Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen
scheußlich misstrauischer Mensch und denke mir, wenn es wirklich aus der gleichen Quelle kommt, dann ist es sehr gut möglich, dass es in beiden Fällen benutzt wurde, um die gleiche Strategie zu verfolgen. Natürlich wäre es auch möglich, dass da jemand nur die Technik vermarktet und jedem zur Verfügung stellt, der sie will und sie sich leisten kann, aber allmählich kommen mir da immer mehr Zweifel.« Usher schüttelte den Kopf. »Nein, Eloise. Hier zeichnet sich ein Muster ab, ich sehe es nur noch nicht richtig deutlich. Aber was ich gesehen habe, deutet darauf hin, dass die Hinterleute weder uns noch die Mantys besonders gut leiden können.«
»Jetzt sagen Sie also, dass Arnold vielleicht aktiv in jemandes Auftrag neue Feindseligkeiten zwischen uns und Manticore provoziert hat?« Pritchart wünschte, sie könnte ungläubiger klingen, als sie tatsächlich klang.
»Ich halte es für möglich«, stimmte Usher ihr zu. »Trotzdem gibt es dabei noch viel zu viele unbeantwortete Fragen, als dass ich sagen könnte, wer den Krieg gewollt haben kann. Hatten die Unbekannten genügend Informationen über Schlupfloch, um von uns zu erwarten, dass wir uns für sie wieder auf die Mantys stürzen? In diesem Fall ist Manticore vielleicht das eigentliche Ziel, und wir sind nur ein stumpfer Gegenstand, mit dem man es niederknüppelt. Oder sollten die Mantys uns an die Kehle springen, was uns zum Hauptziel machen würde? Vielleicht möchte man aus einem Grund, den ich mir im Moment nicht vorstellen kann, nur, dass wir uns wieder bekämpfen, wodurch wir beide die Schießscheibe einer dritten Partei mit eigenen, im Augenblick noch völlig unbekannten Absichten wären?«
»Himmel, Kevin!« Pritchart starrte ihn mit einem Ausdruck an, der dem Entsetzen stark ähnelte. »Das ist so … so … so sehr um die Ecke gedacht, dass ich schon vom Zuhören Kopfschmerzen bekomme! Was nützt einer hypothetischen dritten Partei denn, wenn wir wieder Krieg gegen Manticore führen?«
»Ich sagte ja schon, ich kann mir nicht vorstellen, was ihre Motive sein könnten. Wenn ich dazu imstande wäre, hätte ich einen guten Ansatzpunkt herauszufinden, wer sie sind.
Und es ist völlig möglich, dass ich mit meiner Theorie komplett daneben liegen. Meine Erfahrung als ›Spion‹ könnte mich halluzinieren lassen, weil Danny und ich alle möglichen inneren Möglichkeiten abgeklopft haben. Ich weiß es einfach nicht, Eloise. Aber eines weiß ich – meine Instinkte sagen mir ohne Ausnahme, dass wir bisher nur die Spitze des Eisbergs gesehen haben.«
13
»Guten Morgen zusammen«, sagte Eloise Pritchart, während sie forschen Schritts den sonnigen Sitzungsraum betrat.
Der Kabinettssaal lag im Ostflügel der offiziellen Residenz der Präsidentin, und der teure polierte Konferenztisch, der mit einem halben Dutzend exotischer Holzsorten eingelegt war, glitzerte in der Flut des Morgenlichts, die durch die großen Fenster der Außenwand hereinströmte. Der dicke Naturfaserteppich lag da wie ein tiefer See voll kobaltblauem Wasser, und das Siegel der Präsidentin trieb darauf wie eine goldene Spiegelung. Alle Sessel waren schwarz gepolstert, nur Pritcharts nicht: er hatte das gleiche Blau wie der Teppich, und der Rücken seiner Lehne war mit dem Amtssiegel verziert. An jedem Platz standen Gläser und teure Kristallkaraffen mit Eiswasser, und optische Aufzeichner auf dem Dach des Gebäudes fütterten die intelligenten Innenwände der Kammer, die konfiguriert waren, eine Panoramasicht der Nouveau Pariser Innenstadt mit ihrem morgendlichen Verkehr darzustellen.
»Guten Morgen, Madame Präsidentin«, erwiderte Thomas Theisman als allgemein anerkannter ranghöchster Angehöriger des Kabinetts für alle Anwesenden.
Nach der Rangfolge, die durch die Verfassung vorgegeben wurde, stand eigentlich Leslie Montreau, Arnold Giancolas Nachfolgerin im Außenministerium, technisch höher im Rang als Tom Theisman, doch niemand im Saal ließ sich davon täuschen. Theismans Ergebenheit gegenüber der Verfassung und sogar seine Entschlossenheit, auf keinen Fall Präsident zu werden, wurde sogar von den zynischsten Kabinettsministern als gegeben anerkannt. In gewisser Hinsicht vergrößerte sich seine Machtbasis dadurch sogar noch. Jeder wusste, dass Theisman keinen politischen Ehrgeiz kannte und rückhaltlos hinter Eloise Pritchart stand, dem ersten gewählten Staatsoberhaupt der Republik seit drei Jahrhunderten.
Und dass das Militär der Republik
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