Honor Harrington 17. Um jeden Preis
der Routine wieder unterziehen. Wegen der aktuellen Lage hielt ich es für das Beste, wenn ich Sie im Vorfeld informiere, damit es zu keinen Terminüberschneidungen kommt, die Ihre Planung durcheinanderbringen könnten.«
»Vielen Dank, Colonel«, sagte Giancola, und ein besonders aufmerksamer Beobachter hätte vielleicht bemerkt, dass er die Augen ganz leicht zusammenkniff, als er Nesbitts Blick auf dem Display begegnete. »Aber wenn Sie von Ihren Maßnahmen überzeugt sind, können wir sicher unseren Terminplan an Sie anpassen. Wenn Sie Ms Hampton kontaktieren wollen, sobald Sie bereit sind anzufangen, stehen wir Ihnen zur Verfügung, wann immer Sie wünschen.«
»Vielen Dank, Herr Minister. Ich habe verstanden«, sagte Nesbitt mit einem respektvollen Nicken. »Und ich danke Ihnen für Ihre Kooperationsbereitschaft.«
»Man kann nie vorsichtig genug sein, wenn es um die Sicherheit geht, Colonel«, sagte Giancola ernst. »Hatten wir sonst noch etwas zu besprechen?«
»Nein, Herr Minister. Vielen Dank. Ich habe alles, was ich brauche.«
»Dann wünsche ich Ihnen einen guten Tag, Colonel«, sagte Giancola und trennte die Verbindung.
Yves Grosclaude lehnte sich in die bequemen Polster zurück und wünschte, er wäre innerlich genauso entspannt wie körperlich, während sein Flugwagen, vom Autopiloten gesteuert, über das wolkenverhangene nächtliche Gebirge hinwegschoss.
Nichts von alledem hätte passieren dürfen. Nichts! Er war mit Giancola einer Meinung gewesen, dass es Zeit sei, den Mantys gegenüber eine härtere Linie zu fahren, und weiß Gott hatten sie diese Idiotin von Pritchart bewegt, ein bisschen Rückgrat zu zeigen! Aber wer hätte je erwartet, dass sie so reagieren würde? Und jetzt, wo es geschehen war, was zum Teufel unternehmen sie dagegen?
Stirnrunzelnd strich er sich mit dem Daumennagel über die Zähne und fragte sich, wie Giancola so unbeteiligt bleiben konnte – oder zumindest den Eindruck erweckte, es zu sein. Grosclaude überlegte, dass er sich nach dieser langen Zeit, in der sie unentdeckt geblieben waren, ebenfalls keine Sorgen zu machen brauche. Denn wenn jemand misstrauisch wurde, wäre es doch schon längst geschehen, oder nicht?
Aber so funktionierte es nicht. Ob jemand jetzt einen Verdacht hatte oder nicht, irgendwann käme es so weit, und Verrat verjährte nicht.
Er atmete tief durch und legte betont die Hand in den Schoß zurück. Im Augenblick konnte er gar nichts unternehmen, und wenn der Krieg lange genug dauerte und Giancola seine Karten geschickt genug ausspielte, dann war es sehr gut möglich, dass Präsident Giancola in der Position wäre, sämtliche unerwünschten Untersuchungen zu unterbinden, nachdem die Kämpfe wieder ein Ende hätten.
Und falls nicht, hatte Grosclaude wenigstens die entscheidenden Beweisstücke auf die Seite geschafft, die er gegen einen zumindest teilweisen Straferlass der Staatsanwaltschaft zuspielen konnte.
Mehr, so wusste er, konnte er realistischerweise nicht tun, um seine eigene Position gegen Katastrophen abzusichern. Fürs Erste musste er den Kopf unten halten und sich mit Vorbedacht so unschuldig und einwandfrei verhalten wie möglich. Leicht fiel ihm das nicht, aber er erhoffte sich von seinem bevorstehenden Skiurlaub eine positive Wirkung. Wenigstens konnte er damit vielleicht ein wenig von seiner akkumulierten nervösen Energie abbauen!
Bei dem Gedanken lachte er leise auf. Er reckte sich gähnend und ließ sich noch tiefer in die Sitzbank sinken. Sein Kurs führte ihn gleich durch die Arsenault-Schlucht, einem der spektakulärsten Gebirgspässe auf Haven. Wie ein von einer riesigen Axt geschlagener Riss durchbrach der Abgrund das Blanchard-Gebirge, und die schroffen, senkrechten Felswände ragten stellenweise mehr als zweihundertfünfzig Meter hoch auf. Die Schlucht war eine Touristenattraktion, und Grosclaude mochte sie sehr. Er programmierte seinen Flugwagen immer so, dass sein Kurs ihn hindurchführte, auch wenn es nötig war, an den Haarnadelkurven arg zu verlangsamen.
Der Autopilot senkte den Flugwagen ein wenig, um Grosclaude einen besseren Ausblick zu schenken, und er spürte die vertraute Freude, als die von Bäumen gekrönten Felsklippen auf beiden Seiten des Bugs aufragten.
Und in diesem Moment geschah etwas sehr Absonderliches.
Yves Grosclaude spürte eine Art von geistigem Kitzeln. Als fahre ihm jemand mit dem Finger das Rückgrat entlang, nur dass es mehr irgendwo hinter seinen Augen geschah. Er
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