Honor Harrington 14. Honors Krieg
beschädigt – schwer.«
Honor starrte ihn zwei Atemzüge lang an, ohne einen Gedanken fassen zu können. Was ihr dann durch den Kopf schoss, berührte sie fast körperlich.
» Wie schwer?« Sie sprach die Frage ruhig aus, und zugleich wurde ihr bewusst, welch große Lüge diese Ruhe war. »Und was ist mit Captain Bachfisch?«
»Tim weiß nicht genau, wie schlimm es ist, Mylady. Was er sagte, klang nicht gut.« Der Waffenträger atmete tief ein. »Und es war der Eins-O des Schiffes, der den Anruf der Patrouille beantwortet hat. Er sagt, Captain Bachfisch ist verwundet.«
Durch pure Willenskraft hielt sich Honor auf ihrem Sitz in der Pinasse. Nimitz hatte sich auf ihrem Schoß zusammengeringelt, und sie spürte seine Anspannung, als die Pinasse den Antrieb abstellte und die Hangartraktorstrahlen der Pirates' Bane sie erfassten.
Honor blickte durch das Armoplastfenster, und ihre Kiefermuskeln verkrampften sich, als sie die hässlichen Löcher sah, die durch die Haut der Bane gebrannt waren. ›Schlimm‹ war wohl nur ein Wort von vielen, um zu beschreiben, was dem bewaffneten Handelsschiff zugestoßen war. Sie persönlich betrachtete das Wort allerdings als grotesk untertrieben.
Die Pinasse rollte mit Hilfe der internen Gyroskope und richtete sich aus, sodass die Traktorstrahlen sie sanft auf die Pralldämpfer des Andockgerüstes absetzen konnten. Wenigstens war die Hangargalerie noch vakuumfest, dachte sie grimmig, während sie zusah, wie die Zugangsröhre sich schlängelnd der Pinasse näherte und an der Luftschleuse festmachte. Düstere Wut und Besorgnis durchliefen sie, und als eine Handpfote ihr das Knie tätschelte, senkte sie den Kopf.
»Sie sagen, er kommt wieder in Ordnung«, gab Nimitz ihr mit seinen Echthänden zu verstehen.
»Nein«, entgegnete sie. » Er hat gesagt, dass er wieder in Ordnung kommt. Das ist ein Unterschied.«
»Er würde dich doch nicht anlügen. Nicht deswegen.«
»Stinker«, seufzte Honor, »manchmal glaube ich, ihr 'Katzen müsst doch noch eine Menge über uns Menschen lernen. Vielleicht hat es keinen Sinn, wenn Telepathen oder Empathen sich belügen, aber wir Zwo-Beine glauben immer wieder, wir kämen damit durch. Und wenn wir nicht wollen, dass sich jemand um uns Sorgen macht …«
»Weiß ich. Ich sage aber trotzdem, er würde dich nicht anlügen. Außerdem«, trotz der Besorgnis des Baumkaters empfand sie plötzlich aufflackernde Belustigung, »weiß er genau, was du dann mit ihm machen würdest.« Honor blickte ihn an, und zu ihrem eigenen Erstaunen lachte sie.
»Da könntest du Recht haben«, räumte sie ein. »Andererseits«, fügte sie nüchterner hinzu, »sieht es nicht gut aus, wenn sein Eins-O es melden musste.«
»Wirst es bald wissen«, signalisierte Nimitz zurück. »Grünes Licht.« Honor blickte zu der Anzeige über der Luftschleuse.
Nimitz hatte Recht. Sie hob den 'Kater in ihre Arme und erhob sich, während der Bordmechaniker der Pinasse den Lukenknopf drückte.
Hinter ihr erhoben sich andere, und sie blickte über ihre Schulter. LaFollet und Spencer Hawke saßen in der Reihe gleich hinter ihr, doch es waren noch so viele andere an Bord, dass die geräumige Passagierkabine der Pinasse fast überfüllt erschien. Mercedes Brigham, George Reynolds, Andrea Jaruwalski und Timothy Meares begleiteten Honor – außerdem Surgeon Captain Fritz Montaya und ein zwanzigköpfiger Sanitätstrupp.
Eine zweite Pinasse mit zwei Zügen Marines von der Werewolf an Bord, setzte sich daneben auf die Pralldämpfer, und ihr Gesicht verhärtete sich wieder. Dann öffnete sich die innere Luke der Luftschleuse, und Honor setzte sich in Bewegung.
Nicht zum ersten Mal sah Honor Thomas Bachfisch verwundet. Diesmal jedoch war es schlimmer als beim ersten Mal. Viel schlimmer. Sie spürte die Schmerzen, die von ihm ausstrahlten, während sie im spartanischen Lazarett der Pirates' Bane an seinem Bett stand, und musste jedes Quäntchen Selbstbeherrschung mobilisieren, damit ihr seelischer Schmerz sich nicht auf ihrem Gesicht zeigte.
»Hoheit«, sagte Jinchu Gruber, »könnten Sie ihn bitte davon überzeugen, sich von Dr. Montaya verlegen zu lassen?«
Der Erste Offizier der Pirates' Bane stand auf der anderen Seite des Bettes. Gruber war selber nicht in der allerbesten Verfassung, bemerkte Honor. Den linken Arm trug er in der Schlinge, er hinkte auffällig, und seine linke Gesichtshälfte war mit blauen Flecken übersät.
»Hören Sie auf mit den
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