Honor Harrington 17. Um jeden Preis
Versprechen zu machen, ohne Sie beide vorher genau untersucht zu haben.«
»Sie wirken … bemerkenswert zuversichtlich«, sagte Emily langsam.
»Ich klinge so …?« Allison schwieg und blickte Emily mit einer geradezu ulkigen Überraschung an. Dann räusperte sie sich.
»Ach, Emily. Ich habe mir Ihre Krankenakte zwar nie angesehen, aber ich weiß trotzdem, dass Sie nach dem Unfall einige Zeit auf Beowulf waren. Und ich glaube, Dr. Kleinman ist auf Beowulf ausgebildet worden. Er hat einen Abschluss von der Johns Hopkins auf Beowulf, nicht wahr?«
»Ja, ich glaube schon.«
»Dann könnte man also mit Fug und Recht behaupten, dass Sie dem beowulfianischen medizinischen Establishment in all seiner selbstgefälligen, um nicht zu sagen narzisstischen, von Traditionen überzogenen Glorie ausgesetzt gewesen sind?«
»In gewissem Maße«, sagte Emily, verwirrt über den eigenartigen Biss in Allisons Tonfall.
»Und kennen Sie zufällig meinen Mädchennamen?«
»Chou, nicht wahr?« Emilys Verwirrung ging, falls das noch möglich war, tiefer denn je.
»Nun, das ist richtig. Nur, wenn ich auf Beowulf geblieben wäre, dann hätte ich meinen ganzen Mädchennamen behalten … ob ich ihn jetzt unbedingt wollte oder nicht. Zufälligerweise wollte ich nicht.«
»Wieso nicht?«, fragte Emily, als sie nicht weitersprach.
»Weil mein voller Familienname Benton-Ramirez y Chou lautet«, sagte Allison, und Emily machte große Augen.
Von allen medizinischen ›Dynastien‹ auf Beowulf, die im gesamten erforschten Weltraum als überragend in der Biowissenschaft anerkannt wurden, standen die Benton-Ramirez und die Chous an oberster Stelle. Sie waren Beowulf, sie hatten sich dem Feld der Genmedizin über Generationen hinweg verschrieben, die bis in die Zeit vor dem Letzten Krieg von Alterde zurückreichten. George Benton und Sebastiana Ramirez y Moyano waren die Leiter der beowulfianischen Teams gewesen, die auf Alterde die schrecklichen Folgen der Biowaffen des Letzten Krieges bekämpft hatten, und Chou Keng-ju hatte vor sechshundert Jahren den bioethischen Kampf gegen Leonard Detweiler und die anderen Befürworter der sogenannten ›progressiven Eugenik‹ angeführt. Zu den vielen Juwelen unter den Leistungen ihrer Familie gehörte seither die Entwicklung der Prolong-Behandlung. Und …
»Nun«, sagte Emily schließlich milde, »jetzt verstehe ich wenigstens, wo Honors recht … vulkanische Haltung gegenüber dem Gensklavenhandel und Manpower herrührt, nicht wahr?«
»Sie können sagen, dass sie es mit der Muttermilch eingesogen hat«, stimmte Allison ihr zu. »Ohne Zweifel nicht wissenschaftlich kontrollierbar, aber ich habe sie an der Brust gestillt. Dass ein direkter Vorfahr ein Unterzeichner der Cherwell-Konvention war, hat sicher auch nicht geschadet.« Sie lächelte matt. »Auf jeden Fall, wenn ich Ihnen vielleicht ein wenig zu unbekümmert zuversichtlich vorkomme, dann liegt es daran, dass ich wirklich so zuversichtlich bin. Ich kann Ihnen nicht absolut und kategorisch zusichern, dass Hamish und Sie ein Kind zeugen können, das auf die Regeneration anspricht. Die Wahrscheinlichkeit, dass es, besonders mit meiner Hilfe, nicht gelingt, ist so verschwindend gering, dass ich sie nicht in Zahlen ausdrücken kann, aber sie existiert. Garantieren kann ich Ihnen aber, dass Sie mit meiner Intervention kein Kind zeugen werden, das nicht regenerieren würde.«
Sie blickte Emily ruhig in die Augen.
»Also sagen Sie mir, Emily: Wollen Sie mit dieser Garantie ein eigenes Kind oder nicht?«
»Minister Giancola, Sie haben einen Anruf von Colonel Nesbitt«, sagte Alicia Hampton auf Arnold Giancolas Display.
»Aha?« Giancola bedachte sie mit seinem besten abwesenden Lächeln und riss sich merklich zusammen. »Ich meine, stellen Sie bitte durch, Alicia. Vielen Dank.«
»Gern geschehen, Sir«, sagte sie mit einem angedeuteten, zugeneigten Lächeln, und ihr Gesicht verschwand vom Display. Einen Augenblick später ersetzte es Jean-Claude Nesbitts Bild.
»Guten Tag, Minister Giancola«, sagte er höflich.
»Colonel.« Giancola nickte. »Was kann ich heute für Sie tun?«
»Es ist nichts besonders Wichtiges, Sir. Ich rufe nur an, um Sie wissen zu lassen, dass ich mit der regelmäßigen vierteljährlichen Sicherheitsüberprüfung beginne.« Giancola verzog keine Miene, aber er spürte, wie sein Magen sich zusammenzog. »Ich weiß, das ist lästig«, fuhr Nesbitt fort, »aber auch Ihre engsten Mitarbeiter müssen sich
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