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Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx

Titel: Honor Harrington 12. Die Raumkadettin von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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traditionsgemäß durfte sie zwar gesehen, aber nicht gehört werden, solange kein älterer Messeangehöriger sie aufforderte, den Mund aufzumachen. Außerdem musste sie jederzeit bereit sein, für die älteren Messemitglieder den Laufburschen zu spielen, denn wer verkürzte sich schon die sauer verdiente Ruhepause damit, aufzustehen und die Messe zu durchqueren, wenn man doch jemanden mit jüngeren und gesünderen Beinen schicken konnte. Tatsächlich zählte es zu den altehrwürdigsten Traditionen der Navy, Kakerlaken als Laufburschen einzusetzen – ein Teil der nur halb ernst gemeinten Schikanen, denen die Offiziersanwärter unterworfen waren, während sie in die Stammesweisheiten initiiert wurden. Honor hatte nichts Besonderes gegen solche Bräuche einzuwenden. Zumindest in den meisten Fällen.
    Diesmal hatte sie Glück. Santino hatte ohnehin dienstfrei, ansonsten wäre sie gar nicht erst hergekommen, aber auch Lieutenant Commander LaVacher war nicht anwesend; LaVacher, die ansonsten ein recht netter Mensch war, besaß ein ausgeprägtes Talent dafür, Midshipmen herumzuscheuchen – zu ihrem eigenen unverhohlenen Vergnügen. Lieutenant Saunders hob den Blick von seinem Buchlesegerät und nickte Honor zur Begrüßung beiläufig zu, während Commander Layson und Lieutenant Jeffers, der Logistikoffizier der War Maiden , sich auf das Schachbrett zwischen sich konzentrierten; Lieutenant Livanos und Lieutenant Tergesen, LaVachers Erster und Zwoter Ingenieursoffizier, waren mit Ensign Baumann in ein Kartenspiel vertieft. Abgesehen von Saunders schien niemand Honor bemerkt zu haben, und sie ging schnurgerade durch die Abteilung auf den bereitstehenden Speisetisch zu. Das Imbissmaterial in der Offiziersmesse rangierte zwar deutlich unter den regulären Mahlzeiten, konnte sich aber einiger Sterne mehr rühmen als die Rationen, an denen sich die Bewohner des Kakerlakennests nach Dienstschluss gütlich tun durften. Und was vielleicht noch wichtiger war: Hier bekam man mehr davon.
    Nimitz richtete sich auf ihrer Schulter auf, als Honor ihm einen der mit Käse gefüllten Selleriestängel hochreichte. Sie stibitzte sich eine Olive aus der Schüssel mit dem leicht welk aussehenden Salat und steckte sie sich in den Mund, um den größten Hunger zu stillen, während sie sich ein ordentliches Sandwich zusammenbaute: Mayonnaise, Aufschnitt, Senf, Schweizer Käse, Zwiebelringe und eine weitere Schicht Aufschnitt, in Dill eingelegte Gurkenstücke, dann noch eine Scheibe Schweizer Käse, etwas Kopfsalat aus der Salatschüssel und eine Tomatenscheibe – fertig war das Sandwich. Zusätzlich legte sie sich einen Haufen Kartoffelchips auf den Teller (gerade so viel, dass sie mit der Portion zufrieden war und nicht gefräßig wirkte), dann goss sie sich ein großes Glas kalter Milch ein, zu dessen Gesellschaft sie sich zwei Rührkuchen schnappte; schließlich griff sie sich noch ein paar zusätzliche Selleriestängel für Nimitz und nahm an einem der unbesetzten Messetische Platz.
    »Wie, in Gottes Namen, haben Sie dieses Ding da bloß ohne Kontragrav zusammengestellt?«
    Sie wandte sich um und lächelte Commander Layson an, statt zu antworten. Der Eins-O starrte noch einen Moment lang auf ihr Sandwich, dann schüttelte er nachdenklich den Kopf, und Lieutenant Jeffers kicherte.
    »Allmählich begreife ich, warum der Proviant langsam knapp wird«, bemerkte er. »Ich wusste schon immer, dass Midshipmen Fässer ohne Boden sind, aber …« Nun war es an ihm, den Kopf zu schütteln, und Layson lachte laut auf.
    Als Lieutenant Tergesen den Ersten Offizier lachen hörte, sah sie von ihren Karten auf und sagte in leicht anklagendem Ton: »Was ich nicht begreife, ist, wie Sie all das Zeugs in sich hineinstopfen können, ohne je ein Kilo zuzunehmen.« Der dunkelhaarige Ingenieursoffizier war Anfang dreißig, und obwohl man sie gewiss nicht als korpulent bezeichnen konnte, war sie doch ein wenig dicklich. »Ich wäre so breit wie ein Müllschlepper, wenn ich auch nur halb so viele Kalorien verschlingen würde!«
    »Ich treibe viel Sport, Ma’am«, erwiderte Honor – eine hinreichend akkurate, wenn auch leicht ausweichende Antwort. Die Menschen hegten nicht mehr so viele Vorurteile gegenüber den »Dschinni« wie früher, aber Leute, die wie Honor von gentechnisch veränderten Vorfahren abstammten, hielten sich Leuten gegenüber, die sie nicht gut kannten, mit der Offenbarung zurück.
    »Das stimmt!«, warf Ensign Baumann in ironischem Ton ein.

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