nach steht fest, dass sie noch nicht bereit gewesen ist, und das ist mir nur recht. Wenn sie vollends bereit gewesen wäre, hätte man mich vermutlich ebenfalls gefangen genommen oder getötet wie Rob, und dann hätte sie zweifellos gewonnen. So aber …«
Er zuckte die Achseln, und LePic nickte.
»Und das führt uns zu dem Grund, aus dem ich Sie beide sprechen wollte«, fuhr der Mann, der nun Diktator der Volksrepublik Haven war, mit größerem Elan fort. Der Blick, mit dem er Theisman fixierte, erschien nicht unbedingt ermutigend. »Sie wissen, dass McQueen eingewilligt hatte, Ihnen das Kommando über die Zentralflotte zu übergeben. Wahrscheinlich ist Ihnen aber unbekannt, dass sie diesen Befehl nur auf mein Ersuchen und starkes Drängen hin erteilt hat.«
Theisman zog unwillkürlich die Brauen hoch, woraufhin Saint-Just schnaubte.
»Glauben Sie nur nicht, ich hielte Sie für einen glühenden Anhänger der Neuen Ordnung, Bürger Admiral«, sagte er offen heraus. »Das denke ich nun wirklich nicht. Ich halte Sie aber auch für keine zweite McQueen. Wenn ich annehmen würde, dass sie ähnlich wie sie nach der Macht streben, dann säßen Sie nicht in diesem Büro; Sie wären tot. Ich halte Sie hingegen für einen tüchtigen Berufsoffizier, der nie gelernt hat, politische Spielchen zu treiben. Ich glaube nicht, dass Sie das Komitee geliebt haben, aber das ist mir egal, solange Sie dennoch der Republik und ihrer Regierung treu sind. Können Sie das sein?«
»Ich glaube, das kann ich, Sir. Jawohl«, antwortete Theisman. Stimmt zumindest zur Hälfte , dachte er. Ich stehe wirklich loyal zur Republik.
»Ich hoffe, dass Sie das können«, entgegnete Saint-Just schroff, »denn ich brauche Sie. Und außerdem werde ich nicht zögern, Sie liquidieren zu lassen, wenn mich auch nur der Verdacht beschleicht, Sie könnten illoyal sein, Bürger Admiral.« Theisman blickte in Saint-Justs gefühlslose Augen und erschauerte. »Wenn das Ihnen wie eine Drohung vorkommt, dann ist es wohl auch eine, aber es liegt nichts Persönliches darin. Ich kann es mir einfach nicht leisten, irgendwelche Risiken einzugehen, und McQueens Verschwörung hat das gesamte Militär durchzogen. Da muss ich logischerweise die Offiziere der Volksflotte und des Marinecorps ein wenig im Auge behalten.«
»Das liegt auf der Hand«, stimmte Theisman ihm zu und glaubte, eine Andeutung von Anerkennung über Saint-Justs Gesicht zucken zu sehen. »Ich will nicht behaupten, ich wäre glücklich, wenn ich an die Folgen für die militärische Leistungsfähigkeit denke, aber offen gesagt, Sir, würde es mich wundern, wenn Sie etwas anderes geäußert hätten. An Ihrer Stelle würde ich mich jedenfalls genauso verhalten.«
»Es freut mich, dass Sie mich verstehen. Das macht mir Hoffnung, was unsere mögliche Zusammenarbeit betrifft. Ich hoffe, Sie begreifen auch, warum ich unter den gegeben Umständen keinem regulären Offizier die Macht geben kann, McQueen nachzuahmen. Ich will selbst das Amt des Kriegsministers übernehmen. Des Weiteren behalte ich die Systemsicherheit und den Vorsitz im Komitee. Weiß Gott wollte ich niemals den Platz an der Spitze, hauptsächlich deshalb, weil ich gesehen habe, was es bei den Leuten anrichtet, die ihn innehaben. Trotzdem sitze ich nun ganz oben, und ich werde meine Aufgaben erfüllen. Ich will vollenden, was Rob begonnen hat, ganz gleich, wie lange es dauert.
Sie müssen sich aber klarmachen, dass mit dem Oktagon zwo Drittel der Planungsstäbe vernichtet wurden, so gut wie alle zentralen Militärarchive und ein großer Teil der höheren Volksflottenoffiziere. Die meisten davon starben in den Kämpfen vorher, einige davon, weil sie sich auf McQueens Seite schlugen. Glücklicherweise sind die Mantys im Moment im Rückzug, und Unternehmen Eiserne Ration sollte sie darin bestärken, denn unsere Kommandostruktur ist zu Staub zerrieben worden. Ich wage es nicht, diese Kommandostruktur mit regulären Offizieren neu zu erschaffen, solange ich mir deren Loyalität nicht sicher sein kann. Ich sage Ihnen das nicht etwa deswegen, weil ich mir Ihrer Loyalität sicher wäre, sondern damit Sie begreifen, was warum geschieht.«
Er wartete, bis Theisman genickt hatte, dann fuhr er fort:
»Wie ich schon sagte, werde ich das Amt des Kriegsministers behalten. Ich gründe ein neues Oberkommando, dessen Angehörige zum überwiegenden Teil aus den Reihen
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