Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
Henri«, entgegnete ihm Harriet. »Ihr Marines brauchtet nun wirklich nichts über Geisterreiter zu wissen. Was das betrifft, brauchen Marines eigentlich überhaupt nichts über irgendetwas zu wissen, das komplizierter ist als eine Keule, ihr rückständigen Stoppelhopser! Wir Raumoffiziere hingegen wurden genauestens in Geisterreiter eingewiesen, und wir wurden auch über die neuen LACs genau ins Bild gesetzt.«
»So, so, ›komplizierter als eine Keule‹, hm?«, knurrte Henri und blickte seine blonde, hoch gewachsene Frau mit geneigtem Kopf an. »Warte, bis wir zu Hause sind, dann werden meine unkomplizierte Keule und ich dich schon noch lehren, so respektlos zu sein.«
»Das brauchst du mir nicht beizubringen«, entgegnete Harriet zuckersüß. »Aber wenn du meinst … dann wäre es allerdings klug von dir, wenn du dem Protector vorher noch mitteilen würdest, wo du gern begraben sein möchtest, Liebling.«
»Wenn wir die Androhung häuslicher Gewalt einmal beiseite lassen«, sagte Yu, »dann glaube auch ich, dass Henri Recht hat, Euer Gnaden. Ich möchte nicht allzu optimistisch klingen – schließlich möchte keiner von uns der übersteigerten Zuversicht aufsitzen. Aber ich glaube, mit den neuen LACs und Raketen gewinnen wir den Krieg, und das früher, als irgendeine Seite zuvor für möglich gehalten hätte. Und sobald das geschieht, steht Mueller ganz blöd da, falls er weiter darauf herumreitet, was für einen großen Fehler Grayson doch damit begangen hätte, der Allianz beizutreten.«
»Vielleicht«, räumte Mayhew ein. »Andererseits gehört es auch zu meinen Aufgaben, mir Gedanken über die Zeit nach dem Krieg zu machen – unter der Voraussetzung, dass Sie richtig vermuten und wir siegen. Eindeutig nehmen viele Graysons die Reformen bereitwilliger hin, seit ihnen bewusst ist, dass wir einen gemeinsamen Feind besitzen und mit dem Rest der Allianz eine starke Flotte aufbauen mussten. Auch wenn die inneren Veränderungen den Graysons nicht gefallen hatten, wollten sie dem Steuermann doch nicht ausgerechnet unter Beschuss ins Ruder fallen. Aber wie sieht es mit ihrer Unterstützung aus, sobald der Krieg vorüber ist und der äußere Druck fehlt?«
»Ihre Mehrheit bei den Siedlern wird vermutlich den Bach hinunter gehen, und ich könnte mir vorstellen, dass Kanzler Prestwick bei den Schlüsseln auch den einen oder anderen Überläufer zu vermelden hat«, sagte Honor. »Trotzdem werden die Einbrüche wohl nicht so stark sein, dass ein Rückschritt zu befürchten steht. Außerdem glaube ich, dass die ›besondere Beziehung‹ zwischen Grayson und dem Sternenkönigreich größeren Rückhalt in der Öffentlichkeit besitzt, als Mueller glaubt. Sehen Sie doch nur, wie begeistert die meisten Graysons auf die Ankündigung des Staatsbesuchs der Königin reagieren!«
Mayhews Gesicht leuchtete auf. »Ja, das ist wirklich ermutigend, nicht wahr? Ich finde Elizabeths Idee großartig, und Henry freut sich schon sehr auf die Gelegenheit, sich mit dem Herzog von Cromarty an einen Tisch zu setzen. Als Lord Alexander vor drei Jahren hierher kam, haben wir einiges geschafft, und Henrys Leute lecken sich schon die Finger bei der Aussicht, dass der manticoranische Premierminister persönlich nach Grayson kommt.«
»Das freut mich«, sagte Honor. »Genau das hatte Ihre Majestät im Sinn, und der Zeitpunkt wirkt im Lichte des Anfangserfolgs von Unternehmen Butterblume noch günstiger. Ich glaube sogar …«
» Ich glaube, das war genug der Fachsimpelei«, unterbrach sie eine andere Frauenstimme. Honor drehte sich lächelnd um, als Allison Harrington auf die Terrasse trat. Ihr folgten Miranda und Jennifer LaFollet. »Ich hatte eigentlich an ein geselliges Beisammensein gedacht«, fuhr Allison streng fort. »Ich hatte meine Zweifel, als du mir sagtest, du wolltest diesen Haufen einladen …« – sie tat die höchsten Offiziere der Protector’s Own mit einer Handbewegung ab – »aber ich dachte: Nein, sie ist erwachsen und für sich selbst verantwortlich. Sie weiß es besser als den ganzen Nachmittag mit ihren Kumpanen auf der Terrasse zu sitzen und zu fachsimpeln, während die anderen Gäste unter Nichtbeachtung leiden.«
»Du solltest Seine Gnaden den Protector wirklich nicht meinen ›Kumpel‹ nennen, Mutter. Überleg nur, was passiert, wenn ein Spion der Opposition dich hört.«
»Pah! Ein Spion der Opposition müsste erst mal an der Riesenhorde Baumkatzen vorbeikommen, ganz zu schweigen von dem Bataillon
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