Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen
Elizabeth. Dann hielt sie inne und begann offensichtlich endlich nachzudenken.
»Also gut«, sagte sie schließlich. »Ich gebe zu, dass es eine fundierte Frage ist. Aber was ist mit den Überweisungen, die von der solarischen Polizei entdeckt worden sind?«
»Ach ja«, entgegnete White Haven. »Die Überweisungen. Überweisungen direkt von einem havenitischen Botschaftskonto. Nicht gerade die am wenigsten belastende Zahlungsmethode, von der ich je gehört hätte. Und wenn eingesetzt worden ist, was auch gegen Honor benutzt wurde, warum den Täter dann überhaupt bezahlen? Wir sollten nicht vergessen, der Mörder war auf einem Himmelfahrtskommando, und jeder Idiot hätte das sofort begriffen. Laut den Berichten gab es Polizisten als Augenzeugen. Zuallermindest musste der Täter mit Verhaftung und Verurteilung wegen Mordes rechnen. Würdest du das für weniger als hundertfünfzigtausend Dollar in Kauf nehmen? Was nutzt dir das Geld, wenn du tot auf dem Gehsteig liegst oder wenn das Gericht es beschlagnahmt, nachdem man dich wegen Mordes verurteilt hat? Wenn man ihn unter diesen Umständen dazu bringen konnte, den Anschlag zu verüben, dann war Geld auf keinen Fall der ausschlaggebende Faktor. Wenn das aber so ist, wieso musste man ihm dann überhaupt Geld überweisen und eine direkte Verbindung zwischen ihm und der Botschaft herstellen?«
»Das sind ausgezeichnete Fragen, Mylord«, gab Colonel Ellen Shemais zu. Als Chefin von Königin Elisabeths Leibwache war sie Ermittlerin wenigstens auf Teilzeitbasis. Infolgedessen setzte Elizabeth den Colonel auch als Verbindungsoffizier zum Secret Intelligence Service ein.
»Wie meinen Sie das, Ellen?«, fragte die Queen.
»Ich meine, dass Earl White Havens Einwände außerordentlich stichhaltig sind, Eure Majestät«, antwortete Shemais. »Das muss so ziemlich die idiotischste Art sein, einen vorgeblich dementierbaren Mordanschlag zu arrangieren, von der ich je gehört habe, und das Queen's Own ist so etwas wie eine Autorität für die Geschichte des Attentats.«
»Aber hiernach«, sagte Grantville, indem er auf seine ausgedruckte Kopie des Berichts von Alterde klopfte, »hat man angenommen, alle Spuren der Überweisungen beseitigt zu haben. Das hat man sogar. Es war reines Glück, dass die zusätzliche Sicherheitskopie der Bank nicht aufgefallen ist und daher auch nicht geändert werden konnte.«
»Ich stimme zu, es ist möglich, dass wir in dieser Hinsicht großes Glück hatten, Sir«, entgegnete Shemais. »Aber das ändert nichts daran, dass man den Mann von einem offiziellen Konto der Botschaft bezahlt und dann hingegangen ist und die Protokolle gelöscht haben soll. Wenn man ihn überhaupt bezahlte, warum dann nicht über einen unbeteiligten Strohmann? Die Schattenwirtschaft auf Alterde wimmelt nur so von Kanälen, über die man ihn hätte auszahlen können, ohne eine Spur zu hinterlassen, geschweige denn einer, die man eigens verwischen muss. Nach den ersten Berichten über die Qualität der Manipulation an den bekannten Backups wusste man offenbar, was man tat, und deshalb würde ich sagen, man war sich völlig sicher, alle Spuren beseitigt zu haben. Aber warum überhaupt solche Spuren hinterlassen? Und wenn man zu diesem Mann eine Verbindung hat, die sich nachweisen lässt, warum in Gottes Namen dann ausgerechnet ihn als Attentäter anwerben? Da hätte Haven auch gleich den Botschafter persönlich den Abzug drücken lassen können!«
»Dem letzten Bericht des ONI an das Foreign Office zufolge«, warf Langtry ein, »haben wir noch immer nicht die leiseste Ahnung, was mit Lieutenant Meares angestellt wurde. Theorien gibt es zwar zur Genüge, aber nichts Handfestes. Dennoch, eine Vermutung geht dahin, dass der Lieutenant nicht nur wegen seiner Nähe zur Herzogin von Harrington ausgesucht wurde, sondern auch, weil an ihm etwas Einzigartiges war. Wahrscheinlich eine medizinische oder genetische Besonderheit, die ihn für die unbekannte benutzte Technik anfälliger machte. Ist es möglich, dass dieser Chauffeur die nächststehende Person war, die das medizinische Profil erfüllte, an die man herankam?«
»Das wäre wohl möglich, Sir«, sagte Shemais. »Und man hat die direkte finanzielle Verbindung zu ihm gelöscht – oder zumindest glaubte man das. Wenn es wirklich so war, dass man jemanden mit besonderem Profil brauchte, dann machte man sich immerhin viel Arbeit, um ihn zu entschärfen. Aber den Chauffeur des eigenen Botschafters einsetzen?« Sie schüttelte den
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