Honor Harrington 14. Honors Krieg
wird nicht gestützt.«
Descroix erstarrte. Mehrere Jahrzehnte politische Erfahrung gestatteten ihr, einen gelassenen Gesichtsausdruck aufrechtzuerhalten, doch sie spürte, wie sie vor Bestürzung erblasste. In den mehr als vier T-Jahren Amtszeit der Regierung High Ridge hatte das Oberhaus es noch nie abgelehnt, ein Regierungsmitglied zu stützen, wenn es während einer Fragestunde eine Frage ablehnte. Vom Unterhaus konnte man das nicht sagen, doch das Oberhaus war bislang eine Bastion der Regierungsunterstützung gewesen, und Descroix hatte auch an diesem Tag fest mit seinem Rückhalt gerechnet.
Da man ihr diese Unterstützung verweigerte, blieb ihr nichts anderes übrig, als entweder offen zu antworten oder sich auf Grundlage der nationalen Sicherheit zu weigern. Letzteres stand ihr zwar offen, aber dadurch würde sie die Regierung auf lange Sicht der reiflich erwogenen Unterstützung des Oberhauses berauben. Als wäre das nicht schlimm genug, musste sie auch noch die absoluten Stimmen bedenken. Die Anzahl der Enthaltungen bot einen hinreichend unangenehmen Schock, vor allem aber konnte die Opposition im Oberhaus gewöhnlich mit nicht mehr als dreihundertundfünfzig Stimmen rechnen. Folglich hatten sich wenigstens sechzig Peers, auf die sich die Regierung normalerweise verlassen konnte, entweder enthalten oder aktiv die Opposition unterstützt.
Einen Augenblick lang stand sie ruhig da und vergewisserte sich, Herrin ihrer Stimme zu sein, dann zwang sie sich, Alexander anzulächeln.
»Wenn die Kammer sich entscheidet, die Position der Regierung nicht zu stützen, dann stehe ich Ihnen selbstverständlich zur Verfügung, Mylord.«
»Ich danke Ihnen für dieses großzügige Zugeständnis, Madame Ministerin«, entgegnete Alexander und verbeugte sich knapp. »Wenn ich nun meine Bitte wiederholen dürfte, dass Sie der Kammer Präsidentin Pritcharts Vorschläge mitteilen?«
»Gewiss, Mylord. Erstens merkt Präsidentin Pritchart an, dass sich die Position des Sternenkönigreichs zu der Frage von Trevors Stern seit Beginn des Verhandlungsprozesses …«
Elaine Descroix stürmte in den Konferenzraum. Von ihrer normalen wohlwollenden Miene war auffällig wenig zu sehen. Michael Janvier bemühte sich, nicht unter dem sengenden Blick zusammenzuzucken, mit den sie die wartenden Mitglieder des Kabinetts bedachte, während sie die Türe hinter sich zuschmiss.
Obwohl der Premierminister selbst dem Oberhaus angehörte, hatte er es als klug erachtet, durch unaufschiebbare Amtsgeschäfte verhindert zu sein und nicht der Sitzung beizuwohnen, die Descroix soeben über sich hatte ergehen lassen müssen. Wäre er dort gewesen und wäre die Sitzung unangenehm geworden – was dann ja auch passiert war –, hätte er sich womöglich in einer Position wiedergefunden, in der er die Fragen der Opposition persönlich beantworten musste. Unter den gegebenen Umständen wäre das nicht annehmbar gewesen. Da Descroix nur Außenministerin war, kam sie mit Ausweichmanövern davon, die High Ridge sich als Premierminister nicht erlauben konnte. Zudem war eine Außenministerin letzten Endes entbehrlich. Er konnte sie immer auffordern, ihr Amt niederzulegen, wenn ein kleiner Winkelzug ans Tageslicht kam oder jemand den Reportern zum Fressen vorgeworfen werden musste. Ihre Position innerhalb der Progressiven Partei würde es dann zwar unabdingbar machen, einen anderen Kabinettsposten für sie zu finden, doch solche Umbildungen waren schließlich nicht ohne Beispiel.
Dass er der Sitzung nicht beigewohnt hatte, hieß allerdings nicht, dass er sie nicht von seinem Büro aus verfolgt hätte. Deshalb wusste er genau, weshalb Descroix ein Gesicht machte, als wollte sie den nächstbesten oppositionellen Peer mit bloßen Händen erwürgen.
Und wahrscheinlich auch ein paar von unseren Peers , dachte er sarkastisch.
»Hallo, Elaine«, sagte er, während sie zu ihrem Stuhl am Konferenztisch stapfte.
Sie fauchte etwas, das man mit viel Wohlwollen als Gruß auffassen konnte, riss den Stuhl zurück und nahm schwungvoll Platz.
»Ich bedaure den unerfreulichen Morgen, den Sie hinter sich haben«, fuhr High Ridge fort, »und ich weiß Ihre Bemühungen zum Besten der Regierung zu schätzen. Das meine ich aufrichtig.«
»Das wäre auch gesünder für Sie, zum Teufel!«, fuhr Descroix ihn fast an. »Himmelherrgott! Nehmen Sie sich verflucht noch mal Green Vale zur Brust!«
Jessica Burke, die Gräfin von Green Vale, war die Einpeitscherin der
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