Honor Harrington 15. Die Spione von Sphinx
Knie brechen. Die Geschichte von einem abtrünnigen andermanischen Kampfschiff hätte auch eine manticoranische Desinformationskampagne sein können, mit der man uns zum ersten Schlag verleiten will.«
Er zuckte mit den Achseln. »Als Sie mich anriefen, hielt ich es für möglich, dass ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht einige dieser Unklarheiten vielleicht beseitigen könnte.«
Honor warf einen Blick auf Trondheim, doch dessen Miene gab genauso wenig preis wie das Gesicht seines Kommandanten. »Und ist es so?«
»In einem gewissen Grad gewiss«, sagte Grubner. »Natürlich bin ich wie Sie: Ich kann nicht glauben, dass Manticore so dumm sein sollte, eine Krise zwischen unseren Sternnationen heraufzubeschwören, während sich an der volksrepublikanischen Front ein Krieg zusammenbraut. Doch was Manticore nun tut oder lässt, ich bin mir jetzt sicher, dass Sie in eine etwaige geheime Verschwörung nicht verwickelt sind, zumindest nicht wissentlich. Außerdem bin ich überzeugt, dass Sie diese Angelegenheit zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen wünschen, ganz gleich, wem es an den Kragen geht.«
»An den Kragen?«, fragte Honor vorsichtig.
»Ja«, sagte Grubner. »Denn es könnte immer noch ein Geheimplan Ihrer Regierung dahinter stecken. Ihn aufzudecken könnte für Ihre Regierung sehr peinlich werden. Sind Sie bereit, dieses Risiko auf sich zu nehmen?«
Honor blickte ihm offen ins Gesicht. »Ja«, sagte sie.
»Gut.« Grubners Lächeln wurde spröde. »Denn Fregattenkapitän Trondheims allein der Ordnung halber getroffener Feststellung zum Trotze könnte es sehr wohl sein, dass die Alant tatsächlich abtrünnig geworden ist, in welchem Fall die Peinlichkeit auf unserer Seite läge. Wie auch immer jedoch, ich glaube bestimmt, dass in unser beider Interesse liegt, sie baldmöglichst aufzuspüren und sich um sie zu kümmern.«
Honors Herz klopfte schneller. Bot er ihr tatsächlich ein Gemeinschaftsunternehmen an? »Ich bin ganz Ihrer Meinung, Herr Kapitän «, sagte sie vorsichtig. »Wollen Sie vorschlagen …?«
Sie zögerte und fragte sich plötzlich, ob sie diese Frage überhaupt stellen sollte. Obwohl zwischen Sternenkönigreich und Kaiserreich offiziell Friede herrschte, begegneten sich die Regierungen stets mit einem gewissen Maß an Kühle. Ein militärisches Gemeinschaftsunternehmen, und sei es örtlich noch so begrenzt, sollte eigentlich unter Diplomaten, Ministern und einer Ansammlung von kaiserlichen und königlichen Offizieren ausgehandelt werden, die im Rang höher standen als Grubner und sie. Tatsächlich könnte man die Frage, die Honor suggerierte, sogar als eine versteckte Beleidigung der kaiserlichen Befehlskette auffassen …
»Dass wir zusammenarbeiten?«, fragte Grubner in das Schweigen. »Jawohl, genau das schlage ich vor.«
Honor bemühte sich, ein ruhiges Gesicht zu wahren. Nach Grubners trocken-amüsierter Miene zu urteilen gelang ihr das wohl nicht. »Sie wirken bestürzt«, sagte er.
»Richtig, ein wenig schon«, räumte Honor ein. »Nicht dass ich nicht dazu bereit wäre«, fügte sie rasch hinzu. »Ich bin nur … überrascht, dass Sie mir so weit trauen.«
»Bei anderen wäre ich gewiss vorsichtiger«, gab Grubner zu. »Ich hege ganz bestimmt ein gesundes Misstrauen gegenüber dem Sternenkönigreich. Aber.«
Er wies mit dem Finger auf sie. »Dieses Misstrauen beruht auf den Motiven, die ich Manticore in Bezug auf Silesia unterstelle. Die Konföderation bietet demjenigen von uns, der in dieser Region den Sieg davonträgt, ungeheure Reichtümer. Sie werden mir wohl zustimmen, wenn ich sage, dass Geldgier auch die reinsten Beweggründe sehr rasch trübt.«
»Das ist wohl richtig«, sagte Honor. »Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich Ihrer stillschweigenden Annahme zustimmen sollte, ich sei über solche Gedanken erhaben.«
»Das ist vielleicht kein menschliches Wesen wirklich«, entgegnete Trondheim. »Bei Ihnen finden wir jedoch wenigstens Hinweise dafür, dass niedere Motive keine große Rolle spielen.«
Honor runzelte die Stirn. »Was für Hinweise denn?«
»Auf Basilisk Station haben Sie sich geweigert, von Ihrer Pflicht abzurücken, obwohl Klaus Hauptmann persönlich Druck auf Sie ausübte«, sagte Grubner. »Für mich ist das das Verhalten eines Offiziers, den das Pflichtgefühl antreibt. Sie sind ein Mensch, der das tut, was ihm als das Beste für seine Nation und seine Streitkraft erscheint.«
Er musterte sie nachdenklich. »Ich finde, ich kann es
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