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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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fauchte er. »Inzucht, Schmutz und Korruption!«
    Schließlich fiel ihm wieder ein, wen er vor sich hatte. »Äh, tut mir Leid. War nicht persönlich gemeint, äh, Lady Catherine.«
    »Ist schon gut, Anton. Ich vergesse oft selbst, dass ich eine Gräfin bin.« Sie rieb sich die sonnenverbannte Nase.
    »Ich … ich bedaure es wirklich sehr, dass wir uns unter diesen Umständen kennen gelernt haben, Cathy. Ich hätte Sie lieber … ich weiß nicht …«
    Cathy legte ihm die Hand auf den Arm und drückte sanft zu. Die starken Muskeln unter der Uniform verblüfften sie ein wenig. »Sagen Sie nichts, Anton. Lassen Sie uns Ihre Tochter zurückholen, ja? Alles andere ergibt sich schon von allein.«
    Er lächelte ihr dankbar zu. Inzwischen standen sie an der Tür, die Isaac nach bester Butler-Manier aufhielt. Robert Tye war bereits hindurchgetreten und wartete im Korridor auf Anton.
    Einen Moment lang blickten Anton und Cathy einander an. Nun, da sie Seite an Seite standen, erkannte die Lady, um wie viel sie den gedrungenen Captain überragte. Zugleich aber bemerkte sie, dass die Breite seiner Schultern keine Illusion war, die durch seine kleine Statur hervorgerufen wurde. Er sah tatsächlich fast missgestaltet aus. Wie ein Zwergenkrieger aus den Bergen in einer Verkleidung als Raumoffizier.
    Anton verbeugte sich knapp vor ihr und eilte sodann durch die Tür. Abrupt blieb er stehen.
    »Gütiger Gott – das habe Sie ja noch gar nicht gefragt. Wie lange brauchen Sie dafür, um …?« Er verstummte und sah sich rasch im Korridor um.
    Cathy begriff. »Ich kann wohl recht schnell mit dem Individuum in Kontakt treten, glaube ich. Ich lasse von mir hören, Captain Zilwicki.«
    »Danke, Mylady.« Damit ging er.
     
    Helen
     
    Als Helen schließlich den Tunnel so weit verbreitert hatte, dass sie sich hindurchzwängen konnte, waren zwei Drittel des Staubs in ihrer behelfsmäßigen Sanduhr durch das Loch gerieselt. Sie focht einen schweren inneren Kampf aus, um nicht aus der Zelle zu kriechen.
    Ihr natürlicher Fluchttrieb war beinahe überwältigend. Doch es wäre dumm gewesen hinauszukriechen. Es genügte nicht, einfach der Zelle zu entkommen. Ihr musste auch die Flucht gelingen. Und die würde nicht leicht werden.
    Wieder war Helen vom eigenen Erfolg überrumpelt. Sie hatte nicht richtig darüber nachgedacht, was sie tun sollte, falls sie wirklich eine Gelegenheit zur Flucht erhielt. Nun aber stand fest, dass sie nachdenken musste, ehe sie sich in die Dunkelheit stürzte.
    Echte Dunkelheit, keine Dunkelheit im übertragenen Sinne. Helen hatte den Kopf durch das Loch gesteckt, als das Loch dazu breit genug geworden war. Und sie hatte …
    Nichts gesehen. Alles pechschwarz. Ihr Kopf hatte das Loch ausgefüllt und so den matten Lichtschein abgeschnitten, den der Beleuchtungskörper ihrer Zelle spendete. Eine solche Finsternis hatte Helen noch nie erlebt. Sie erinnerte sich an eine Erzählung ihres Vaters; Mutter und er hatten auf ihrer Hochzeitsreise die berühmten Ulster-Höhlen auf Gryphon besichtigt. Zur Führung gehörte, dass der Reiseleiter alle Lichter in ihrem Höhlenabschnitt löschte, ganze fünf Minuten lang. Ihr Vater hatte ihr diese Erfahrung beschrieben, mit Behagen – nicht etwa, weil ihn die völlige Dunkelheit fasziniert hätte, sondern vielmehr, weil er nun seine frisch Angetraute unter schamloser Missachtung der Benimmregeln in der Öffentlichkeit hatte streicheln können.
    Als Helen sich an dieses Gespräch erinnerte, musste sie sich erneut zusammenreißen, denn sie wurde von dem starken Drang gepackt, ihren Vater schnellstmöglich wiederzusehen. Wo Helens längst verstorbene Mutter ihr eine konstante Inspiration war, war ihr Vater derjenige, den sie im Herzen trug. Helen war alt genug, um die Leere zu erkennen, die sich gleich hinter dem äußeren Frohsinn und sanften Humor ihres Vaters verbarg. Er hatte immer sorgsam darauf geachtet, diesen Gram nicht an seine Tochter weiterzugeben.
    Oh, Daddy!
    Kurz war sie versucht, sich durch das Loch zu stürzen. Aber zu den vielen Gaben ihres Vaters gehörte auch das Training bei Meister Tye, und Helen klammerte sich an das dort Gelernte, um die Fassung zu bewahren.
    Einatmen, ausatmen. Finde die Ruhe im Zentrum.
    Zwei Minuten später kroch sie rückwärts aus dem kleinen Tunnel und begab sich an die inzwischen vertraute Arbeit, ihre Spuren zu verwischen. Da sie genug Zeit hatte, deckte sie das Loch sorgfältiger ab als sonst und vermengte die frisch ausgegrabene Erde

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