Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen
die Herzogin von Harrington. Damals bestand, anders als hier, keine Frage, weshalb die Havies sie tot sehen wollten, aber die Ähnlichkeit der Technik ist es, die mir so sehr auffällt. Wenn wir darüber nachdenken, wer sonst Admiral Webster hätte töten können, so müssen wir uns auch überlegen, wer die Mittel und die technischen Möglichkeiten dazu hatte, den Anschlag so und nicht anders auszuführen. Nach dem Anschlag auf die Herzogin sieht es ganz so aus, als hätten die Havies diese Mittel. Aber wir haben keinen Beweis, dass sonst noch jemand über sie verfügt. Und wenn Haven nicht dahintersteckt, dann hat sich jemand sehr viel Mühe gemacht, uns davon zu überzeugen, dass Haven sehr wohl schuldig ist.«
»Ich glaube nicht, dass es jemand anderes war«, knurrte Elizabeth. Sie war nicht mehr ganz so wütend, und Ariel erlaubte ihr, ihn von der übel zugerichteten Sessellehne zu nehmen, als sie endlich Platz nahm. Sie setzte sich den 'Kater auf den Schoß und verzog finster das Gesicht.
»Ich bin bereit, zumindest die theoretische Möglichkeit zuzugeben, dass es nicht die Havies waren«, sagte sie, »aber ich glaube nicht, dass es jemand anderes getan hat. Ich glaube, es war Haven. Ich glaube, man hat Webster aus einem Grund ermordet, den wir nicht kennen. Wahrscheinlich wegen etwas, das er auf Alterde herausgefunden hat und von dem wir nichts erfahren sollten. Vielleicht hatte er selbst noch nicht begriffen, was er da wusste. Wie Sie sagen, Ellen, wir können nicht wissen, was Haven als logischer Grund vorgekommen wäre. Und was die Überweisungen angeht, so könnte der Mann schließlich noch andere Aufträge für die Botschaft ausgeführt haben, ehe sie ihn für den Anschlag anwarben.«
»Aber –«, begann Hamish, doch sie schnitt ihm mit einem raschen, scharfen Kopfschütteln das Wort ab.
»Nein«, sagte sie. »Ich lasse mich nicht auf dieses Spielchen der Selbsthinterfragung in drei Instanzen ein. Vorerst – vorerst – handele ich auf Grundlage der Voraussetzung, dass es vielleicht doch nicht die Havies gewesen sind. So viel gebe ich Ihnen. Die Vorbereitungen zum Gipfeltreffen laufen weiter, und wir werden sehen, was Pritchart zu sagen hat. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, das Geschehene würde mich nicht erheblich weniger geneigt machen zu glauben, was immer auch auf Torch gesagt wird, aber ich gehe hin. Aber ich bin es unglaublich leid, dass diese Mistkerle ständig Menschen töten, die mir wichtig sind, Mitglieder meiner Regierung und meine Botschafter. Weiteres Entgegenkommen ist von mir nicht zu erwarten.«
Anthony Langtry sah aus, als wollte er widersprechen, aber er schloss nur den Mund und nickte; er war bereit, sich mit dem zu begnügen, was er bekommen konnte.
Elizabeth sah noch einmal wütend durch den Konferenzraum, dann erhob sie sich aus ihrem malträtierten Sessel, nickte den drei Kabinettsministern zu und verließ, von Colonel Shemais begleitet, das Zimmer.
19
»Wo ist Ruth?«, fragte Berry Zilwicki, Königin von Torch, leidend.
»Saburo sagt, sie kommt später, Mädchen«, antwortete Lara und zuckte in der ungezwungenen Formlosigkeit, die zum Kern ihres Wesens gehörte, die Schultern.
Die ehemalige ›Schwätzerin‹ war noch immer so zivilisiert wie ein Wolf und hatte Schwierigkeiten, die feineren Punkte der höfischen Etikette zu erfassen. Was, wenn sie ehrlich war, Berry nur begrüßte. Normalerweise wenigstens.
»Wenn ich das jetzt tun muss«, sagte die Königin bestimmt, »soll Ruth dabei sein.«
»Berry«, entgegnete Lara, »Kaja sagt, sie kommt gleich, und Saburo und Ruth sind schon unterwegs. Wir können schon mal anfangen.«
»Nein.« Berry stolzierte – anders konnte man es nicht nennen – zu einem Sessel und schmiss sich hinein. »Ich bin die Königin«, sagte sie naserümpfend, »und ich möchte meine Sicherheitsberater dabeihaben, wenn ich mit diesen Leuten spreche.«
»Aber dein Vater ist nicht mal auf Torch«, erwiderte Lara mit einem Grinsen. Thandi Palanes ›Amazonen‹ hatten tatsächlich einen Sinn für Humor entwickelt und tiefe Zuneigung zur ›kleinen Schwester‹ ihrer Kommandeurin gefasst. Deshalb bereitete es ihnen auch so viel Freude, sie aufzuziehen.
»Du weißt genau, was ich meine!«, versetzte Berry und rollte verärgert mit den Augen. Es lag aber ein Funkeln in ihren Augen, und Lara lachte stillvergnügt in sich hinein, als sie es sah.
»Ja«, gab sie zu, »aber sag mir eins, wozu brauchst du Ruth? Das ist
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