Honor Harrington 17. Um jeden Preis
diesem Nachmittag tat. Elizabeth ließ ihr vielleicht eine etwas längere Leine, aber auch die manticoranische Königin hätte ihr einiges zu sagen, wenn sie erfuhr, dass Honor sämtliche normalen Sicherungsmaßnahmen ausgesetzt hatte bis auf den unmittelbaren Schutz durch ihre drei Leibwächter.
Leider blieb ihr keine große Wahl, und sie war Lieutenant Commander Hennessy, Admiral Hemphills Stabschef und Vertreter bei der Besprechung, die sie gerade verlassen hatte, sehr dankbar, dass er ihr den Rücken deckte. Hennessy hatte LaFollet nicht gefragt, wieso es nötig sei, dass die offizielle Limousine der Herzogin von Harrington – samt Eskorte aus Stingships – ohne sie zum Haus an der Jasonbai zurückkehrte. Er hatte vielmehr, ganz wie sie ihn gebeten hatte, Störfeuer für sie geschossen, das ihr gestattete, ungesehen mit LaFollet, Mattingly und Hawke in das Parkhaus zu gehen, wo die unmarkierte Limousine gewartet hatte, in der sie nun saßen.
»Ich weiß, dass Sie alle den Mund halten werden, Andrew«, sagte sie schließlich in entschuldigendem Tonfall. »Ich fürchte, ich mache mir deswegen ein bisschen mehr Sorgen, als ich zugeben möchte.« Nimitz summte ihr zu, und sie strich ihm den Rücken. »Es ist … kompliziert.«
»Mylady«, entgegnete LaFollet sanft, »›kompliziert‹ ist nicht ganz das treffende Wort. Es ist ein wenig zu … milde. Und ich will keineswegs versuchen, die Dinge noch komplizierter zu machen, als sie schon sind. Aber ich würde meine Pflicht vernachlässigen, wenn ich Sie nicht darauf hinweisen würde, dass es nicht gerade das Sicherste ist, was Sie tun könnten, wenn Sie sich, egal aus welchen Gründen, nur mit uns dreien in Landing herumtreiben.«
»Das weiß ich. Andererseits habe ich großes Vertrauen in Ihre Fähigkeit, sich um mich zu kümmern, wenn etwas schiefgehen sollte. Und dass ich selbst auch nicht ganz hilflos bin, wissen Sie. Aber darum geht es gar nicht. Wenn ich mit meinem offiziellen Flugwagen samt Eskorte und Blaskapelle im Briarwood Center vorfahre, trage ich nicht gerade zu der Unauffälligkeit bei, um die ich mich gerade bemühe.«
»Nein, Mylady.« LaFollet seufzte – gerade – nicht, doch Honor schmeckte seine Schicksalsergebenheit. »Nur, wenn Sie darauf bestehen, die Sache auf diese Weise zu erledigen«, fuhr er fort, »dann werden Sie sich an meine Befehle halten, solange wir auf uns gestellt sind. Einverstanden, Mylady?«
Sie sah ihn einige Sekunden lang an, und er begegnete ungerührt ihrem Blick. Seine grauen Augen zuckten nicht, während sie die diamantharte Entschlossenheit hinter ihnen schmeckte.
»Na schön, Andrew«, kapitulierte sie. »Sie haben das Kommando … diesmal.«
Man musste LaFollet hoch anrechnen, dass er nicht einmal ›Gut‹ sagte.
Die Limousine flog direkt in die Parketage des Briarwood Centers auf dem einhundertdritten Stockwerk. Simon Mattingly steuerte sie in die zugewiesene Box, und Spencer Hawke stieg vom Vordersitz und musterte die Umgebung schnell, aber gründlich. Sie war verlassen, wie Honor es für diese Tageszeit erwartet hatte, und LaFollet gestattete ihr, aus dem Flugwagen auszusteigen.
Ihre Waffenträger nahmen ihre Formation rings um Honor ein, und sie setzte sich Nimitz auf die Schulter. Die Gruppe durchquerte das Parkdeck zum Lift, der sie rasch zum Center bringen sollte. Für einen Admiral der Royal Manticoran Navy in Uniform, den drei uniformierte Leibwächter begleiteten, war es nicht ganz leicht, unbemerkt zu bleiben, doch Vertraulichkeit musste im Briarwood Center oft gewährt werden. Das Center wusste, wie man sie wahrte, ohne dass es auffiel, und der Lift brachte Honor und ihre Begleitung genau zur verabredeten Zeit vor einen diskreten, privaten Warteraum.
Die Frau am Empfangsschalter blickte mit einem freundlichen Lächeln auf, als die Tür sich hinter ihnen schloss.
»Guten Tag, Hoheit.«
»Guten Tag«, antwortete Honor mit einem Lächeln. Einem Lächeln, das, wie sie entdeckte, ein höheres Maß an Nervosität überdeckte, als sie erwartet hatte. Routineeingriff hin oder her, sie spürte ein unverkennbares Flattern von Beklommenheit in ihrer Magengrube. Oder, dachte sie, vielleicht sogar etwas tiefer.
»Wenn Sie bitte Platz nehmen würden, Dr. Illescue kommt sofort zu Ihnen.«
»Danke.«
Honor setzte sich in einen Sessel, und ihre dunklen Augen funkelten vor Erheiterung, als Nimitz und sie die Gefühle der nach außen unerschütterlichen Empfangsschwester schmeckten,
Weitere Kostenlose Bücher