Honor Harrington 14. Honors Krieg
entsprechen.«
»Ich stimme Ihnen natürlich zu. Die Richtigkeit – oder die Unrichtigkeit – der zugrunde liegenden Informationen sind die Crux dieser Angelegenheit«, sagte Isenhoffer. Er wollte noch etwas hinzufügen, zögerte jedoch und überlegte es sich noch einmal.
»Ja?«, fragte Ravenheim.
»Ich wollte nur sagen, Herr Großadmiral«, fuhr der Stabschef nach einem Augenblick fort, »dass ich die Motive der Herzogin von Harrington zwar weiterhin beargwöhne, aber wirklich nicht glaube, dass sie Sie angelogen hat.«
Isenhoffer war bei diesem Bekenntnis offensichtlich unbehaglich zumute, und Ravenheim lächelte ernst. Dem Kapitän, so viel war ihm klar, musste dieses Eingeständnis sehr schwer über die Lippen gekommen sein. Seinen Zwecken wäre es dienlicher gewesen, hätte er behaupten können, Honor Harrington habe gelogen, als sie berichtete, was sie über die silesianischen Aktivitäten der Republik Haven herausgefunden hatte. Dazu aber war Isenhoffer zu integer. Und dadurch, räumte der Herzog ein, erhielten seine Bedenken über ihre Motive nur ein umso größeres Gewicht.
»Ich denke«, sagte der Großadmiral langsam, »wir sollten im Auge behalten, dass ihre Motive nicht die einzigen sind, die uns in diesem Fall suspekt erscheinen. Nehmen wir einmal an, dass die Herzogin uns gegenüber tatsächlich völlig aufrichtig gewesen ist, und nehmen wir auch an, dass die Analyse ihres Nachrichtenoffiziers zutrifft. Dann müssen wir uns doch fragen, was die Republik tatsächlich bezweckt.«
»Verzeihen Sie, Herr Großadmiral«, wandte Isenhoffer ein, »aber meiner Meinung nach liegen die Ziele der Republik klar auf der Hand. Wenn ich an Präsidentin Pritcharts oder Admiral Theismans Stelle wäre, hätte ich mich schon vor Längerem für ein militärisches Vorgehen entschieden, um eine Entscheidung in der Verhandlungsfrage zu erzwingen. Vorausgesetzt natürlich, ich hätte die nötigen Mittel.« Er zuckle die Schultern. »In dieser Hinsicht hatte die Herzogin von Harrington mit ihren Vermutungen über die republikanischen Ziele vermutlich vollkommen Recht, sowohl was die besetzten Sonnensysteme betrifft, als auch Sidemore Station.«
»Vielleicht«, entgegnete Ravenheim. »Aber vergessen Sie eines nicht, Zhenting: Die Republik hat uns ermutigt, unsere silesianischen Ziele durchzusetzen: Gewiss, das geschah nur unter vier Augen und nicht öffentlich, aber wir haben beide die Dokumente des Auswärtigen Amts gelesen, in denen die Gespräche von Botschafter von Kaiserfest mit dem havenitischen Außenminister umrissen werden. Selbst wenn wir ein gewisses Maß an Entstellung bei der Überlieferung in Rechnung stellen, war Außenminister Giancola bemerkenswert offen. Und sehr ermutigend.«
Er schwieg eine Weile, ohne die Augen von der Lichtkennung der Troubadour zu nehmen, und blickte schließlich Isenhoffer an.
»Trotz aller Offenheit, Zhenting, hat Giancola aber mit keinem Wort auf die Möglichkeit havenitischer Operationen innerhalb der Konföderation hingewiesen. Um noch genauer zu werden, Giancola hat Kaiserfest eigens erklärt, dass es der Republik unmöglich sein werde, uns auch nur verbal zu unterstützen, und zwar wegen der öffentlichen Stimmungslage in der Republik.«
»Sie meinen, er könnte versucht haben, uns in eine falsche Position zu manövrieren?« Isenhoffer runzelte die Stirn.
»Ich halte das für denkbar. Auf jeden Fall hat er versucht, uns zu seinen Handlangern zu machen, zu einem Werkzeug, um das Sternenkönigreich abzulenken, während die republikanische Navy ihre Offensive vorbereitet. Zumindest so viel, da bin ich mir sicher, hat das Auswärtige Amt bereits vermutet. Wesentlich erscheint mir jedoch, dass Giancola niemals auch nur angedeutet hat, Haven könnte sich auf die Wiederaufnahme der Kampfhandlungen vorbreiten – das jedenfalls geht aus den Dokumenten hervor. Ja, ich würde sogar sagen, er hat peinlich genau jeden Hinweis darauf vermieden, dass militärische Maßnahmen in Erwägung gezogen werden könnten. Maßnahmen zumindest, die über die Erhaltung der operativen Sicherheit hinausgehen. Die Entscheidung der Republik, einen Flottenverband in die Konföderation zu entsenden, ohne uns darüber zu informieren, ist bestenfalls … fahrlässig. Erst recht, wenn sie uns gleichzeitig ermutigt, uns hier in ein Abenteuer zu stürzen.«
»Welchen Grund könnten die Haveniten dafür haben?«, überlegte Isenhoffer laut.
»Mir fällt zumindest einer ein«, sagte Ravenheim grimmig.
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