Honor Harrington 13. Ein neuer Krieg
Housemans Besuche auf Lager hatte. Wie so viele, die das Militär unverhohlen verachteten, ließ sich auch Houseman keine Gelegenheit entgehen, ihm Unterwürfigkeit zu entlocken.
»Danke, Christopher.« Mit einem Nicken entließ Janacek den Schreibersmaat, dann stand er auf und reichte Houseman die Hand. »Es freut mich immer, Sie zu sehen, Reginald«, log er glatt. »Haben Sie die Zahlen mitgebracht?«
»Edward«, begrüßte ihn Houseman und schüttelte die dargebotene Hand mit einem Lächeln, das Janacek für genauso unecht hielt wie sein eigenes. Der Erste Lord bedeutete dem Besucher, sich zu setzen, und Houseman senkte sich in einen der bequemen Sessel vor Janaceks Schreibtisch.
»Ja, ich bringe tatsächlich die Zahlen, um die Sie gebeten haben«, fuhr er fort und zog eine Chipmappe hervor. Er beugte sich vor, legte sie Janacek auf die Schreibunterlage und ließ sich zurücksinken. »Und sie unterstützen Ihre Schlussfolgerungen tatsächlich sehr gut.«
»Gut.« Janacek gelang es, seine Erbitterung über Housemans herablassenden Unterton zu verbergen, obwohl es ihm trotz seiner jahrzehntelangen politischen Erfahrung nicht leicht fiel. Immerhin überraschte ihn Housemans Geisteshaltung, wenn man sie so nennen wollte, nicht sonderlich. Zwar war Janacek nun Zivilist, doch – in Housemans Augen – befleckte ihn allein die Tatsache, dass er jemals Raumoffizier gewesen war, mit der Unfähigkeit und Dummheit aller Offiziere. Damit war jede Anwandlung von Können oder Fantasie beim Ersten Lord eine große Überraschung, die aller Erfahrung widersprach.
Natürlich , überlegte Janacek, rührt die Stärke seiner Gefühle auch daher, dass die Offiziere der Navy – und einer im Besonderen – ihm kristallklar gezeigt haben, was sie von ihm halten. Schade , dass Houseman wohl das Einzige ist, worin ich dieser Irren Harrington jemals werde zustimmen können.
»Wenn wir den Bau aller Schiffe einfrieren, die nicht zu wenigstens fünfundsechzig Prozent fertig gestellt sind, etwa zwölf Prozent der älteren Wallschiffe verschrotten, die noch in Dienst sind, weitere sechzehn Prozent der Wallschiffe einmotten und den Werftplatz inaktivieren, den wir dann nicht mehr brauchen, können wir Ihre Pläne ausführen und die Ausgaben der Navy trotzdem um annähernd vierzehn Prozent der gegenwärtig verplanten Mittel reduzieren«, fuhr Houseman fort, und nun klang deutliche Zufriedenheit aus seiner Stimme. »Damit stehen uns gut zwei Billionen Dollar zur Verfügung, die wir weit nützlicheren Zwecken zuführen können.«
»Das höre ich gern«, antwortete Janacek, und er meinte es aufrichtig. Vielleicht freute er sich nicht aus den gleichen Gründen, die Housemans offenkundiges Vergnügen weckten, doch er hatte schon vor langem hingenommen, dass die Politik mitunter zu sehr seltsamen Partnerschaften führen konnte. Dass er Houseman als Zweiten Lord duldete, dem die Finanzpolitik der Admiralität unterstand, war dafür wohl ein hinreichender Beweis! Und ein weiterer Beweis bestand sicherlich darin, dass er solche Geldmittel freisetzte, obwohl die Regierung sie für Zwecke ausgeben würde, die Janacek bis ins Mark widerstrebten. Er hatte den Gedankengang sehr wohl verstanden, auf dem diese Strategie basierte, und hieß ihn intellektuell gut, doch das machte sie nur marginal erträglicher.
Er zog Housemans Datenchip aus der Mappe und führte ihn in seine eigene Konsole ein, dann rief er die Überschrift der Datei auf. Er blätterte auf die erste Seite der Zusammenfassung vor und überflog die ersten Abschnitte, während Houseman sein eigenes Memopad auf dem Schoß öffnete und das Display einschaltete.
»Wie Sie aus Absatz zwei ersehen«, begann der Zweite Lord, »können wir damit beginnen, dass wir die gesamte King William- Klasse zum Verkauf freistellen. Danach …«
»Sie stimmen also zu, dass wir die Militärausgaben gefahrlos reduzieren können«, stellte Lady Elaine Descroix in jenem fröhlichen, strahlenden Ton fest, bei dem der Baron von High Ridge stets die Zähne zusammenbiss. Descroix war eine kleine Frau mit einem netten Gesicht, die sich stets größte Mühe gab, wie jedermanns Lieblingstante zu wirken. Er ermahnte sich abermals, nicht das panzerplattierte Pseudocroc zu vergessen, das sich hinter ihrem Lächeln verbarg.
»Innerhalb gewisser Grenzen, Elaine«, warf der manticoranische Premierminister geschmeidig ein, bevor der Erste Lord der Außenministerin antworten konnte. »Und das setzt voraus,
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