Honor Harrington 14. Honors Krieg
und er schnaubte erheitert –, konnte er vermutlich daraufzählen, dass die Präsidentin einschritt, falls die Lage zu finster würde.
Er fragte sich sorgenvoll, ob er sich vielleicht geirrt haben konnte. Er glaubte es zwar nicht, aber möglich war es trotzdem. Wenn er sich irrte, dann ließ er die einmalige Gelegenheit ungenutzt, den manticoranischen Schlachtwall auszuweiden. Und die Folgen eines solchen Irrtums würden alles in den Schatten stellen, was jemals mit irgendeiner Laufbahn geschehen war.
Michael Janvier, Baron von High Ridge, dachte einige Stunden später auch über Karrieren nach, während er im Korridor vor der Tür aus poliertem Holz wartete. Ein bewaffneter Posten – ein Captain in der Uniform der Queen's Own – stand steif in Habtachtstellung vor der Tür, und die makellos uniformierte Frau sah den Premierminister nicht einmal an.
High Ridge wusste, dass Tradition und Ausbildung des Leibregiments diese ladestockhafte Steifheit verlangten: diese scheinbare Blindheit gegenüber allem, obwohl der weibliche Posten alles sah und bemerkte, was um sie herum geschah. Trotzdem hatte ihr Gebaren mehr an sich als reine Tradition und Ausbildung. Etwas, worauf niemand je hätte einen Finger legen oder es benennen können, und trotzdem war es vorhanden.
Ein verächtlicher Unterton, dachte High Ridge, während er sich auf seine eigene maskenhafte Miene konzentrierte. Die Feindseligkeit, die alle Parteigänger Elisabeths III. an den Tag legen, jeder und jede auf seine oder ihre eigene Weise.
Der Premierminister atmete unauffällig ein, straffte geistig die Schultern und trat die zwei Meter vor, die ihn in das offizielle Blickfeld des Postens brachten.
Der Captain reagierte. Sie drehte blitzschnell den Kopf zur Seite, die Augen auf High Ridge fixiert, und ihre Hand zuckte mit mechanisch anmutender Präzision auf die Klappe der Pulsertasche, jede einzelne Bewegung genau aufeinander abgestimmt. Nur ein Idiot hätte geglaubt, der Captain sei etwas anderes als ein todernster Profi, und doch war ihre Reaktion zugleich auch eine Vorstellung formellen militärischen Theaterspiels. Eine Vorstellung, die von High Ridge eine ebenso formelle Antwort verlangte.
»Der Premierminister«, informierte er den Captain, als wüsste sie nicht schon längst genau, wer er war. »Ich bitte Ihre Majestät um einige Minuten Ihrer Zeit, damit wir Regierungsangelegenheiten besprechen können.«
»Jawohl, Sir«, sagte der Captain, ohne je die rechte Hand vom Pulsergriff zu nehmen. Die linke Hand bewegte sich in einem präzise bemessenen Bogen und aktivierte das Com.
»Der Premierminister wünscht Ihre Majestät zu sprechen«, verkündete sie, und High Ridge biss die Zähne zusammen. Gewöhnlich genoss er solche Formalitäten: die von der Zeit geadelten Traditionen und Protokolle, welche die Würde und die Wichtigkeit seines Amts und des Sternenkönigreichs, dem er diente, unterstrichen. Heute aber war jede Einzelheit ein weiteres Salzkorn, das ihm in die Wunde gerieben wurde, jene Wunde, die der Grund seines Besuchs war. Er wünschte sich nichts weiter, als endlich zur Sache kommen zu können. Schließlich war es nicht so, als hätte seine Sekretärin den Termin nicht vor seinem Kommen verabredet oder als hätten ihn nicht raffinierte Sicherheitssysteme identifiziert und ununterbrochen beobachtet, von dem Moment an, in dem er den Mount Royal Palace betreten hatte.
Der weibliche Posten fixierte ihn mit regloser, unpersönlicher Konzentration – noch immer lag kühle Verachtung in ihren Augen –, während sie auf ihren Ohrhörer lauschte. Dann nahm sie die Hand vom Pulser und drückte den Türknopf.
»Ihre Majestät wünscht Sie zu empfangen, Sir«, sagte sie schneidig, nahm wieder ihre ursprüngliche Gardehaltung ein und starrte in den Korridor, als existiere er nicht mehr.
High Ridge holte wieder Luft und trat durch die Tür.
Königin Elisabeth erwartete ihn, und er spannte die Kiefermuskeln noch stärker an. Im Laufe der letzten vier T-Jahre hatte sie ihn oft in diesem Büroraum empfangen. Nicht freudig, aber wenigstens hatte sie den Anschein gewahrt, sein Amt zu respektieren (auch wenn sie dabei nur schlecht hatte kaschieren können, wie tief sie den Mann verabscheute, der es innehatte). In diesen vier Jahren hatte sie ihn kein einziges Mal zu sich geladen, ohne dass es unvermeidliche Regierungsgeschäfte und ihre verfassungsgemäßen Pflichten erfordert hätten, doch wie in unausgesprochenem Einvernehmen
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