Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
Privatflotte ging, musste sie doch auf meine Leute zurückgreifen, die ihnen die Systeme entwarfen und warteten. Ich kenne den gesamten Nachrichtenverkehr der SyS, und ich weiß Dinge, die … sagen wir einfach, ich weiß vieles, worüber Admiral Givens wirklich gern Einzelheiten wüsste. Es ist mir ernst. Wenn Sie mich hier zurücklassen, sollten Sie am besten selber überlaufen, sonst zieht Givens Ihnen bei lebendigem Leibe die Haut ab.«
Mullins warf einen Blick auf Gonzalvez, der knapp nickte.
»Ach … Mist«, sagte Mullins. »Selber wieder rauszukommen war schon schwierig genug. Sie auch noch rauszubringen wird hässlich.«
Der Bürger Admiral winkte ab. »Sie haben die nötigen Mittel. Setzen Sie sich mit Ihren Kontaktleuten in Verbindung; aktivieren Sie einen Ausweichfluchtplan für Notfälle. Tun Sie, was immer Sie tun, wenn ein Einsatz fehlschlägt.«
»Nun, was das angeht«, begann Mullins mit verdrossener Miene.
Während Mládek aufmerksam zuhörte, schüttelte er gelegentlich den Kopf.
»Sie haben getrunken«, sagte er, als Mullins fertig war. »Aber obwohl es hier drin riecht wie in einer Schnapsbrennerei, kann ich nicht glauben, dass Sie so besoffen sind, um sich solch eine Geschichte auszudenken. Und ich bezweifle doch sehr, dass Sie mich auf den Arm nehmen wollen …«
»Auf keinen Fall«, sagte Gonzalvez. »Bevor Sie aber zu einem Vortrag ansetzen, sollten Sie bedenken, dass Sie jetzt in den barmherzigen Händen der SyS wären, wenn wir nicht beschlossen hätten, unseren Urlaub auf diesem sonnigen kleinen Planeten zu verbringen.«
»Das ist ein Argument«, räumte Mládek ein, »aber es bringt uns kein Stück von dieser Welt fort.«
»Die Wäscherei gibt es nicht mehr«, überlegte Mullins. »Wir haben noch eine Fleischerei und das ›Tante Medas‹. Fällt dir noch was ein, Charlie?«
»Das ›Tante Sadies‹?«, fragte Gonzalvez. »Auf der Holeckova, aber vom Tante Medas hörte ich zum ersten Mal.«
»Tante Medas Haus der Qual«, entgegnete Mullins. »Ein Hurenhaus mit einem sadomasochistischen Fitnesscenter als Fassade. Außerdem kenne ich zwei sichere Häuser. Aber wenn sehr viel von unserem Netz verbrannt ist, wer kann dann sagen, ob auch nur eines davon noch verwendbar ist?«
»Wie kommt es, dass du die Oben-ohne-Tänzerinnen und Tante Meda bekommst, und ich habe immer nur Blumenläden und Wäschereien?«, fragte Charles.
»Gott liebt mich, und dich hasst er«, entgegnete Mullins. Mit einer Kopfbewegung zeigte er auf den Bürger Admiral. »Wir müssen ihn von hier wegschaffen, also müssen wir Kontakt aufnehmen. Wir hätten auch noch Tommy Two-Time, aber wenn’s nach mir ginge, würde ich mich mit keinem Doppelagenten abgeben.«
»Nur zu«, sagte Gonzalvez. »Der Bürger Admiral und ich bleiben hier und spielen Gin-Rommé oder so was.«
»Ich brauche einen Kontaktsatz für den Blumenladen«, sagte Mullins. »Bei meinem Glück lautet er wahrscheinlich: ›Ich brauche ein paar rosa Nelken für den Ball.‹«
»Meinst du jetzt Blumen, oder redest du von deinen Freunden, Johnny?«
Kapitel 4:
Wenn es einen trifft, dann richtig
Mit gesenktem Kopf und im bewährten Schritt eines Proles schlurfte John auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Haus der Qual vorbei. Das Tante Medas war der letzte Eintrag auf seiner Kontaktliste, und es hatte geöffnet. Die Kontaktaufnahme jedoch war problematisch. Das Fitnessstudio befand sich auf einer normalerweise unbelebten Nebenstraße, doch aus irgendeinem unbekannten Grund waren dort ausgerechnet an diesem Tag mehrere Personen unterwegs.
In einer Ecke stand in einem schäbigen alten Mantel und fingerlosen Handschuhen ein Stadtstreicher mit einer Flasche voll billigem Rotwein. Leute wie er fanden sich in den Randgebieten von Praha City, aber das Tante Medas lag in einem besseren Viertel, und Stadtstreicher wurden hier von der Straße weg verhaftet. Folglich handelte es sich vermutlich um keinen Tippelbruder.
Ein weiterer Prole kam John entgegen, eine Frau diesmal, und zwar eine recht gut aussehende. Tatsächlich sah sie sogar zu gut aus: Sie zeigte nicht die blässliche Haut, wie man sie von minderwertigen Lebensmitteln bekommt und bei Proles sehr verbreitet war, und ihr Prolegang sah auch nicht richtig aus. Sie legte einfach zu viel Schwung in ihre Schritte.
Folglich war auch sie keine Prole, allenfalls eine Prostituierte oder Tänzerin, die sich als Prole verkleidete, was jedoch unwahrscheinlich war.
Mullins sah seine Vermutung
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