Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Staub auf dem Boden. Das ging nur langsam vonstatten, denn Helen musste dabei so sauber wie möglich bleiben. Die Entführer brachten ihr zwar so viel Wasser, dass sie sich Hände und Gesicht waschen konnte, aber für alles andere reichte es nicht. Natürlich war sie nach dem tagelangen Aufenthalt in der Zelle – bei der es sich wirklich lediglich um eine Höhle in den Ruinen handelte –, schmutziger als jemals zuvor in ihrem Leben. Doch durfte sie ihre Kleidung höchstens in einem Maße beschmutzen, das angesichts ihrer Umgebung »normal« wirkte.
    Schließlich zog sie den Rest ihrer Kleidung wieder an. Wann immer Helen in den Tunnel kroch, zog sie sich bis auf die Unterwäsche aus. Sie hatte keine Möglichkeit, ihre Oberkleidung zu waschen. Hätte sie sie während des Grabens getragen, hätte sie die Sachen dabei völlig verschmutzt. Das wäre vermutlich selbst ihren Entführern aufgefallen, die sie mit derselben Gleichgültigkeit wie eine Laborratte behandelten.
    Sie wurde gerade rechtzeitig fertig. Helen hörte Stimmen hinter der Tür. Als die Entführer die Tür entriegelten, hatte Helen die Position eingenommen, welche die Entführer von ihr verlangten, wenn sie ihr das Essen und frisches Wasser brachten: in einer Ecke kauernd und an die Wand starrend. Friedlich und fügsam.
    Sie hörte, wie die Tür sich öffnete und die Kidnapper die Zelle betraten. Dem Klang ihrer Schritte nach zu urteilen waren sie zu zweit – eine Frau und ein Mann.
    Die Frau gab einen Kommentar in einer unbekannten Sprache von sich. Helen verstand die Worte nicht, begriff aber den emotionalen Inhalt: geringschätziger, höhnischer Humor; vermengt mit mehr als nur einer Spur Laszivität. Helen hatte gerade das Alter erreicht, in dem ihr Körper eine neue Form anzunehmen begann, und Solarier hatten ähnlich strenge Sitten wie die Manticoraner was sexuelle Respektlosigkeiten betraf. Doch glaubte sie, eine Anzüglichkeit bemerken zu können, wenn sie eine hörte.
    Der Mann antwortete ebenfalls lachend auf die Bemerkung der Frau, und nun hatte Helen nicht den geringsten Zweifel mehr. Zwar sah sie auch sein Gesicht nicht, doch er geiferte seine Worte regelrecht hervor.
    Sie hörte, wie Essen und Wasser neben das Strohlager, das ihr als Bett diente, auf den Boden gestellt wurden. Wieder sagte der Mann etwas und lachte, und die Frau fiel in sein Lachen ein. Helen befand, dass sie noch nie in ihrem Leben einen solch widerlich derben Laut gehört hatte.
    Doch mehr geschah nicht. Weder kamen sie zu ihr, noch unterzogen sie die Zelle einer ihrer gelegentlichen und sehr oberflächlichen Inspektionen.
    Schweine. Helen zwang sich zu einer völlig unterwürfigen Haltung. Eine Maus, die sich in Gegenwart von Ratten zusammenkauert. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung.
    Die beiden verließen die Zelle. Helen wartete, bis sie hörte, dass die Kette wieder angebracht wurde; erst dann rührte sie sich wieder. Wie eine Maus huschend, füllte sie wieder ihre Sanduhr auf.
    Fließendes Wasser.
     
    Cathy
     
    Als Zilwicki geendet hatte, war Cathy so verwirrt wie noch niemals zuvor. Nichts von dem, was er gesagt hatte, ergab einen Sinn.
    »Aber bestimmt wird die Polizei …«
    Zilwicki schüttelte energisch den Kopf. »Nein, Lady Catherine. In diesem Punkt haben Botschafter Hendricks und Admiral Young völlig Recht. Meine Tochter wurde nicht von gewöhnlichen Kriminellen entführt. Das ist eine politisch motivierte Tat. Die solarische Polizei ist schlicht und ergreifend nicht entsprechend ausgerüstet, um der Situation angemessen zu begegnen, und ich möchte nicht, das die Nachrichtendienste der Solaren Liga irgendwas mit der Sache zu tun bekommen.« Sein kantiges, breites Gesicht straffte sich. »Diesen Leuten traue ich genauso wenig wie den Havies.«
    Cathy stand vom Sessel auf und ging auf das Fenster zu; nicht, weil sie die Aussicht bewundern wollte, sondern weil sie immer den Drang verspürte, auf den Beinen zu sein, wenn sie ein Problem zu lösen versuchte. Das war ein für sie typisches Merkmal, mit dem ihre Freunde sie gerne aufzogen. Die Tänzelnde Lady, so nannten sie sie manchmal. Cathy hielt den Spitznamen für ein wenig grotesk, doch erkannte sie den Grund für die Namenswahl: Ihre nervöse Art, ständig in Bewegung zu bleiben, ihr wieherndes Lachen und ihre große, schlaksige Gestalt erinnerten sie mitunter sogar selbst an ein tänzelndes, scheues Stutenfohlen.
    Ans Fenster gelehnt, fand sie es natürlich unmöglich, die Aussicht nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher