Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
von Janacek halten, jemand muss diese Aufgabe erledigen. Und da Sidemore darin eine Rolle spielt, fühle ich mich persönlich verantwortlich, mein Möglichstes zu tun, damit das Marsh-System in dem Getümmel nicht untergeht.«
»Verdammt noch mal, Honor, darauf zählen die doch! Sie wissen genau, wie Sie reagieren, wenn man bei Ihnen den Verantwortungsknopf drückt! Man manipuliert Sie, die Mission zu übernehmen, und das wissen Sie genauso gut wie ich!«
»Vielleicht ist es so«, stimmte sie ihm gleichmütig zu. »Und ich sehe natürlich auch, dass es ihnen nutzt, mich aus dem Sternenkönigreich zu entfernen. Aber seien wir ehrlich, Hamish. Es könnte durchaus auch für uns seine Vorteile haben, wenn ich Manticore für eine Weile verlasse.«
»Irgendwie glaube ich kaum, dass Willie dieser Meinung wäre«, entgegnete White Haven in scharfem Ton. »Und selbst wenn, ich –«
»Willie würde Sie vielleicht überraschen«, schnitt Honor ihm das Wort ab. »Und ich habe Sie gebeten, ehrlich zu sein. Als ich von Vorteilen für uns sprach, habe ich nicht an das Parlament gedacht.«
Er schloss unvermittelt den Mund und verbiss sich, was immer er hatte sagen wollen. Honor zuckte innerlich zurück vor dem plötzlichen Schmerz, der in seinen eisblauen Augen aufflackerte; sie fühlte sich fast wie eine Verräterin. Sie konnte es sich nicht leisten, das zu zeigen, darum erwiderte sie seinen Blick gleichmütig. Mehrere Sekunden lang knisterte zwischen ihnen die Stille, bis Honor traurig lächelte.
»Wir brauchen Abstand, Hamish«, sagte sie sanft. Er wollte etwas sagen, doch mit gehobener Hand hieß sie ihn schweigen. »Nein. Sagen Sie nichts. Ich bin nicht hier, um meine Entscheidung zu diskutieren oder gar mit Ihnen zu streiten. Ich bin gekommen, weil ich mich schon entschieden habe, das Kommando anzunehmen. Ich wollte es Ihnen persönlich sagen. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, und ich bin mir durchaus im Klaren, dass Janacek es mir nicht gerade aus Herzensgüte anbietet. Trotzdem ist es, als wäre sein Angebot ein Gottesgeschenk.«
»Aber –«
»Ich sagte nein«, schnitt sie ihm leise das Wort ab. »Hamish, wir schleichen seit Jahren um den heißen Brei herum, und es richtet uns beide zugrunde. Sie wissen es, Nimitz und Samantha wissen es. Ich weiß es … und Emily auch.«
White Haven wurde totenblass, und Honor spürte sein ungestümes Bedürfnis, ihre Worte abzustreiten, zurückzuweichen, irgendwie vorzugeben, es wäre anders. Doch dazu reichte seine Aufrichtigkeit zu tief, darum sagte er nichts. Honor schmeckte seine Beschämung darüber, dass es am Ende ihr überlassen geblieben war, für sie beide der Wahrheit offen ins Gesicht zu sehen.
»Ich liebe Sie«, sagte Honor sehr, sehr leise. »Und Sie lieben mich, und Sie lieben Emily. Das weiß ich. Ich weiß aber auch, dass wir auf keinen Fall nach unseren Empfindungen handeln dürfen, schon gar nicht nach der Schmutzkampagne High Ridges und seiner Spießgesellen. Wir können nicht, wie wir möchten, Hamish, ganz gleich, wir sehr wir es wollen. Ich bin aber nicht stark genug, um mit dem Wünschen aufzuhören.« Tränen traten ihr in die Augen, doch sie weigerte sich, sie fließen zu lassen. »Ich glaube nicht, dass ich je so stark sein werde. Das ändert aber nichts, deshalb muss ich eine andere Möglichkeit finden. Und dieses Kommando ist der einzige Ausweg, den ich sehe, ohne zugleich einen unannehmbaren politischen Preis bezahlen zu müssen.«
»Aber man bietet Ihnen dieses Kommando nur an, weil man hofft, dass Sie damit scheitern«, entgegnete er.
»Ich weiß nicht, ob ich das auch so sagen würde«, entgegnete sie. »Die Aufgabe ist echt, und jemand muss sie lösen; wer immer das ist, die Admiralität braucht jemanden, der daraus kein komplettes Desaster baut. Aber Sie haben natürlich Recht, wenn Sie sagen, dass Janacek einen Sündenbock braucht, falls es sich doch zu einem Desaster entwickelt. Und wenn ich ehrlich bin, vermute ich sehr, dass er nicht an mich gedacht hätte, wenn er nicht glauben würde, dass es in einem Desaster endet. Vielleicht hat er ja sogar Recht. Dessen völlig ungeachtet muss jemand die Mission übernehmen – und ich kann dadurch ein wenig Abstand zwischen uns bringen. Bitte, Hamish. Es ist mir sehr wichtig, dass Sie das begreifen. Ich kann Ihnen nicht so nahe sein, ohne genau zu wissen, was Sie empfinden, ohne zu wissen, was ich fühle. Ich kann einfach nicht. Es ist nicht Ihre Schuld, und meine auch nicht. Aber so
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