Honor Harrington 17. Um jeden Preis
»Es sind wichtige offizielle Dokumente, und wir treiben damit keine Spielchen. Wir werden aber gleichzeitig niemandem gegenüber erwähnen, dass es sie gibt, und solche Dokumente sind zwar öffentlich zugänglich, müssen aber angefordert werden; daher erfahren wir, wenn jemand auf sie zugreift.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wir könnten es sogar dann nicht ewig geheim halten, wenn wir wollten, und wir versuchen es auch nicht. Wir kaufen uns damit nur ein bisschen Zeit.«
»Aber wozu denn überhaupt?«, fragte Henke stirnrunzelnd. »Wie Emily sagte, sind eure Probleme damit gelöst. Natürlich bis auf das Problem der Leute, die jetzt sagen werden, deine Heirat mit Hamish beweise doch wohl, dass Hayes mit seinen ursprünglichen Behauptungen offenbar nicht so weit daneben gelegen hat.«
»Der Hauptgrund ist mein Kommando und Hamishs Position in der Admiralität«, gab Honor zu. »Hamish vertritt zwar die Theorie, dass er im Gegensatz zum Ersten Raumlord als Erster Lord der Admiralität ein Zivilist ohne die Möglichkeit ist, einem Offizier einen Befehl zu erteilen und nicht zu meiner Befehlskette gehört, sodass unsere … Beziehung von Anfang an gegen keine Vorschrift verstoßen hat. Leider ist das im Augenblick nur seine Meinung . Ehe wir an die Öffentlichkeit gehen, möchten wir sicher sein, dass die Gerichte mit ihm einer Ansicht sind.«
»Und wenn nicht?« Henke runzelte wieder die Stirn. Juristische Winkelzüge passten gar nicht zu der Honor Harrington, die sie schon so lange kannte.
»Und wenn nicht, dann ist die Lösung ziemlich einfach. Ich quittiere den manticoranischen Dienst, und Hochadmiral Matthew stellt Flottenadmiral Gutsherrin Harrington der Allianz als Kommandeurin der Achten Flotte zur Verfügung. Das wäre auf jeden Fall legal, weil es in graysonitischen Diensten kein ähnliches Verbot gibt. Aber es wäre kompliziert, und wir hätten ganz offensichtlich nach einem Weg gesucht, den Wortlaut des Gesetzes zu befolgen. Wir würden lieber herausfinden, dass das, was wir getan haben, nach den Kriegsartikeln des Sternenkönigreichs von vornherein legal gewesen ist.«
»Und wie lange wird es dauern, bis ihr wisst, ob ja oder nein?«
»Hoffentlich nicht allzu lange. Ich habe Richard Maxwell damit betraut, und er ist sich ziemlich sicher, dass er uns binnen eines Monats eine Antwort geben kann. Und das ist für die Mühlen der Justiz wirklich ein Flug mit Lichtgeschwindigkeit, weißt du. Inzwischen müssen wir Raupenfraß Drei planen und ausführen, und niemand in der Admiralität oder hier bei der Flotte braucht sich darüber den Kopf zu zerbrechen, während wir unsere Operation ausbaldowern.«
»Dem lässt sich wohl nichts entgegenhalten«, sagte Henke. »Persönlich würde ich aber sagen, dass Hamish und du – ganz zu schweigen von Emily – so ziemlich mit allem durchkommt außer Mord.«
»Möglich«, räumte Honor stirnrunzelnd ein, »aber das ist das eine Spiel, mit dem ich wirklich nicht anfangen will.«
»Honor, du hast dir einen gewissen Freiraum verdient , eine gewisse besondere Rücksichtnahme«, erwiderte Henke ihr ruhig.
»Der Meinung sind vielleicht einige Leute. Und in gewisser Weise denke ich das wohl auch«, sagte Honor langsam. »Aber in dem Augenblick, in dem ich anfange, mir bestimmte Sonderrechte auszubitten, habe ich mich in jemanden verwandelt, der ich nicht sein möchte.«
»Ja, da könntest du recht haben«, sagte Henke und schüttelte mit einem leichten, wehmütigen Lächeln den Kopf.
»Was wahrscheinlich mit ein Grund ist, warum jeder sie dir so bereitwillig einräumen würde. Ach ja.« Sie riss sich zusammen. »Also müssen wir dich wohl weiter so nehmen, wie du bist.«
»Und vergiss diesmal nicht zu schreiben!«
» Mom! «, widersprach Lieutenant Timothy Meares. »Ich schreibe immer ! Das weißt du genau.«
»Aber nicht oft genug«, erwiderte sie fest, mit schalkhaftem Lächeln, während sie in die Kurve ging und den Landeanflug auf die Parkbuchten des Raumhafens begann.
»Schon gut, schon gut«, seufzte er und gab lächelnd nach. »Ich versuche, öfter zu schreiben. Vorausgesetzt, der Admiral lässt mir Freizeit.«
»Schieb deine Saumseligkeit bloß nicht auf die Herzogin von Harrington!«, schalt ihn seine Mutter. »So sehr beschäftigt hält sie dich dann auch nicht.«
»O doch«, entgegnete Meares im Tonfall völliger Unschuld. »Ich schwöre es!«
»Dann hast du nichts dagegen, wenn ich ihr schreibe und sie bitte, meinen armen kleinen
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