Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
anfühlten wie Blumenkohl, hörte er undeutlich, wie Cachat ihn von jedem Verdacht freisprach. Gewiss, es klang widerwillig, aber es wurde ausgesprochen und ordnungsgemäß aufgezeichnet. Yuri hörte, wie sich Cachat bei dem SyS-Mann dessen vergewisserte.
Nachdem Bürger Sergeant Pierce ihm in die Ecke geholfen hatte, wo die Sanitäter warteten, gelang es Yuri, ein paar Worte zu murmeln.
»Laube die Dase ist k'broch'n.«
»Jawohl, Sir, das ist sie«, murmelte der Bürger Sergeant. »Tut mir Leid deswegen. Wir haben Ihnen die Nase ganz zu Anfang gebrochen. Ausdrücklicher Befehl des Bürger Sonderermittlers, Sir.«
Cachat, du eiskalter Mistkerl.
Später, nachdem man ihn verarztet hatte, fühlte er sich besser.
»Sie kommen wieder in Ordnung, Sir«, versicherte ihm der Sanitäter, der ihm die Verbände angelegt hatte. »Eine gebrochene Nase sieht immer furchtbar aus – das viele Blut –, aber es ist eigentlich gar nicht so schlimm. Ein paar Wochen, und Sie merken nichts mehr davon.«
Kapitel 5
Die nächsten Tage verbrachte Radamacher in seiner Kammer an Bord der Hector Van Dragen und erholte sich von seinen Wunden. Obwohl er nicht mehr offiziell unter Arrest stand und daher auch nicht in der Kammer bleiben musste, hatte er beschlossen, dass das alte Sprichwort von der Vorsicht als der Mutter der Weisheit auf seinen Fall anwendbar sei.
Außerdem erstattete Bürger Sergeant Pierce ihm ohnehin täglich Bericht, was an Bord des Superdreadnoughts vorging – und aller Schiffe des Kampfverbands. Deshalb sah er keinen Grund, sich selbst in die Korridore hinauszuwagen, denn er hatte einen wunderbaren medizinischen Grund, davon abzusehen. Philosophisch sagte er sich – besonders mit der Hilfe neuer blauer Flecken, die sich zu alten Weisheiten gesellten –, dass man die Vorgänge, die man gemeinhin mit Begriffen wie Schreckensherrschaft belegte, am besten aus der Ferne betrachte.
Den Begriff ›Schreckensherrschaft‹ benutzte Pierce ihm gegenüber am Tag nach dem Verhör.
»Ich will nur nach Ihnen sehen, Sir«, erklärte Pierce in entschuldigendem Ton, nachdem Yuri ihn in die Kammer gewinkt hatte. »Ich möchte mich nur vergewissern, dass es Ihnen gut geht.« Der Sergeant untersuchte sein Gesicht und zuckte beim Anblick der blauen Flecke und Verbände zusammen. »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht persönlich übel. Befehle, Sir. Wir Marines haben wirklich nie etwas gegen Sie gehabt.«
Das Mitgefühl des Sergeants wich einem finsteren Gesicht. »Und gegen Bürgerin Captain Justice auch nicht. Er hätte uns das nicht befehlen dürfen. Es war einfach nicht richtig.«
Durch die Schwellungen in seinem Gesicht schmerzte Yuri das sarkastische Schnauben beträchtlich. Besonders in der gebrochenen Nase. Er hängte diesen Umstand der langen Liste von Dingen an, die er dem Bürger Sonderermittler Victor Cachat nachzutragen gedachte.
»Dein' ich auch!«, quietschte er. »Ma'ines haben ih'e eidenen Off'ziere dicht zu schlag'n.« Er wappnete sich gegen noch mehr Schmerz. »Die deht's Zha … – Gäbbän 'Usdis?«
»Es geht ihr gut, Sir«, versicherte ihm der Sergeant geradezu beflissen. »Wir haben so viel Rücksicht … ich meine … na ja, der Bürger Sonderermittler ging, bevor wir bei Bürgerin Captain Justice anfingen, Sir. Deshalb hat er nicht zugeguckt. Und …«
Pierce schwankte; offenbar fühlte er sich zwischen Mitgefühl und Pflichtbewusstsein gefangen – ganz zu schweigen, dass ihm Cachats möglicher Zorn drohte. Yuri ließ es dabei bewenden. Da ihm das Sprechen so schwer fiel, sah er sogar davon ab, den Bürger Sergeant wegen der gedankenlosen Benutzung des Wörtchens ›Sir‹ zu tadeln. Er begriff sehr gut, dass es ein Zeichen für das Vertrauen war, das Pierce in ihn setzte.
»Izd egal, Dürger Zajend. Z'okay. Izd ihre Dase auch k'broch'n?«
»Oh, nein, Sir!« Yuri musste ein weiteres Auflachen unterdrücken. Der Sergeant schien über die Möglichkeit geradezu beleidigt zu sein. »Bei so 'ner schönen Frau würden wir so was nie tun. Wir haben ihr auch keinen Zahn ausgeschlagen. Haben sie nur ordentlich zwischengenommen, Sie wissen schon, für die Aufnahme.«
Mit der Zungenspitze tastete Yuri nach zwei Zähnen, die ihm fehlten – aber dennoch schmerzten –, und freute sich über das, was er hörte. Er hatte Sharon Justice stets sehr attraktiv gefunden. So attraktiv, dass er sich bei mehr als einer Gelegenheit sehr nachdrücklich das Verbot jeder romantischen Beziehung zwischen
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