Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
Captain«, sagte er, »aber meine Leute schon, und ich kann Ihnen versichern, dass es höchst unwahrscheinlich ist.«
»Vielleicht bin ich nach Ihren Maßstäben keine Expertin, Commander«, erwiderte sie ein klein wenig frostig. »Ich habe jedoch die eine oder andere Stunde aus dem Blickwinkel des Taktischen Offiziers mit unserer Eloka gespielt. Und als Taktischer Offizier weiß ich, dass das, was ich vermute, nicht gerade unmöglich wäre, richtig?«
Wallace spitzte den Mund. »Nichts ist unmöglich, Ma'am«, räumte er widerwillig ein. »Unserer Eloka schon gar nicht. Doch nicht jeder hat unsere Möglichkeiten, und wir halten es in diesem Fall für äußerst unwahrscheinlich.«
»Dennoch lässt sich die Frage nicht beantworten, ehe wir einen genaueren Blick auf das Schiff werfen können«, warf Trent ein. »Und ganz offensichtlich brauchen wir diesen Blick sobald wie möglich. Deshalb lautet Ihr Befehl, Honor: So bald Sie diese Emissionssignatur registrieren, hat es oberste Priorität, diesen näheren Blick auf das fragliche Schiff zu werfen.«
Er sah sie zwingend an. »Absolute Priorität«, wiederholte er.
Honor blieb die Luft weg. »Sie befehlen mir also, ich soll meinen Konvoi im Stich lassen, um das fragliche Schiff zu verfolgen?«
»Wenn es notwendig sein sollte – ja«, antwortete Trent. »Mir gefällt es genauso wenig wie Ihnen. Trotzdem ist das Ihr Befehl.«
Er blickte Wallace an. »Und um ganz ehrlich zu sein, ich stehe hinter ihnen«, fügte er widerstrebend hinzu. »Wenn die Andys sich schließlich dazu durchgerungen haben, die Hand nach der Konföderation auszustrecken, und uns auf den Zahn zu fühlen, indem sie unsere Frachter überfallen, so müssen wir das wissen. Ganz gewiss, bevor wir zulassen, dass die Beziehungen zwischen Manticore und Haven noch weiter verfallen.«
»Sie setzen voraus, dass wir tatsächlich Einfluss auf diesen Zerfall hätten«, murmelte Honor.
»Richtig«, sagte Trent. »Aber das liegt nicht in unserer Hand. Das hier« – er wies auf das Memopad – »schon.«
»Jawohl, Sir«, sagte Honor. Sie war noch immer nicht völlig überzeugt, doch andererseits hatte Trent sie nicht auf sein Flaggschiff gerufen, um die Angelegenheit mit ihr zu diskutieren. Sie war Offizier der Königin, und sobald sie ihre Befehle erhalten hatte, erwartete man vor ihr, dass sie sie ausführte. »Ich gehe davon, dass die Spur, die zu den Andermanern zu führen scheint, geheim zu halten ist?«
»Absolut«, bestätigte Trent ihr mit einem Nicken. »Wie Commander Wallace schon sagte, musste sich das ONI gewaltig anstrengen, um die andermanische Signatur aus der silesianischen Tarnung herauszufiltern. Die Andys sollten lieber nicht erfahren, dass wir überhaupt dazu in der Lage sind.«
»Wir können den Raider noch immer an seiner gefälschten silesianischen Emissionssignatur erkennen«, fügte Wallace hinzu. »Mehr braucht die Crew nicht zu wissen, um nach ihm Ausschau zu halten.«
Es sei denn natürlich, er kann auch die Signatur ändern , dachte Honor. Dennoch, so lange wenigstens sie über die unterliegende andermanische Signatur informiert war, konnte es noch immer funktionieren.
»Verstanden«, sagte sie. »Ich muss natürlich meinen Taktischen Offizier einweisen. Sollten wir es wirklich mit einem andermanischen Kampfschiff zu tun bekommen, muss er den einen oder anderen Ausweichplan vorbereitet haben.«
»Nicht nötig«, entgegnete Wallace und verzog die Lippen zu etwas, das irgendwo in der Mitte zwischen Lächeln und Grimasse lag. »Für die nächsten Monate bin ich Ihr Taktischer Offizier.«
Honor blinzelte. »Und was ist mit Rafe?«
»Er ist zeitweilig für andere Aufgaben abgestellt«, sagte Trent und zog einen Datenchip hervor. »Auch etwas, das mit dem ONI zusammenhängt, vermute ich, weil sie darüber genauso wenig verlauten ließen wie gewöhnlich.«
»Tatsächlich«, sagte Honor und blickte Wallace an. Doch wenn er etwas wusste, so ließ er es sich nicht anmerken.
»Ich würde mir wegen Commander Wallace keine Gedanken machen«, fuhr Trent fort, der ihren Blick falsch deutete.
»Als Taktischer Offizier lässt er keine Wünsche offen und ist zudem in alles gründlich eingewiesen, was im Augenblick in Silesia vorgeht.« Er reichte ihr den Chip. »Hier ist Ihre Ausfertigung der Befehle.«
»Vielen Dank«, sagte Honor und widerstand dem Impuls anzumerken, dass eine kleine Vorwarnung ganz nett gewesen wäre. Anscheinend war dieses Gespräch – und der Chip mit ihren
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