Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
irgendetwas mit der Wegnahme der Aronsstab zu tun. Offensichtlich waren sie Schmuggler, deren Aktivität sich zufällig mit der Ankunft der neuen Besatzung an Bord der Aronsstab überschnitt.«
»Neue Besatzung? Meinen Sie damit etwa die Frauen?«
»Die Captain Judith, mit der ich sprach, behauptet, sie sei im Jelzin-System gebürtig«, entgegnete Boniece. »Sie sagt, ihre Begleiterinnen wünschten aus dem Endicott-System auszuwandern.«
»Judith?« Templeton war so wütend, dass er einen Augenblick lang nicht mehr wusste, was er sagte. »Diese grünäugige Hure … Sie steckt dahinter?«
»Ich schlage vor, Sie reden selbst mit ihr.«
»Mit einer Frau sprechen? Ja, sind Sie denn genauso verrückt wie die?«
»Ich spreche regelmäßig mit Frauen, Mr Templeton. Umeko Palmer, mein Eins-O, ist eine Frau. Was das betrifft, so diene ich einer Frau – meiner Königin.«
Templeton stotterte etwas, dann wich sein Gestammel einer weitaus hässlicheren Miene, einer eisigen Wut, bei der Carlie erschauerte.
»Commander Boniece, ich rate Ihnen, sich nicht weiter in eine Angelegenheit einzumischen, die das Sternenkönigreich von Manticore und Sie persönlich nicht betrifft. Ich werde mir mein Schiff und mein Eigentum zurückholen, ob mit oder ohne Ihren Beistand, das ist mir egal. Im Gegenteil, es könnte durchaus andere geben, die sogar erpicht darauf sind, mir zu helfen.«
»Vielleicht«, entgegnete Boniece in ähnlich kaltem Ton. »Ich jedenfalls bin es nicht. Intransigent Ende.«
Er öffnete die Faust und redete wieder in einem vertrauteren Tonfall, als er sich an Lieutenant Maurice Townsend wandte, den Taktischen Offizier.
»Waffen, halten Sie sich bereit. Com, geben Sie mir Mr Winton an Bord der Aronsstab . Ich möchte wissen, was er dort noch sucht. Danach Signal an die Moscow . Ich werde ihren Kommandanten informieren, dass wir es als unfreundlichen Akt betrachten, wenn sie Judith von Grayson in irgendeiner Weise an ihrer Heimkehr hindern.«
»Glauben Sie, die Havies hören auf Sie?«, fragte Townsend.
»Das glaube ich sehr«, entgegnete Boniece grimmig. »Wenn nicht, beginnt die Intransigent mit offenen Feindseligkeiten gegen die Volksrepublik.«
Judith hätte nie geglaubt, dass jemand solch eine dunkle Haut haben könnte wie Michael Winton. Zunächst fühlte sie sich an den sternlosen Nachthimmel erinnert. Erst als er sie anlächelte, nachdem sie Commander Boniece von den Umrüstungen an der Psalter und der Sprüche berichtet hatte, bemerkte sie, wie sehr sie sich geirrt hatte. Dieses Lächeln und das Leuchten seiner Augen setzte Sterne an das Firmament.
Vielleicht lag es daran, dass er jedem Mann, den sie je gesehen hatte, so unähnlich war – er sah mehr wie ein Jugendlicher aus, gerade erst der Kindheit entschlüpft, denn wie ein Mann – und sein Blick das warme Braun eines freundlichen Tieres zeigte, doch es fiel ihr nicht schwer, mit ihm zu sprechen. Als er ihr anbot, seine Abreise vom Aronsstab so lange hinauszuschieben, bis er sich vergewissert habe, dass sie das Möglichste aus dem Trägheitskompensator herausholten, konnte sie ihre Einwilligung geben, ohne sie sich abringen zu müssen.
In diesem Augenblick kam ein neues Signal vom Intransigent .
»Wir haben mit Ephraim Templeton gesprochen«, sagte Boniece freiheraus. »Ich schicke Ihnen eine Aufzeichnung zu Ihrer Information. Kurz gesagt, er schäumt vor Wut.«
»Wir haben nie etwas anderes erwartet«, entgegnete Judith. »Wenn er uns in die Hände bekommt, wird er uns alle töten, bis zum kleinsten ungeborenen Kind.«
Unbewusst hielt sie dabei schützend die Hand über den Unterleib.
»Er will die Aronsstab zurück«, fuhr Boniece fort. »Daraus entsteht vielleicht ein gewisser Schutz.«
»Ich bezweifle es«, entgegnete Judith. »Er ist wie Gott – furchtbar in seinem Zorn.«
»Ist Mr Winton zu sprechen?«
»Hier bin ich, Sir«, warf Michael ein. »Captain Judith und ich besprechen gerade, wie wir die Beschleunigung des Schiffes weiter erhöhen können. Ihre Ingenieurinnen … sind nicht sehr erfahren, Sir.«
Commander Boniece blinzelte.
»Ich hätte von selbst drauf kommen sollen.« Er schüttelte den Kopf und maß Judith mit einem raschen Blick. »Tatsächlich ist es bemerkenswert, dass Sie es überhaupt bis hierher geschafft haben, bedenkt man die Umstände, mit denen Sie zu kämpfen haben. Mein Kompliment, Captain.«
»Ich fürchte, dass Mr Winton unsere Grenzen nur zu gut benennt«, gab Judith zu. »Meine
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