Honor Harrington 14. Honors Krieg
gerade jetzt«, setzte LaFollet neu an, »wo die Spannungen so groß sind, ist es –«
»Besonders jetzt«, entgegnete Honor unbeirrbar, »ist es wichtig, dass es keine neuen Zwischenfälle gibt. Oder irgendein Anzeichen, dass ich dem Herzog von Ravenheim in irgendeiner Weise misstraue. Das Thema steht nicht länger zur Diskussion, Andrew.«
LaFollet hatte schon den Mund geöffnet. Nun schloss er ihn wieder. Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen störrisch und missbilligend, doch er begriff, dass das Gespräch zu Ende war. Er tauschte einen Blick mit Spencer Hawke, dann wandte er sich wieder an Honor.
»Jawohl, Mylady«, seufzte er halb. »Wir machen es, wie Sie wollen.«
»Das wusste ich von Anfang an«, sagte sie heiter.
Die Höflichkeit des Fregattenkapitäns, der Honor aus dem Beiboothangar des Superdreadnoughts Campenhausen führte, ließ nie zu wünschen übrig, doch er hatte eindeutig seine Bedenken, was ihren Besuch betraf. Dass die Handpulsertaschen der drei Waffenträger, die sie begleiteten, deutlich sichtbar leer waren, besänftigte ihn anscheinend zwar ein wenig, doch dem Blick nach zu urteilen, mit dem er Nimitz bedacht hatte, eilte dem Baumkater sein Ruf voraus. Offensichtlich war sich der Fregattenkapitän gar nicht so sicher, ob Nimitz nicht ebenso sehr als Waffe eingestuft werden sollte wie die Pulser der Leibwächter. Andererseits war er offenbar nicht gewillt, diesen Punkt aus eigenem Ermessen anzusprechen.
Die Liftkabine brachte Honors kleine Gruppe zu einem Korridor gleich vor dem Flagghauptbesprechungsraum der Campenhausen . Zwei andermanische Raumsoldaten standen vor der Luke Wache. Ein Kapitän mit der Achselschnur eines Stabsoffiziers wartete bei ihnen.
»Herzogin Harrington«, sagte der Kapitän in präzisem, nicht akzentfreiem Standardenglisch und verbeugte sich knapp.
»Jawohl«, antwortete Honor und zog die Braue hoch. »Und Sie wären?«
»Kapitän Zhenting Isenhoffer, der Stabschef von Großadmiral von Ravenheim«, erhielt sie zur Antwort. »Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen, Hoheit.«
»Die Ehre ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte Honor.
Isenhoffer blickte an ihr vorbei auf die Waffenträger, und eine Art Funkeln trat in seine Augen, als er ihre Mienen bemerkte.
»Hoheit«, sagte er und wandte seine Aufmerksamkeit ganz Honor zu, »ich entschuldige mich für jede Beleidigung, die wir Ihnen unbeabsichtigt zugefügt haben können, indem wir darauf bestehen, dass keine Waffen in die Gegenwart des Herzogs gebracht werden. Diese Bedingung stammt nicht etwa von ihm, sondern Seine Kaiserliche Majestät persönlich hat nach der Hofschulte-Affäre diese Bestimmung erlassen. Ich fürchte, dass Seiner Majestät Anweisungen unabänderbar sind.«
»Ich verstehe.« Honor musterte ihn nachdenklich. Gustav XI. war nie für eine warmherzige, vertrauensvolle Natur bekannt gewesen, doch ließ sich ihm kaum verdenken, dass er in diesem Fall zu noch größerer Härte neigte. Gregor Hofschulte hatte den Rang eines Oberstleutnants im Kaiserlichen Heer erreicht, ein Offizier von untadeliger Führung, der seinem Kaiser fast dreißig T-Jahre lang treu gedient hatte. Ein Offizier, der ohne jede Vorwarnung seinen Handpulser gezogen und das Feuer auf Prinz Huang, den jüngeren Bruder des Kaisers, und seine Familie eröffnet hatte. Der Prinz und seine Frau hatten überlebt; eines ihrer Kinder nicht.
Aus welchem Grund Hofschulte diesen Anschlag begangen hatte, blieb unbekannt, denn der Oberstleutnant hatte sein Attentat nicht überlebt. Prinz Huangs Leibwächter hatten augenblicklich reagiert, und Hofschultes Leiche war von den Schüssen, die ihn getötet hatten, sehr übel zugerichtet worden. Dem ONI zufolge glaubten zumindest Teile der andermanischen Sicherheitskreise, Hofschulte sei eigens für dieses Attentat psychojustiert worden. Diese Möglichkeit gab Anlass zu größerer Beunruhigung als die Vorstellung, dass ein vermeintlich loyaler Mann aus natürlichen Gründen durchgedreht hatte und ohne Vorwarnung zum Berserker geworden war. Wie das manticoranische Militär sollte auch das andermanische gegen Dinge wie Psychojustierung geschützt sein. Wenn es jemandem gelungen war, diese Schutzmechanismen zu durchbrechen, wer garantierte dann, dass es nicht wieder geschehen würde? Diese Überlegung erklärte das drakonische und summarische Verbot jeder Waffe in der Gegenwart eines Angehörigen der kaiserlichen Familie.
»Glauben Sie mir, Kapitän Isenhoffer, ich fühle
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