Honor Harrington 17. Um jeden Preis
hat. Ich glaube, im Augenblick bespricht er diese Unregelmäßigkeiten mit dem LCPD und dem Finanzamt.
Aber«, die kurze Erheiterung verblasste, »die Lage auf Grayson gestaltete sich ungefähr genau so, wie wir befürchtet haben. Eine Delegation von Gutsherren hat sogar den Reverend aufgesucht, um ihm ihre … Bedenken darzulegen.«
Finster presste sie einen Augenblick lang die Lippen zusammen, dann wedelte sie mit der rechten Hand statt eines Schulterzuckens.
»Ich muss wohl nicht erwähnen, dass Reverend Sullivan deine Position nach Kräften gestärkt hat.«
Honor sah Sullivan an, der ernst den Kopf neigte, als er ihren dankbaren Blick bemerkte.
»Trotzdem steht fest, dass einige von ihnen – insbesondere Gutsherr Mueller, wie ich höre – bereit sind, die Lage auszunutzen, um dir öffentlich so sehr zu schaden wie möglich. Deshalb beschloss der Reverend, die Angelegenheit persönlich in die Hand zu nehmen, im seelsorgerischen Sinne.«
Emily hielt inne, und Reverend Sullivan sah Honor an.
»Es könnte sein, Mylady«, sagte er, »dass meine Entscheidung, mich in eine solche zutiefst persönliche Angelegenheit einzumischen, als zudringlich betrachtet werden muss, zumal niemand von Ihnen der Kirche der Entketteten Menschheit angehört, und ich hoffe, dass ich damit niemandem zu nahe getreten bin. Ich könnte vielleicht anführen, dass meine Position als Reverend, Erster Ältester und Oberhaupt der Sakristei und die Verantwortung, die mir die Verfassung als Inhaber dieser Ämter auferlegt, mich sogar zur Einmischung verpflichtet, doch das wäre nicht ganz aufrichtig von mir. In Wahrheit« – er sah ihr direkt in die Augen, und sie schmeckte seine völlige Aufrichtigkeit –, »hat mein Herz mich getrieben zu sprechen, ob ich Reverend bin oder nicht. Als Mensch und nicht nur als Gutsherrin Harrington sind Sie auf Grayson für bei weitem zu viele Personen, mich eingeschlossen, zu wichtig, um anders zu handeln.«
»Reverend, ich …« Honor verstummte und räusperte sich. »Ich wüsste viele Dinge, die ich als zudringlich empfinden würde. Aber nicht, wenn Sie mir die Hand in einer Lage wie dieser reichen.«
»Danke. Ich hoffe, in ein paar Minuten empfinden Sie es noch genauso.«
Den unheilverkündenden Worten zum Trotz zeigte sich ein sehr schwaches Funkeln in seinen Augen, und Honor runzelte verwirrt die Stirn.
»Die Sache ist die, Honor«, fuhr Emily fort und zog wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich, »dass dem Reverend eine Lösung für all unsere Probleme eingefallen ist. Für jedes einzelne.«
»Was sagst du da?« Honor zog beide Brauen hoch und blickte zwischen Sullivan, Hamish und Emily und ihren Eltern hin und her. »Das … ist schwer zu glauben.«
»Gar nicht«, entgegnete Emily mit einem plötzlichen, breiten Lächeln und einem inneren Aufwallen an Freude, das dazu passte. »Siehst du, Honor, du brauchst dazu nur eine einzige Frage zu beantworten.«
»Eine Frage?«
Honor blinzelte, denn plötzlich und unerwartet prickelte es ihr in den Augen. Sie wusste nicht, woran es lag – nur dass Emilys Entzücken auf Hamish übergeschlagen war und dort mit einer genauso großen Flut von Vorfreude in etwas so Starkes, so Überschwängliches und dennoch so intensiv auf sie Konzentriertes verschmolz, dass ihren eigenen Gefühlen gar nichts anderes übrigblieb, als darauf zu reagieren.
»Ja«, sagte Emily leise. »Honor, möchtest du Hamish und mich heiraten?«
Einen Augenblick lang, der Honor wie eine Ewigkeit vorkam, starrte sie Emily nur an. Dann drang die Frage zu ihr durch, und sie fuhr von ihrem Stuhl auf.
»Euch heiraten ?« Ihre Stimme zitterte. »Euch beide heiraten? Ist … ist das euer Ernst?«
»Natürlich«, antwortete Hamish ruhig, während Samantha auf dem Hochstuhl neben ihm so stark schnurrte, als wollten ihr die Knochen aus dem Leib vibrieren. »Und wenn jemand davon ausgehen kann, dass es uns ernst ist«, fügte er hinzu, »dann du.«
»Aber … aber …« Honor sah Erzbischof Telmachi und Vater O'Donnell an und begriff, weshalb die beiden Geistlichen anwesend waren. »Aber ich dachte, euer Ehegelöbnis schließt das aus«, sagte sie rau.
»Darf ich antworten, Mylord?«, fragte Telmachi sanft, indem er Hamish anblickte, und White Haven nickte.
»Hoheit«, fuhr der Erzbischof an Honor gewandt fort, »Mutter Kirche hat im Laufe der Jahrtausende einiges gelernt. Vieles, was Menschen und ihre spirituellen Bedürfnisse angeht, bleibt immer gleich, und Gott ist selbstverständlich ewig
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