Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
und Chin auch –, wenn er an Bord des Flaggschiffs war … oder sonst wo im Verband … aber da war er nicht oft, er war pflichtvergessen und verbrachte die meiste Zeit an Bord der Superdreadnoughts oder auf dem Planeten …«
Ich stammle wie ein Idiot.
»Das ist gelogen«, entgegnete Cachat tonlos. »Das Verschwinden von Bürgerin Lenkwaffentechniker Dritter Klasse Caroline Quedilla ist Ihnen vor fünf Monaten gemeldet worden. Das weiß ich aus Ihren Akten. Sie haben eine oberflächliche Untersuchung eingeleitet und sie als ›unerlaubt von der Truppe entfernt, wahrscheinlich desertiert‹ gemeldet.«
Langsam kam Radamacher die Erinnerung wieder. »Ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Sie ist aber verschwunden, während sie Landurlaub hatte … so etwas geschieht hin und wieder einmal und …«
Er vergaß Cachats Warnung. »Mein Gott«, flüsterte er. »Nachdem ich die Untersuchung eingeleitet hatte, befahl Jamka, die Ermittlungen abzugeben. Er sagte, ich hätte Wichtigeres zu tun, als meine Zeit mit einem routinemäßigen Fall von Flottendesertion zu verschwenden.«
Cachat starrte ihn mit dunklen Augen an und sagte schließlich: »So, so. Nun, zur Strafe weise ich Sie an, sich den gesamten Chip anzusehen. Achten Sie darauf, dass Sie es nicht weit bis zur Toilette haben. Wenigstens einmal werden Sie kotzen müssen.«
Unvermittelt erhob er sich. »Aber das heben wir uns für später auf. Zunächst müssen wir Ihre Vernehmung beenden. Die Lage hier ist derart durcheinander, dass ich es mir nicht leisten kann, wenn ein Offizier Ihrer Erfahrung Däumchen dreht. Ich brauche dringend Personal, auf das ich mich verlassen kann.« Stirnrunzelnd wies er mit dem Daumen auf den Bürger Sergeant. »Ich musste sogar Marines von einem der Schiffe des Kampfverbands anfordern, weil ich nicht sagen kann, welche SyS-Leute auf diesem Schiff mit Jamka unter einer Decke steckten.«
Das Stirnrunzeln richtete sich nun auf Yuri. »Unter der Voraussetzung natürlich, dass Sie mich von Ihrer politischen Zuverlässigkeit überzeugen können, und davon, dass Sie nicht in Jamkas … ich nenne es immer noch ›Ermordung‹, auch wenn ich persönlich der Ansicht bin, man hätte dem Mann ohne viel Federlesens einen Bolzen durch den Kopf jagen müssen. Solange es nur alles seine Richtigkeit damit hat.«
Yuri zögerte. Dann beschloss er in der Vermutung, dass Cachat das Thema ohnehin anschneiden würde, freiwillig in eine chemische Vernehmung einzuwilligen. Wieso auch nicht? Cachat konnte sie anordnen, ob Yuri einverstanden war oder nicht.
»Sie können mir jedes Wahrheitsserum geben, das Sie mir geben wollen.« Er versuchte so zuversichtlich zu klingen wie möglich. »Das heißt, gegen eines bin ich allergisch, und zwar …«
Cachat schnitt ihm das Wort ab. »Von wegen. Unter den Leuten, die mit Jamka unter einer Decke gesteckt haben – das Schwein muss eine Art Sekte gegründet haben – gehörte einer der Ärzte dieses Schiffes. Ich kann nicht sagen, inwieweit er die Medikamente manipuliert hat, um sich vor Wahrheitsseren zu schützen, sollte er in Verdacht geraten. Ich beschränke mich darum auf die erprobten, zuverlässigen Methoden.«
Cachat wandte sich ab und öffnete die Luke. Ohne einen Blick zurück ging er in den Korridor voraus. Als Radamacher ihm folgte, kam er an dem großen Marinessergeant vorbei und bemerkte, dass er ihn kannte. Er war Bürger Sergeant Pierce, einer der Marineinfanteristen von Sharon Justices Schiff.
»Der Bürger Sonderermittler hat einen ganzen Zug von uns von der Veracity angefordert«, flüsterte Pierce. »Ist erst seit vier Stunden hier.«
Radamacher verließ die Kammer. Vielleicht zehn Meter voraus folgte Cachat dem Korridor, gerade außer Flüsterweite.
»Was geht hier vor?«, fragte Yuri leise.
»Die Hölle bricht los, Sir. Sind vielleicht die vier unglaublichsten Stunden in meinem Leben gewesen.« Der Bürger Sergeant nickte Cachat zu. »Das ist ein eiskalter Hurensohn, Sir. Stellen Sie sich vor …«
Als der Sergeant sah, dass Cachat ungeduldig den Kopf drehte, um zu sehen, weshalb sie so lange brauchten, verstummte er.
Schweigend gingen sie den Rest des Weges. Cachat gab ein rasches Tempo vor und führte sie durch die gewundenen Korridore des gewaltigen Kampfschiffs; nur ganz selten zögerte er für einen Augenblick. Yuri, der noch wusste, wie sehr er sich bei seinem ersten Gang durch einen Superdreadnought verirrt hatte, fragte sich, wie Cachat dieses Kunststück vollbrachte.
Er wunderte
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