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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bewundern. Immerhin zahlte sie auch genug dafür. Ihre Suite lag fast an der Spitze eines der teuersten Appartementkomplexe der solarischen Hauptstadt. Aus einer Höhe von gut anderthalb Kilometern über dem Straßenniveau blickte Cathy zur Stadt hinunter. Sofern man den Begriff »Straßenniveau« auf Chicago überhaupt anwenden konnte. Welche äußeren Veränderungen die Stadt auch im Laufe der Jahrtausende durchlaufen hatte, Chicago behielt seine Vorliebe für unterirdische Verbindungsstraßen und überdachte Gehwege bei. Was nur logisch war, denn das Klima – und der Wind – hatten sich nicht verändert.
    Cathy starrte auf die von Menschen wimmelnde Großstadt hinab. Ihr war, als blicke sie in eine riesige Schlucht. Weit unten auf der Oberfläche und in den vielen Röhren, welche die Gebäude auf den verschiedenen Ebenen miteinander verbanden, sah sie die Menschen wie Ameisen umherschwärmen. Die meisten von ihnen schienen in großer Eile zu sein – was auch tatsächlich der Fall war. Die Millionen, die im Zentrum Chicagos arbeiteten, hatten Mittagspause. Und eines hatte sich ebenfalls im Laufe der Jahrhunderte nicht geändert. Die Mittagspause war immer zu kurz.
    Abrupt schüttelte Cathy den Kopf und wandte sich wieder ihren Besuchern zu. Ihre schnellen, ruckhaften Bewegungen erinnerten den Captain an ein unbeholfenes Fohlen (was Cathy ihm jedoch nicht ansehen konnte). Wieder einmal – wenn auch schweigend – verlieh ihr jemand den altbekannten Spitznamen.
    »Also schön, das begreife ich. Glaube ich zumindest. Aber warum sind Sie so sicher, dass der Botschafter und der Admiral falsch an die Sache herangehen?« Sie hob die Hand und wedelte mit den langen, schlanken Fingern. »Ja, ja, Captain! Ich weiß, sie sind beide Arschlöcher, aber das bedeutet nicht, dass sie inkompetent sind.«
    Sie warf ihrem Besucher ein blitzendes, nervöses Lächeln zu. »Sie müssen meine Ausdrucksweise entschuldigen. Ich weiß, ich hab’ ein Schandmaul. Kann nichts dagegen tun. Das kommt davon, dass ich in meiner Jugend auf hochnäsige Privatschulen geschickt wurde. Vielleicht habe ich ja deshalb so ein rebellisches Wesen entwickelt.« Sie tänzelte wieder zu ihrem Sessel und ließ sich hineinfallen. »Das haben jedenfalls die Psychologen meinen Eltern gesagt. Ich persönlich halte sie für Vollidioten.«
     
    Anton
     
    Während Anton Lady Catherine zusah und zuhörte, beeindruckte ihn sehr, wie sehr ihre Worte und Bewegungen miteinander harmonierten – schnell und aufbrausend, nahm sie sich so viel sprachliche Ellbogenfreiheil, wie sie wollte. Ihr breiter Mund und die ausdrucksstarken blauen Augen unterstrichen ihre Wirkung, ebenso die dicke Mähne aus lockigem blonden Haar. Der einzige Teil ihres Gesichtes, der ein wenig zurückhaltend wirkte, war ihre Stupsnase – die wie ein Taubstummer in einem lebhaften Dorf anmutete. Trotz ihres Titels und dem Tor-Vermögen, das sich dahinter verbarg, hatte Lady Catherine das Gesicht eines Dorfmenschen, nicht das einer Gräfin. Von ihrer Nase pellte sich sogar ein wenig sonnenverbrannte Haut ab. Angesichts ihres ausgesprochen hellen Teints war das auch nicht verwunderlich. Die meisten manticoranischen Adelsfrauen hätten sich schon bei der Vorstellung gedemütigt gefühlt, sich einen Sonnenbrand zuzuziehen. Lady Catherine, nahm Anton an, ließ diese kleine Demütigung sehr regelmäßig und ohne jegliche Bedenken über sich ergehen.
    Seltsamerweise fand der Raumoffizier die Lady insgesamt recht bezaubernd. Er hatte sie nur widerstrebend aufgesucht, von nichts weiter angetrieben als der schieren Notwendigkeit und mit der festen Überzeugung, dass er die Gräfin unsympathisch fände. Wie alle Highlander Gryphons verabscheute Zilwicki die Aristokratie im Allgemeinen – und die adligen Mitglieder des linken Flügels im Besonderen. Niemand im manticoranischen Adel stand weiter links als Lady Catherine Montaigne. Selbst in der Wolle gefärbte Progressive wie Lady Descroix hielten ihre Ansichten für »utopisch und unverantwortlich«. Die Gräfin von New Kiev, die hoch doktrinäre Anführerin der Freiheitspartei, hatte sie vor dem Oberhaus einmal als »gefährliche Demagogin« bezeichnet.
    Vielleicht fühle ich mich ja zu gegensätzlichen Frauentypen hingezogen , sann Zilwicki humorig. Seiner verstorbenen Frau ähnelte Lady Catherine äußerlich nicht im Mindesten. Helen war klein, dunkelhäutig und eher drall gewesen. Zugegeben, in ideologischer Hinsicht stimmten die beiden schon mehr

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