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Honor Harrington 17. Um jeden Preis

Honor Harrington 17. Um jeden Preis

Titel: Honor Harrington 17. Um jeden Preis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Guillotine herunterfällt, und sie wirbelte zu der Luke herum, während sich Nimitz gleichzeitig mit einem Schrei, der wie zerreißende Leinwand klang und einem das Blut in den Adern gerinnen ließ, von ihrer Schulter katapultierte. Cardones fiel die Kinnlade herunter, und er wollte sich ebenfalls umdrehen, doch er war viel zu langsam.
    »Simon!«, brüllte Honor, während sie gleichzeitig die rechte Hand hochriss, Cardones bei der Uniformjacke packte und ihn mit der gesamten brutalen Kraft ihrer genetisch verstärkten Hochschwerkraftwelt-Muskulatur zu Boden warf.
    Der Waffenträger hob ruckartig den Kopf, doch ihm fehlte Honors Empathie. Er konnte nicht spüren, was sie spürte – er schmeckte nicht das plötzlich aufbrandende Entsetzen, das Timothy Meares ausstrahlte, als er unvermittelt feststellen musste, dass sein Körper auf die Befehle eines anderen – oder von etwas anderem – reagierte.
    Mattingly traf keine Schuld. Timothy Meares gehörte zur normalen Umgebung der Gutsherrin. Er war ihr Adjutant, ihr Schüler, fast ein Adoptivsohn. Er war tausende Male allein mit ihr gewesen, und Mattingly wusste , dass er keine Bedrohung war. Und deshalb war er vollkommen unvorbereitet, als Meares' im Vorbeigehen beiläufig, sehr beiläufig die rechte Hand ausstreckte – und Mattingly den Pulser aus dem Holster riss.
    Der Waffenträger reagierte fast augenblicklich. Trotz seiner vollkommenen Überraschung schoss sein Arm vor, und er versuchte, die Waffe wieder an sich zu nehmen oder sie wenigstens festzuhalten. ›Fast augenblicklich‹ war nur nicht schnell genug, und der Pulser fauchte.
    » Simon! «
    Diesmal schrie Honor nicht. Sie kreischte den Namen ihres Waffenträgers in hilflosem Protest, als der Feuerstoß aus schweren Bolzen Mattinglys Unterleib durchschlug und sich in seine Brust fortsetzte. Seine Uniformjacke war ähnlich wie bei Honor verstärkt, damit sie Nimitz' Krallen widerstand, und bestand aus antiballistischem Tuch, aber es war nicht darauf ausgelegt, die Geschosse eines Militärpulsers aus kürzester Entfernung abzufangen, und Mattingly ging in einem Blutnebel zu Boden.
    Honor spürte seine Todesqual, aber sie hatte keine Zeit für Trauer. Und so schmerzhaft war es, was Mattingly gerade geschah, es war dennoch weniger schmerzhaft als das, was sie von Timothy Meares spürte. Sein Entsetzen, sein Schock, sein Unglaube und sein Schuldgefühl, als seine Hände einen Mann töteten, der sein Freund gewesen war, wirkte wie eine furchtbare Ummantelung. Sie spürte, wie er protestierend aufschrie und mit verzweifelter Vergeblichkeit dagegen ankämpfte, während sein Arm sich hob und im Kreis über die Brücke schwenkte, ohne dass er den Zeigefinger vom Feuerknopf des gestohlenen Pulsers nehmen konnte.
    Ein Sturm von Bolzen kreischte durch die Flaggbrücke. Zwei Ortungsgasten gingen zu Boden, einer von ihnen schrie erbärmlich. Die Signalstation zerbarst, als die Bolzen sich durch Displays, Konsolen und Sessellehnen fraßen. Die tödliche Mündung zog weiter, führte die Kettensäge aus Hochgeschwindigkeitsbolzen über die unbemannte Station Andrea Jaruwalskis und tötete den taktischen Quartermeister vom Dienst. Und dennoch, während immer mehr Blut floss, wusste Honor, dass es nur zufällige Nebensache war. Sie kannte das eigentliche Ziel ihres entsetzten Flaggleutnants.
    Nimitz machte eine Zwischenlandung auf der Lehne eines Kommandosessels und wollte sich auf Meares stürzen, aber der Bolzenstrahl fuhr in den Sessel. Die Geschosse verfehlten den 'Kater, aber unter ihm explodierte der Sessel förmlich, und selbst seine Reflexe bewahrten ihn nicht davor, aufs Deck zu stürzen. Nimitz landete auf den Füßen, bereit, sofort weiterzuspringen, aber er hatte zu viel Zeit verloren. Unmöglich konnte er den Flaggleutnant noch erreichen, ehe der Pulser in Meares' Hand sich auf Honor richtete.
    Honor spürte, wie es kam. Sie spürte den nutzlosen Schrei des Nichtwollens in Timothy Meares' Kopf. Wusste, dass der Flaggleutnant sich dem furchtbaren Drang, der von ihm Besitz ergriffen hatte, nicht widersetzen konnte. Wusste, dass er lieber gestorben wäre als das zu tun, was er da tat.
    Sie dachte nicht darüber nach, nicht bewusst. Sie reagierte nur, wie sie reagiert hatte, als sie Rafael Cardones außer Schusslinie schleuderte. Reagierte mit den trainierten Instinkten von über vierzig Jahren Praxis im unbewaffneten Kampf und der Gewohnheit, die sie ihren Muskeln im Schießstand unter dem Haus an der Jasonbai

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