Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honor Harrington 17. Um jeden Preis

Honor Harrington 17. Um jeden Preis

Titel: Honor Harrington 17. Um jeden Preis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
achtete sorgsam darauf, wo er sein Gewicht fallen ließ, und schmiegte sich an sie, das Schnäuzchen ganz sanft gegen die Wange gedrückt. Sein Schnurren drang tröstend zu ihr, und sie ließ zu, dass seine Liebe und sein Beistand sie durchströmten. Im Augenblick brauchte sie beides dringend.
    Die Erkenntnis überraschte sie, und doch war sie wahr. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem winzigen Embryo zurück, der jetzt in einer Nährlösung trieb. Solch ein winziges Stück Gewebe – und wie gewaltig das ungeborene Kind doch in ihrem Herzen aufragte. Sie fühlte sich hohl, als hätte man ihr etwas unbeschreiblich Kostbares genommen. Vom Verstand her wusste sie, dass ihr Kind weit sicherer war, wo es sich nun befand, doch ihre Gefühle sprachen eine andere Sprache. Sie kam sich vor, als hätte sie ihr Baby im Stich gelassen, es in ein kaltes, steriles, antiseptisches Schließfach gegeben wie ein unbequemes Gepäckstück.
    Sie zog Nimitz sanft an sich und wünschte von ganzem Herzen, Hamish hätte sie nach Briarwood begleitet. Er hatte es gewollt. Er hatte sogar versucht, darauf zu bestehen, dass er sie begleitete, bis sie ihn darauf hinwies, dass er durch seine Anwesenheit ihre Entschlossenheit unterminieren würde, durch ihr Recht auf Privatsphäre die Angabe des Vaters zu verweigern. Schlimm genug, wenn jemand sie und ihr Gefolge in der besten Fruchtbarkeits- und Fortpflanzungsklinik des Sternenkönigreichs gesehen hatte, ohne dass sie in Begleitung des Ersten Lords der Admiralität war. Trotzdem sehnte sie sich in diesem Moment so sehr danach, von ihm in die Arme genommen zu werden.
    Nun, das würde er am Abend schon tun, sagte sie sich. Und sie würde, was fast genauso wichtig war, Emilys Beistand spüren. Vielleicht bin ich schon zu lange eine adoptierte Grayson , dachte sie, und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, in dem sich Zärtlichkeit und Belustigung vermengten. Sie fragte sich, wie viele andere Manticoranerinnen den Gedanken, einen vertrauten Abend in der Gesellschaft der Frau des Vaters ihres ungeborenen Kindes zu verbringen, tröstlich gefunden hätten, und doch fiel ihr kein anderes Wort ein, um ihre Empfindung zu beschreiben.
    Und ihr war es auch egal, wie bizarr dieser Gedanke ihr selbst erschienen wäre, ehe sie zur Grayson wurde.

 
     
    14
     
     
    »Na also … da bist du ja«, murmelte Jean-Claude Nesbitt.
    Er musterte die alphanumerischen Textzeilen auf seinem Display mehrere Sekunden lang, dann runzelte er nachdenklich die Stirn und begann, sehr sorgsam die entscheidenden Stellen des Dokuments zur sicheren Verwahrung zu kopieren. Er vergewisserte sich, dass er alles hatte, was er brauchte, dann schloss er die Datei und zog sich aus der ›abgesicherten‹ Speicherbank genau so spurlos zurück, wie er in sie eingedrungen war.
    Er rief eine weitere Datei auf und ging die Checkliste durch, die er in den letzten drei anstrengenden Wochen zusammengestellt hatte, eine Aufgabe, die unter allen Umständen seine ganze Arbeitszeit beansprucht hätte. Da jedoch keiner seiner ehemaligen Untergebenen bemerken durfte, dass er an einem vollkommen privaten schwarzen Projekt arbeitete, war sie zu einer echten Strapaze geworden. Doch wenn er sich nicht irrte, fehlte ihm nichts mehr.
    Als er das Ende der Liste erreichte, grunzte er zufrieden und schloss auch diese Datei. Leicht fiel es ihm nicht, denn es war eine außerordentliche Versuchung, gleich weiterzumachen, nachdem er alle vorbereitenden Schritte endlich hinter sich hatte. Doch es war spät, er war müde und hatte schon zu viele von Müdigkeit verursachte Fehler erlebt. Außerdem war Giancolas Auftrag, den Brief mit Grosclaudes Anweisungen an seine Anwälte auszutauschen, schon seit zwei Monaten erledigt. Wenn Grosclaude etwas zustieß, ehe Nesbitt den Rest des Vorhabens erledigen konnte, so war der Colonel gedeckt. Am besten war es darum, die Dinge langsam und vorsichtig anzugehen.
    Er fuhr seine Konsole herunter, nickte seinem Spiegelbild im leeren Display zu und schob seinen Sessel zurück. Zeit fürs Bett, dachte er, aber erst nach einem wohlverdienten Schlummertrunk.
     
     
     
     
    »Ist das wirklich Ihr Ernst, Chef?«, fragte Special Senior Inspector Abrioux.
    »Und was genau an meiner in klaren Worten formulierten Anweisung bringt Sie auf den Gedanken, es könnte sich anders verhalten?«, erwiderte Kevin Usher, Direktor der Federal Investigative Agency der Republik Haven.
    Usher war ein großer, sehr kräftig gebauter Mann,

Weitere Kostenlose Bücher