Honor Harrington 17. Um jeden Preis
Cortez dich für das Einundachtzigste vorgeschlagen, als ich mich erkundigte, ob du verfügbar wärest. Und ehe du es aussprichst, ich bin mir sicher, dass er den Vorschlag auch deshalb gemacht hat, weil er wusste, dass wir befreundet sind. Du weißt aber so gut wie ich, dass Sir Lucien nicht gerade in dem Ruf steht, unfähige Offiziere für wichtige Posten vorzuschlagen, um sich politisch einflussreichen Personen anzudienen.«
Honor verschränkte die Arme, und auf ihrer Schulter erhob sich Nimitz und blickte Henke mit zur Seite geneigtem Kopf an.
»Zeit, dass wir zum Schluss kommen, Mike. Ja, man könnte sagen, ich hätte ›Beziehungen spielen lassen‹, damit du der Achten Flotte zugeteilt wirst, und wusste dabei, dass du dann wahrscheinlich das Einundachtzigste bekommen würdest. Und ja, ich habe es mit Vorbedacht getan, und ich würde es beim nächsten Mal nicht anders machen. Wenn du aber auch nur einen Augenblick lang glaubst, ich hätte nur aus Freundschaft egal wen für dieses Kommando angefordert, ohne zu glauben, damit den Offizier zu bekommen, der für den Posten am besten geeignet ist, dann kennst du mich nicht so gut, wie du glaubst. Oder nicht so gut, wie du mich meiner Ansicht nach kennst, wenn du nicht gerade gymnastische Verrenkungen anstellst, um auszuschließen, dass dir irgendjemand einen Gefallen tut.«
Henke blickte sie an, und Honor schmeckte den hartnäckigen Sinn für Integrität und das Bedürfnis zu beweisen, jede Beförderung verdient zu haben, im Widerstreit mit der intellektuellen Erkenntnis, dass alles, was Honor eben gesagt hatte, schlichtweg der Wahrheit entsprach. Nach einer Weile endlich seufzte Henke.
»Also gut, Honor. Du hast gewonnen. Ich bin damit noch immer nicht ganz im Reinen, damit das nur klar ist, aber ich muss zugeben, dass ich das Kommando um keinen Preis aufgeben will, egal, wie ich es bekommen habe.«
»Gut. Damit kann ich leben«, sagte Honor ihr lächelnd. »Und wenn du noch irgendwelche Zweifel hast, dann benutze diese Zweifel doch zur Selbstmotivation, und beweise da draußen uns beiden, dass du das Kommando wirklich verdient hast.«
16
»Lady Harrington ist eingetroffen, Mylady.«
Bei der Ankündigung ihrer Krankenschwester blickte Emily Alexander auf. »Danke, Sandy.« Ihr Lebenserhaltungssessel stand in ihrer Lieblingsnische im Innenhof, und sie drückte mit dem rechten Zeigefinger die Speichertaste und sicherte das HoloDrama-Manuskript, das sie gerade kommentierte. »Sie möchte bitte zu mir kommen.«
»Jawohl, Mylady.«
Thurston verbeugte sich und verließ den Innenhof. Kurz darauf kehrte sie zurück, gefolgt von Dr. Allison Harrington.
Nicht zum ersten Mal empfand Emily eine gewisse Erheiterung bei dem Gedanken, dass eine so zierliche Mutter eine Tochter von Honors Größe auf die Welt gebracht haben sollte. Allison Harrington hatte etwas unverkennbar Katzenhaftes an sich, fand sie. Eine Selbstsicherheit, eine ständige Geschmeidigkeit und eine leise Belustigung über die Welt ringsum. Entrückt wirkte sie niemals, aber mit sich selbst so sehr im Reinen, dass der Rest der Welt sein konnte, wie er wollte. Sie sah Honor nicht sehr ähnlich, und dennoch hätte jeder sie gleich für Honors Mutter gehalten. An den Augen liegt es, dachte Emily. Dem einen Merkmal, das bei Mutter und Tochter identisch war.
»Guten Tag, Lady Harrington«, sagte Emily, als Thurston sich lächelnd zurückzog und sie allein ließ. Allison rollte mit den mandelförmigen Augen ganz so, wie Honor es getan hätte.
»Ach bitte, Lady Alexander«, sagte sie. Emily zog eine Braue hoch, und Allison schnaubte. »Ich bin von Beowulf, Mylady«, sagte sie, »und ich habe einen Freisassen geheiratet. Ehe meine Tochter in schlechte Gesellschaft geriet, ist mir nie der Gedanke gekommen, ich könnte je auch nur entfernt mit der manticoranischen Aristokratie zu tun bekommen, ganz zu schweigen von der graysonitischen Version. Wenn Sie auf förmlichen Anreden bestehen wollen, dann würde ich ›Doctor‹ bevorzugen, denn den Titel habe ich mir selbst verdient. Unter den Umständen und wenn es Ihnen gleich ist, wäre mir jedoch einfach Allison am liebsten.«
»Ich sehe schon, woher Honor es hat«, sagte Emily mit leisem Lächeln. »Aber wenn Sie die aristokratischen Anreden weglassen wollen, so passt es mir sogar sehr gut. Schließlich und endlich«, ihr Lächeln wurde breiter, »stehen Sie als Mutter einer Herzogin und Gutsherrin himmelweit über mir.«
»Blödsinn«,
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