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Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx

Titel: Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und sieben Besatzungsmitglieder vom anderen Superdreadnought, der Joseph Tilden . Einer dieser Offiziere und vier Mannschaftsdienstgrade waren kurz darauf hingerichtet worden, nachdem Cachat das in ihren Quartieren gefundene Beweismaterial gesichtet hatte.
    Die meisten Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften indes standen wegen gewöhnlicher Korruption unter Arrest – Diebstahl und Veruntreuung größtenteils. Cachat belegte sie mit den Höchststrafen, die er nach den amtlichen Bestimmungen der Borddisziplinarmaßnahmen verhängen durfte, ohne sie vor das Kriegsgericht stellen zu müssen. Die anderen jedoch waren in Jamkas Umtriebe verwickelt gewesen. Im Falle des Offiziers war die Beweislage eindeutig gewesen, bei den Mannschaften nicht ganz so sehr. Soweit Radamacher begriff, hatten sich die unglücklichen Gasten vor allem des Vergehens schuldig gemacht, allzu deutlich als ›Jamkas Leute‹ bekannt zu sein.
    Egal. Sie waren ausnahmslos füsiliert worden, diesmal von einem Erschießungskommando aus SyS-Leuten, die auf Volksflottenschiffen eingesetzt gewesen waren, und nicht von Cachat persönlich. Radamacher hätte gern gewusst, in welchem Umfang Cachats Unbarmherzigkeit vom für die Systemsicherheit typischen Schaffen einer Hausmacht diktiert wurde. Ob die Leute nun schuldig waren oder nicht, das eigentliche Ergebnis der Säuberung bestand in der Ausmerzung sämtlicher Reste eines Jamka-Netzes und der gleichzeitigen Warnung an alle Überlebenden, ein eigenes informelles Netz aufzubauen. Oder es dann zumindest sehr gut verborgen zu halten. Am Ende seiner ersten Woche im La-Martine-Sektor hatte Victor Cachat sich als Der Boss etabliert, und niemand stellte ihn noch infrage.
    So zynisch Yuri die Lage zu betrachten versuchte, er glaubte eigentlich nicht sehr, dass Cachats Verhalten in irgendeiner Weise von persönlichen Zielen bestimmt wurde. Ihm fiel zum Beispiel auf, dass Cachat zwar die Misshandlung – gut, man nenne es ›Verhör‹ – von einem halben Dutzend der ranghöchsten zur Volksflotte abgestellten SyS-Offiziere angeordnet und persönlich beaufsichtigt hatte, es jedoch dabei beließ, nachdem er sie alle für unschuldig erklärt hatte. Der Sonderermittler hatte keinen Versuch gemacht, das informelle Netz zu zerstören, das sie ihrerseits unterhielten und von dem er wissen musste. Solange diese Offiziere sich nichts zuschulden kommen ließen – worauf sie nun sehr sorgfältig achteten –, schien er gewillt zu sein, vor ihren an sich verbotenen Nachrichtenkanälen die Augen zu verschließen.
    Gott sei Dank dafür. Yuri verübelte ihm noch immer die blauen Flecke, seine gebrochene Nase und die ausgeschlagenen Zähne. Und Sharons blaue Flecke trug er Cachat noch mehr nach, wann immer er sie sah – was nun jeden Tag passierte, da sie noch immer an Bord des gleichen Superdreadnoughts waren und Kammern bewohnten, die nicht allzu weit entfernt lagen. Dennoch …
    Die Gefahr, als Mitverschwörer McQueens angeschuldigt zu werden, wurde mit jedem verstreichenden Tag geringer. Das galt nicht nur für Yuri, sondern für jedes Mitglied des Kampfverbands. Indem Cachat die SyS-Offiziere, die Bürgerin Konteradmiral Chilis Verband zugeteilt waren, nacheinander zu Brei schlagen ließ – und sie dann als jedes Verbrechens unschuldig erklärte –, hatte er die Angelegenheit im Grunde schon abgeschlossen. Indem er die Marines des Kampfverbands die blutige Arbeit tun ließ, hatte er sie von jedem Verdacht befreit, und mit ihnen auch die Raumoffiziere, die den Verband kommandierten. Weder Bürgerin Admiral Chin noch Bürger Commodore Ogilve hatten etwas Schlimmeres über sich ergehen lassen müssen als ein gründliches, aber gewaltloses Verhör.
    Gewiss, Saint-Justs Regime war das Prinzip, niemand dürfe wegen des gleichen Verbrechens zweimal vor Gericht gestellt werden, unbekannt, sodass jedwede Anklage theoretisch jederzeit neu erhoben werden konnte. Doch auch Saint-Justs Regime konnte sich nicht den unausweichlichen Dynamiken des Menschlichen entziehen. Auf die Massenträgheit konnte man sich auf diesem Gebiet genauso sehr verlassen wie anderswo. Den Nachdruck von Cachats Untersuchung konnte niemand anzweifeln – nicht wenn Blut und blaue Flecken und Tote überall zu sehen waren –, und damit war die Angelegenheit erledigt. Sie wieder aufzugreifen hätte einen Lauf den Berg hinauf bedeutet, besonders nachdem das Regime im Nachhall von Rob Pierres Tod mit Abertausenden von wichtigeren Problemen zu kämpfen

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